Die Themen im Einzelnen:
"Die ganze Region steht hinter Caterpillar", titelt heute L'Avenir. Wie andere Zeitungen auch berichtet das Blatt ausführlich über Reaktionen zu den angekündigten Entlassungen beim Baumaschinenhersteller in Gosselies. Gewerkschaften, Regional- und Föderalpolitiker bis hin zu Premier Elio Di Rupo und EU-Industriekommissar Antonio Tajani hatten am Freitag ihr Unverständnis zu der Entscheidung der Werksleitung geäußert, 1.400 Mitarbeiter entlassen zu wollen.
"2015, das Jahr der Wahrheit für Caterpillar", fasst L'Echo auf Seite eins ein Gespräch zusammen, das die Zeitung mit dem Caterpillar-Chef von Belgien geführt hat. Darin sagt er, dass es keinen geheimen Terminplan für die Schließung des Werkes gebe, wie das einige ja vermuten. Dass es das Ziel der Unternehmensleitung sei, den Standort Gosselies auch nach 2015 weiter zu betreiben. Doch eine Garantie dafür könne er nicht aussprechen. Das hänge von den Entscheidungsträgern in den USA ab.
Gefragt: der Blick nach vorne
Kommentierend meint das Wirtschaftsblatt: Was die Wallonie jetzt braucht, ist der Blick nach vorne. Dem Niedergang der Industrie darf man nicht tatenlos zusehen. Pläne für die Zukunft müssen her und mit der Strategie Horizon 2022 liegt ein solcher Plan schon auf dem Tisch. Er darf jetzt nicht zerredet werden, sondern man muss sich an seine Umsetzung begeben. Denn dass die Wallonie Zukunftspotential mit neuen Industriezweigen hat, hat sie schon bewiesen: in den Bereichen Luftfahrtechnik, Logistik, Gesundheit und Biotechnologie.
Anders kommentiert L'Avenir das Thema Caterpillar: Das ist schon schizophren: Am Freitag wurde verkündet, dass die Zahl der Arbeitslosen in Belgien gesunken ist, aber freuen können wir uns darüber nicht. Multinationale Unternehmen haben uns fest in ihrem Griff. Auch unsere Emotionen kontrollieren sie jetzt schon. Wie kommen wir da nur wieder raus? Keiner scheint Lösungen zu haben. Diese Woche haben wir mal wieder alles und nichts dazu gehört. Zum Beispiel die Meinung der Ratingsagentur Fitch zu Italien: Das Land brauche eine vernünftige Politik, um die Reformen weiter zu führen. Doch es hat sich ja gezeigt, dass genau diese Reformen Italien ins Chaos gestürzt haben. Wie gesagt: Alles scheint zurzeit schizophren, meint die Zeitung.
Blauhelme mit 27 Sternen
Ähnlich hilflos sieht Le Soir die Situation. Jetzt ist Europa gefragt, denn Zuversicht kann nur von einer starken öffentlichen Einrichtung kommen. Es war ein historischer Fehler, das langfristige EU-Budget zu kürzen, so wie es die Staats- und Regierungschefs beschlossen haben. Man hätte das Budget verdoppeln müssen. Und um mit den Worten eines Populismus-Experten zu sprechen: Man hätte jedem Bauarbeiter in Europa einen Blauhelm mit 27 Sternen auf den Kopf setzen müssen, um den Bürgern zu zeigen: Jemand kümmert sich um euch und baut für euch die Zukunft, schreibt Le Soir.
Auch einige flämische Zeitungen finden, dass rigoroses Sparen nicht der richtige Weg aus der Krise ist. De Morgen schreibt dazu: Unser belgischer Professor Paul De Grauwe sorgt zurzeit für internationales Furore. Er beweist, dass die derzeitige Sparpolitik der Euro-Zone keine objektivierbare Grundlage hat, sondern nur Reaktion auf irrationelle Marktbewegungen ist. Tatsächlich können wie sehen, dass zu viel Sparen nichts bringt. Siehe Griechenland, Spanien, Italien: Die Länder sparen, Geld fehlt zum Investieren, die Wirtschaft kommt nicht auf die Beine, die Menschen leiden. Viele internationale Experten geben unserem Professor Recht. Wann kommt die Botschaft auch bei Europa an?, fragt De Morgen.
Rote Zahlen fordern auf zu investieren
Auch De Standaard sieht im Sparen die falsche Reaktion auf Defizite und schreibt: Rote Zahlen sind ein Zeichen. Sie fordern auf zum Investieren in Menschen und Dinge. Das gilt natürlich auch für Belgien. Doch es besteht die Befürchtung, dass die Kommunen das nicht erkennen. Sie haben ja, wie wir diese Woche erfahren haben, künftig weniger Geld zur Verfügung. Sparen wäre der falsche Reflex, Investieren vor allem in Infrastruktur, das müsste geschehen, findet De Standaard.
"Budget: 2,5 Milliarden Euro müssen gefunden werden", titelt Le Soir. Die Zeitung wirft einen Blick auf die Nachbesserungen für den Haushalt 2013. Nächste Woche sollen die Verhandlungen darüber beginnen. Sowohl auf föderaler Ebene, als auch bei Provinzen und Kommunen muss Geld gespart werden. Le Soir will erfahren haben, dass es um 2,5 bis drei Milliarden Euro gehen wird. Ein erster Streit um das Budget ist schon entbrannt: "Reynders droht Flandern trocken zu legen", empört sich Het Nieuwsblad in seiner Schlagzeile und berichtet, dass der föderale Außenminister 350 Millionen Euro von den Regionen fordert.
Produkte aus Belgien immer beliebter
Auf die Affäre um die Finanzierung des christlichen Dachverbands ACW kommt Het Laatste Nieuws in seinem Kommentar zurück. am Freitag hatten Vertreter von Belfius vor einem Ausschuss erklärt, dass die Deals zwischen der Bank und ACW normale Finanzgeschäfte gewesen waren. Minister Steven Vanackere sei dabei nicht interveniert. Kommentierend meint das Massenblatt: Das mag alles richtig sein, was zurückbleibt, sind tiefe Wunden. Der Graben zwischen der N-VA, die die Anschuldigung gegen ACW erhoben hatte und der CD&V, die der ACW nahe steht, ist größer geworden und der Bumerang fliegt gerade zur N-VA zurück, denn der Vorwurf des Steuerbetrugs gegen ACW ist bislang nichts bestätigt, so Het Laatste Nieuws.
La Libre Belgique schließlich schaut auf unser Essen: "Was kommt wirklich auf unsere Teller?" fragt das Blatt auf Seite eins und versucht im Innenteil, Klarheit zu schaffen. Dort vermeldet die Zeitung auch, dass in Geschäften und Supermärkten Produkte aus Belgien bei den Kunden immer beliebter werden.
Archivbild: Eric Lalmand (belga)