Börseneuphorie
De Standaard macht seine heutige Ausgabe mit der Balkenüberschrift „Börseneuphorie für einen Tag“ auf. Händler und Anleger auf der ganzen Welt hätten gestern euphorisch auf den Rettungsplan für die amerikanische Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac reagiert. In einer als historisch bezeichneten Aktion habe die US-Regierung die Kontrolle über die beiden Finanzinstitute übernommen und investiere bis zu 200 Milliarden Dollar in die Banken, um sie am Leben zu erhalten.
Vor allem die Anleger seien erleichtert gewesen, dass das Risiko eines weltweiten Chaos, das durch den möglichen Bankrott der beiden größten US-Hypothekenbanken verursacht worden wäre, jetzt schwindet. Vor allem Aktien von Banken und Versicherern, so schreibt De Standaard, hätten gestern von den Nachrichten aus den USA profitiert. Der Bankenindex des Finanz-Informationsdienstleisters Bloomberg, der die 70 größten europäischen Finanzhäuser zusammenfasst, sei gestern um 6,4% gestiegen. Dies sei der größte Tagesgewinn seit Oktober 2002 gewesen, notiert das Blatt.
Auch De Morgen hat dieses Thema auf der Titelseite. Hierzulande sei der Bel 20-Börsenindex gestern um kräftige 4,4% gestiegen. Alleine die Anteile der Dexia-Bank hätten um gut 10% zugelegt. Fortis stieg um 5,3%, KBC um 8,4%. Laut De Morgen wachse die Überzeugung, dass die Wirtschaftsmalaise sich weltweit ihrem Ende nähert. Ob der Enthusiasmus allerdings weiter anhalten wird oder es sich nur um eine zeitweise Hausse an den Börsen handelt, lasse sich derzeit nur mit Spekulationen beantworten. Während die einen ein sinkendes Risiko an den weltweiten Kreditmärkten zu erkennen glauben, fürchten andere, dass die Kursverbesserungen nicht sehr langlebig sein werden.
Für Het Laatste Nieuws kann man getrost von einem Supertag an den Börsen sprechen. Dennoch - der größte anzunehmende Unfall - ein Bankrott der beiden größten US-Hypothekenbanken - sei zwar abgewendet, doch seien die wirtschaftlichen und finanziellen Probleme damit noch nicht vollends ausgeräumt, zitiert die Zeitung einen Wirtschaftsexperten. Der Konjunkturmotor stottere auch weiterhin, so Het Laatste Nieuws. Fachleute warnten vor übertriebenem Optimismus. Es werde wohl noch einige Zeit dauern bevor sich das Klima an den internationalen Aktienmärkten vollends bessere. Die Konjunkturlage schwäche sich weiter ab und das würde in den nächsten Quartalen für einen Rückgang der Gewinnmargen bei Unternehmen führen.
Politische Sommerpause mit Enttäuschung beendet
La Libre Belgique widmet seinen heutigen Kommentar dem Ende der politischen Sommerpause. Die Rückkehr ins normale politische Alltagsgeschäft sei zum Heulen. Man habe vergebens nach Leitlinien und Ideen, einem Projekt das Bewegung versprechen würde, gesucht. Nichts, aber auch gar nichts hiervon, könne man anführen. Das Ende der politischen Sommerpause sei enttäuschend und provoziere Konsternation. Enttäuschend vor allem im Bereich der gemeinschaftspolitischen Entwicklungen. Man sei erneut damit beschäftigt, eine Methodik hierzu zu entwickeln. Damit fahre man gegen die Wand.
Konsternierend sei der politische Herbst, weil keine Debatte mehr stattfinde. Didier Reynders habe ohne Umschweife erklärt, dass in der Wallonie ohne die Liberalen alles schief laufe. Eine Feststellung, die ohne Nuancierung daherkäme und die politisch Verantwortlichen von PS und cdH verletze. Zugegeben, so kommentiert La Libre Belgique, die Kritik von Reynders hätte nuancierter ausfallen können, doch sei sie nicht ganz ungerechtfertigt. Seine scharfe Kritik an der PS habe Reynders 2007 zur stärksten Partei im französischsprachigen Landesteil werden lassen. Wohl auch deshalb wende er dieses Verfahren jetzt wieder an.
Spaltung Belgiens würde Milliarden kosten
Le Soir macht heute mit den potentiellen Kosten eines Auseinanderbrechens von Belgien auf. "Teilung würde Wallonen 4,9 Milliarden kosten", so der Titel der Brüsseler Tageszeitung. Der ehemalige Generalsekretär der flämischen Verwaltung, Rudi Aernoudt, berechnete die entstehenden Kosten bei einer Aufspaltung des Landes und ermittelte jährliche Gesamtkosten hierfür in Höhe von 7,2 Milliarden Euro. Mit der Aufspaltung Belgiens würden die Finanztransferts von Norden nach Süd enden. Neben finanziellen Folgen für die unterschiedlichen Regionen würden die verursachten Kosten in der Wallonie die Zahl der unter der Armutsgrenze leben von 16 auf 27% der Bevölkerung ansteigen lassen. Die Beibehaltung des Föderalstaates Belgien, selbst nach Umstrukturierungen würde 14 Milliarden Euro an Einsparungen bedeuten, schreibt Le Soir unter Berufung auf Rudi Aernoudt.
Scheidung bald noch einfacher - Steuererklärung bleibt anscheinend zu kompliziert
Het Nieuwsblad berichtet heute auf Seite 1 über die anstehende Novellierung des Scheidungsgesetzes in Belgien und informiert über die Vereinfachungen, die damit einhergehen würden.
Gazet van Antwerpen schließlich berichtet auf der Titelseite über mögliche Strafen beim Nichtausfüllen der Steuererklärung. Dies hätten im vergangenen Jahr über 305.000 Belgier nicht getan. Das könnte zu erheblichen Geldstrafen führen, so die Antwerpener Tageszeiten.