Millionen für belgischen Kicker-Star
Beginnen wollen wir jedoch diesen Blick in die Tageszeitungen heute einmal mit dem Sport oder besser gesagt mit der zunehmenden Rolle, die das Geld im Fußball spielt. Dabei geht es um den Transfer des Standard-Spielers Marouane Fellaini zum englischen Erstligaclub Everton, mit dem sich Le Soir auf ganzen drei Seiten beschäftigt.
Der Verkauf von Fellaini ist der teuerste in der belgischen Fußballgeschichte, kassiert Standard Lüttich doch nicht weniger als rund 20 Millionen Euro, das heißt so viel wie das Jahresbudget des Lütticher Renommierclubs. Im englischen Fußball, so heißt es im Kommentar der Zeitung, sind solche Beträge nichts Außergewöhnliches. Für Fellaini ist es ein Traum, aber auch die größte Herausforderung seines Lebens.
Auch La Dernière Heure befasst sich ausführlich mit diesem Rekordtransfer, mit dem Standard Lüttich sich in finanzieller Hinsicht auf Jahre hinaus saniert hat. Doch auch Fellaini hat keinen Grund zur Klage, denn bei Everton wird er pro Monat netto 90.000 Euro verdienen, d.h. so viel wie bei Standard Lüttich pro Jahr. Und das mit gerade mal 20 Jahren.
Peanuts für Otto Normalverbraucher
Derweil muss sich der Durchschnittsbürger den Gürtel enger schnallen: dies forderte gestern jedenfalls der Vizegouverneur der Nationalbank. Um eine Entgleisung des Staatshaushaltes zu vermeiden, muss der Staat ganz gewaltig auf die Ausgabenbremse treten, so sagte er.
Het Laatste Nieuws ist der gleichen Meinung, doch befürchtet die Zeitung, dass es der Regierung Leterme sowohl an Einmütigkeit als auch an politischem Mut fehlt, um zu sparen, wo es nötig ist. Allerdings lässt die Zeitung auch den Vorsitzenden der sozialistischen Gewerkschaft zu Wort kommen, der genau das Gegenteil fordert, nämlich höhere Löhne und mehr Kaufkraft, unter anderem auch, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Zum gleichen Thema notiert De Standaard: im Sinne einer gesunden Haushaltspolitik sind auch Arbeitgeber und Gewerkschaften gefordert. Die Gewerkschaften müssen einsehen, dass sich die Wirtschaft höhere Löhne wahrscheinlich nicht leisten kann, und dass geringere Steuern auch dazu beitragen, die Kaufkraft zu unterstützen. Indessen sollte die Arbeitgeberseite damit aufhören, die hierzulande praktizierte Bindung der Löhne an den Index der Verbraucherpreise in Frage zu stellen.
Abstellgleis für die Staatsreform
Het Belang Van Limburg fordert die Föderalregierung auf, ihre ganze Energie auf die wichtigsten finanziellen und sozialwirtschaftlichen Probleme zu konzentrieren und die Diskussion über die Staatsreform den Gemeinschaften anzuvertrauen.
Genau dies hatte erst kürzlich der flämische Ministerpräsident Peeters gefordert, doch da gibt es einen Knackpunkt, nämlich die Frage, ob auch die Region Brüssel, die den Flamen ein Dorn im Auge ist, mit am Verhandlungstisch sitzen soll. Diesbezüglich befürchtet Het Nieuwsblad, dass die Frankophonen auf Brüssel als Verhandlungspartner nicht verzichten werden. Die jüngsten entsprechenden Aussagen des wallonischen Ministerpräsidenten Demotte lassen befürchten, dass mit einem Start echter Verhandlungen über die Weiterführung der Staatsreform so schnell wohl noch nicht zu rechnen ist.
Geduldsprobe für "Papierlose"
La Libre Belgique hebt heute die regierungsinternen Meinungsverschiedenheiten in der Ausländerpolitik hervor. Im Regierungsabkommen, so schreibt die Zeitung, ist zwar die Regularisierung der so genannten Papierlosen vorgesehen, doch hinsichtlich der Frage, in welcher Form dies geschehen soll, gibt es nach wie vor erhebliche Meinungsunterschiede zwischen dem linken und dem rechten Regierungsflügel. Trotz des seit fast zwei Monaten andauernden Hungerstreiks von 75 Asylbewerbern in Brüssel ist man auf Regierungsebene bei der Regularisierungsfrage auch gestern keinen einzigen Schritt weitergekommen.
De Morgen verweist in diesem Zusammenhang auf die scharfe Kritik von Arbeitsministerin Milquet an den Liberalen, die die Regularisierung hinauszögern. Als Mitglied der Regierung sollte sie weniger reden und mehr handeln, doch vielleicht geht es ihr in diesem Fall auch mehr noch um politische Werbung in eigener Sache. Jedenfalls, so schlussfolgert die Zeitung, zeigt die Regierung Leterme in der Ausländerpolitik noch weniger Zusammenhalt als unser Land.