La Libre Belgique stellt fest: 32 Jahre nach Maos Tod empfängt ein verwandeltes China den Rest der Welt. Es blickt auf einen gewaltigen wirtschaftlichen Fortschritt, die Entwicklung seiner Infrastruktur und wachsenden Wohlstand für seine Bevölkerung zurück. Doch vor allem haben die Mentalitäten sich geändert. Dieses Volk, das so lange isoliert war, entdeckt die Welt und will sich ihr öffnen.
Doch auf gewissen Gebieten blieb die chinesische Regierung unnachgiebig. Die Rufe in den Stadien übertönen die Stimmen der Menschen in den Gefängnissen. Das ist auch die Schuld westlicher Führer, die unbedingt der Eröffnungszeremonie beiwohnen wollten. Die Missachtung der Menschenrechte wirft einen Schatten auf die Olympischen Spiele. Doch auch die soziale Ungerechtigkeit, die sich schnell verbreitet, zeichnet ein anderes Bild vom chinesischen Wirtschaftswunder.
De Tijd bemerkt: Obschon eine Verbesserung der Menschenrechte ausblieb, wollen die meisten Staatschefs der Eröffnung der Spiele beiwohnen. China ist nun einmal zu einem nicht zu übersehenden Spieler auf dem internationalen Parkett geworden. Die politischen Führer der Welt haben eine große Chance verpasst, den Chinesen ein wichtiges politisches Signal zu geben: Eine wirtschaftliche Weltmacht hat nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten, vor allem auf dem Gebiet der Menschenrechte.
De Standaard fügt hinzu: China hat Fortschritte gemacht, auch wenn diese teuer bezahlt werden. Man darf nicht vergessen, dass in China alles Politik ist, auch die Wirtschaft und der Sport. Die Spiele haben den Vorteil, dass sie den Rest der Welt an die echte Natur des chinesischen Regimes erinnern. Diese Olympischen Spiele werden eine Verherrlichung des chinesischen Nationalstolzes. Doch sie werden kein Volksfest, denn das Regime misstraut seinem Volk.
Kein flämischer Löwe in Peking
Die rechtsradikale Partei Vlaams Belang hat energisch gegen das Verbot protestiert, bei der Eröffnung der Spiele die flämische Flagge zu tragen.
Het Laatste Nieuws meint dazu: Das war eine gute Entscheidung des Olympischen Komitees. Der Belgier Jacques Rogge muss friedliche und hoch stehende Spiele garantieren. Ihm bleibt keine andere Wahl als allein nationale Mannschaften als Vertreter souveräner Staaten zu akzeptieren. Flämische Löwen haben dort nichts verloren. Die Spiele müssen in einem ideologischen Niemandsland in einer Luftblase der Neutralität stattfinden. Wer diese zum platzen bringen will, und sei es selbst aus aufrechter Sorge um die Menschenrechte, zerstört das schönste Symbol der Verbundenheit zwischen Menschen aus 200 Nationen.
La Derniere Heure stellt fest: Für China sind die Spiele bereits ein Erfolg, weil zahlreiche Staatschefs anwesend sind, 10.000 Athleten nach China kamen und die Spiele von vier Milliarden Menschen am Bildschirm verfolgt werden. Allen Sportlern kann man nur wünschen, dass kein Terror und kein Doping ihre Anstrengungen und Leistungen überschatten wird.
De Morgen erklärt: Peking ist die falsche Stadt, China das falsche Land und das falsche System. Doch die Olympischen Spiele sind stärker als die Systeme. Vielleicht werden Jahre vergehen, doch China wird nach den Spielen nie mehr das gleiche Land sein.
Het Belang van Limburg gibt zu bedenken: Es ist eine Illusion, zu glauben, dass die Olympischen Spiele im austragenden Land eine politische Umkehr bewirken können. Kurzfristig geschieht oft sogar das Gegenteil. Aus Angst vor Terroranschlägen gibt es gigantische Sicherheitsmaßnahmen. Alles was eventuell eine Bedrohung für die Spiele und das Image des organisierenden Staates ist, wird hart angepackt und im Keim erstickt. Erst nach den Spielen kann man neuen Raum für einen politischen Dialog erwarten. Daher soll man sich vorerst auf das sportliche Ereignis konzentrieren und es genießen.