Atemberaubend, spektakulär, perfekt, fantastisch - alle Superlative treffen auf die glanzvolle Zeremonie in Peking zu, schreibt Gazet van Antwerpen. Doch man muss sich fragen, ob jene Chinesen, denen es durch diese Spiele in ihrem Land nicht besser geht, auch so begeistert sind. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. In Peking mussten Hunderttausende ihre Häuser räumen, um Platz für die olympische Infrastruktur zu machen. Für die Machthaber sind das Nebensächlichkeiten. Über die Schändung der Menschenrechte, die Probleme in Tibet und den Boykott der Eröffnung wurde viel palavert und gestern diplomatisch geschwiegen. Einen wirtschaftlichen Giganten stößt man nicht vor den Kopf.
Rogges Rede
La Libre Belgique notiert: Seit langem weiß man, wie gut die kommunistischen Länder Massenspektakel organisieren können. Nicht das kleinste Sandkörnchen störte den Ablauf dieser fein geölten Maschine und kein störendes Wort erklang in den Lautsprechern. Der Vorsitzende des Internationalen Olympischen Komitees, der Belgier Jacques Rogge, erinnerte nur vorsichtig an die Erdbebenopfer in Sichuan und appellierte an die Athleten, keine Aufputschmittel zu nehmen. Das Olympische Ideal und die Menschenrechte wurden nicht erwähnt, denn das Olympische Komitee ist keine politische Organisation.
Het Nieuwsblad unterstreicht: Jacques Rogge betonte in seiner Botschaft an die Sportler, sie sollten Doping und Betrug verwerfen und dafür sorgen, dass die Welt stolz auf sie sein könne. Dennoch werden wieder einige nicht zugehört haben. Rogge selbst befürchtet in den kommenden zwei Wochen 30 oder 40 positive Tests. Doch die Kontrollen werden verschärft. Jeder ertappte Athlet bedeutet eine Medaille für die Kämpfer gegen Doping. Doch Dopingfälle können auch die Spiele überschatten.
Het Belang van Limburg erklärt: Mit diesen Olympischen Spielen gibt China der ganzen Welt seine Visitenkarte. Nichts wurde dem Zufall überlassen, um die bestorganisierten Spiele in den schönsten Stadien der Welt zu abzuhalten. Die Eröffnungsfeier verband die reiche kulturelle Vergangenheit Chinas mit den unbegrenzten technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten eines selbstbewussten und stolzen Landes, das auch politisch in der Welt eine Hauptrolle spielen will, sobald es seine internen Probleme gelöst hat.
Chinas Rolle in der Welt
De Standaard fügt hinzu: Alles, was in den vergangenen Monaten über die Haltung Chinas in Sachen Menschenrechte gesagt und geschrieben wurde, ist richtig. Genauso wie die Kritik an der autokratischen Führung Russlands durch Vladimir Putin. Doch es hat keinen Sinn, weiter Protestkundgebungen zu organisieren. Diese beiden Großmächte haben ihren Platz im geopolitischen Kraftfeld eingenommen. Man muss mit ihnen Rechnung tragen und realistisch sein. Europa versucht, seinen Integrationsprozess zu retten, und die Vereinigten Staaten müssen sich von ihrer politischen und militärischen Selbstüberschätzung erholen. Die Verschiebungen im Kräfteverhältnis der Welt werden deutlich spürbar.
De Morgen stellt fest: China präsentiert der Welt ein Bild von sich selbst, wie es sich gerne sieht. Eine strenge Regie mit unendlich vielen Menschen, die alle mitmachen, und die ihre Stelle in der Menge genau kennen. Ein Land, in dem das Volk glücklich ist oder so aussieht und alle den Führern zujauchzen und ihnen gehorchen. Die Eröffnungsfeier war das Symbol für ein politisches und wirtschaftliches Modell, das China gerne der Welt als neues erstrebenswertes Ideal anpreist.
Wie geht es mit Belgien weiter?
Le Soir bringt ein Interview mit dem deutschsprachigen Ministerpräsidenten Karl-Heinz Lambertz in seiner Eigenschaft als Vermittler des Königs. Er glaubt an die Möglichkeit, eine bedeutende Staatsreform durchzuführen, jedoch nicht vor den Regionalwahlen im kommenden Jahr. Der Prozess werde bis zum Ende des ersten Jahrzehnts dieses Jahrhunderts dauern. Keinesfalls länger.
Het Laatste Nieuws kommentiert eine statistische Untersuchung unter Bürgern aus 22 Ländern. Das Vertrauen der Belgier in ihre Politiker ist gering, doch höher als das der Italiener, Deutschen und Franzosen. Es gibt in Belgien keine Vertrauenskrise. Doch das Land muss auf die Suche nach einem neuen Gleichgewicht gehen. Die dümmste Schlussfolgerung, die die belgischen Politiker daraus ziehen könnten, wäre, das Land dem Boden gleichzumachen. Die allerdümmste Schlussfolgerung wäre, nichts zu tun und noch einige Jahre alles beim alten zu lassen.