Fehler beim Prozessauftakt zur Habran-Bande
De Morgen macht mit der Balkenüberschrift "Fehler der Staatsanwaltschaft legt Habran-Prozess lahm" auf. Der Geschworenenprozess gegen die Bande von Schwerverbrecher Marcel Habran sei gestern zum Erliegen gekommen, nachdem mit der Lektüre der falschen Anklage begonnen worden war. In der Akte Habran seien zwei verschiedene Anklagetexte im Umlauf. Die lange und ausführliche Version, die als internes Dokument mit fast 400 Seiten für den Prozess in Lüttich eingekürzt wurde und bei Prozessauftakt eigentlich zur Vorlage kommen sollte, war nicht das Dokument, das beim Prozessauftakt vorgelesen wurde.
Vielmehr hörten die Anwälte und die Geschworenen, so schreibt die Zeitung, die lange, also für den internen Gebrauch bestimmte Version. Ein Umstand, der nach Angaben der Verteidigung den gesamten Prozess in Frage stellt. Die Geschworen hätten nämlich eine Version der Fakten gehört, die nicht mit der übereinstimme, die den Anwälten der Verteidigung vorliegt. Dies sei ein schwerwiegender Fehler der föderalen Staatsanwaltschaft, zitiert das Blatt einen der Rechtsbeistände der Angeklagten. Es sei derzeit noch schwer einzuschätzen, welche Folgen der Vorfall auf den Prozessverlauf habe. Allerdings gehöre der Irrtum in den Bereich des Surrealen.
Für Het Laatste Nieuws handelt es sich bei der Verfehlung um einen noch nie da gewesenen gerichtlichen Fehler. Beim "Monsterpozess" gegen Marcel Habran und seine Kumpane sei es schon zu Beginn direkt schief gelaufen. Auch wenn der föderale Staatsanwalt Michel Yernaux gestern Nachmittag die richtige Version der Anklageschrift vorlesen wollte, sei für die Verteidigung eine Rückkehr zu "business as usual" unmöglich.
Die gesamte Sitzung des Gerichts heute Morgen werde sich mit dem gestrigen Vorfall beschäftigen, so die Zeitung. Was aber nicht zwangsläufig bedeute, dass der Prozess komplett neu aufgerollt werden muss. Der vorsitzende Richter müsse das wieder geradebiegen, zitiert das Blatt einen Juristen. Dies sei über eine Erklärung und das Vorlesen des richtigen Schriftstücks möglich. Die einzige Gefahr sei, dass die Verteidigung geltend macht, dass sie sich nicht korrekt vorbereiten konnte und ihre Rechte missachtet wurden. Vermutlich wisse man heute Nachmittag, welche Folgen die gestrige Verfehlung für den Habran-Prozess in Lüttich tatsächlich haben wird.
Abrechnungen zwischen Ermittlern und Justiz in Charleroi?
Auch Le Soir hat das Thema auf der Titelseite, berichtet dort aber auch über die neuesten Informationen zu Vorteilen, die die Justiz in Charleroi dem sozialistischen Politiker Jean-Claude Van Cauwenberghe möglicherweise verschaffte. Der ehemalige Ministerpräsident der wallonischen Region schildert in der heutigen Ausgabe der Brüsseler Tageszeitung seine Version einer Hausdurchsuchung, die bei ihm am 11. Juni durchgeführt wurde.
Van Cauwenberghe bezeichnete die Durchsuchung seiner Privaträume als völlig korrekt. Allerdings habe sich die Atmosphäre, die bei der Hausdurchsuchung herrschte, rasch verschlechtert, als die zuständige Untersuchungsrichterin erfuhr, dass polizeiliche Ermittler zur gleichen Zeit auch Büroräume von Jean-Claude Van Cauwenberghe bei der sozialistischen Krankenkasse durchsuchten. Der PS-Politiker stelle sich daher, so das Blatt, Fragen zu möglichem Amtsmissbrauch. Jetzt würden Polizisten der Untersuchungsrichterin De Mol Gefälligkeiten gegenüber Van Cauwenberghe vorwerfen. Le Soir fragt deshalb, ob es sich nicht um mögliche Abrechnungen zwischen Ermittlern und Justiz handelt.
Belgiens Polizeichef Koekelberg unhaltbar?
Het Nieuwsblad titelt heute: "Das Schicksal von Polizeichef Koekelberg ist besiegelt". Ein Untersuchungsbericht des mit der Kontrolle der Polizeiorgane betrauten "Comité P" sei nach Angaben eines Gewerkschaftsvertreters vernichtend. Nach Angaben aus Kreisen der Polizeigewerkschaft werde Belgiens Polizeichef in seiner Position unhaltbar. Koekelberg war in die Schlagzeilen geraten, nachdem er seine Sekretärin, mit der ihm ein Verhältnis nachgesagt wird, in eine höhere Position befördert hatte.
Will Flandern Brüssel isolieren?
La Libre Belgique berichtet heute über das angebliche flämische Vorhaben, Brüssel zu isolieren. Die flämische Regierung erarbeite derzeit eine Strategie zur Entwicklung der Gemeinden rund um die Region Brüssel Hauptstadt. Betroffen wären etwa die Bereiche Wirtschaft oder Mobilität. Eine Interaktion mit Brüssel sei in diesen Plänen allerdings nicht vorgesehen. Der Zeitung liegt ein vertrauliches Dokument zu den Vorhaben Flanderns in diesem Bereich vor, in dem auch eine Entwicklung im Bereich der Beschäftigung und des Wohnungsbaus im flämischen Umland an der Peripherie zu Brüssel vorgesehen sei.
De Standaard macht ebenfalls mit der flämischen Regionalregierung und deren heutiger Sitzung auf. Bei dieser Gelegenheit werde Ministerpräsident Kris Peeters einen Text zum zwischengemeinschaftlichen Dialog vorlegen, der starke N-VA-Akzente, etwa zur Spaltung des Wahlbezirks Brüssel-Halle-Vilvoorde, beinhalte. Hierzu würde allerdings kein Stichdatum mehr gefordert.