"Politisches Chaos in Italien", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins, "Wird Italien unregierbar?", fragt sich De Standaard und L'Echo titelt: "Italien hat die Nase voll und begibt sich in eine Sackgasse".
Das Wahlergebnis in Italien macht den Zeitungen Sorgen. Le Soir kommentiert: Mehr als 50 Prozent der Italiener haben entweder für Berlusconi oder für die Partei des Spaßvogels Grillo gestimmt. Das sind zweifelsohne die beiden Sieger, auch die beiden, die im Wahlkampf am Aktivsten waren. Der Erste verspricht Alles und Nichts, der Zweite will die politische Klasse zurück nach Hause schicken.
Sehr schön, aber was sonst? Nichts oder fast nichts. Die Programme der beiden Volkstribune bieten keine Lösungen für ein Land in der Krise in einem Europa in der Krise, meint Le Soir.
Demokratischer Scherz
"Einen demokratischen Scherz", nennt L'Avenir den Wahlausgang und schreibt: Was Italien und damit Europa genau bevorsteht, ist noch schwer zu sagen. Grillo kündigt "historische Veränderungen" an und ein Referendum über den Euro. Berlusconi hat das Land mit seiner Politik bis 2011 in den Abgrund gestürzt, von ihm kann man keinen neuen Wirtschaftsaufschwung und keine ausgewogene Haushaltspolitik erwarten, analysiert ernüchtert L'Avenir.
La Libre Belgique schreibt: Das Wahlergebnis zeigt auch, wozu es führt, wenn man die Regierung eines Landes nicht Politikern, sondern Technokraten überlasst. Sie lassen sich vor allem von der Vernunft leiten, nicht von Parteiprogrammen, nicht von Ideologien. Aber das Volk will solche Regierungen nicht. Das Volk will Spaß und Verführung. Die Italiener, die Grillo und Berlusconi gewählt haben, zeigen das deutlich, so La Libre Belgique.
Die Wirtschaftszeitung L'Echo glaubt: Der erschreckende Wahlausgang in Italien könnte erst der Anfang einer katastrophalen Woche sein. Denn in den USA wird heute die amerikanische Zentralbank bekannt geben, dass sie mittelfristig die außergewöhnlichen Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft einstellen wird. Sprich: Sie wird den Geldhahn zudrehen. Außerdem kann es sein, dass Republikaner und Demokraten sich nicht auf einen neuen Haushalt einigen und ab dem Wochenende automatische Abgabenkürzungen im Staatsbudget greifen. Das alles sind Ereignisse, die wie geschaffen dazu sind, Europa wieder in die Krisenzeiten zurück zu werfen, die wir schon glaubten, überwunden zu haben, so L'Echo.
ACW wird zum Wahlkampthema
Die neuesten Entwicklungen beim Skandal um den Dachverband der christlichen Arbeiterbewegung ACW greifen fast alle flämischen Zeitungen auf. Für Het Nieuwsblad das wichtigste Ereignis: Der flämische Ministerpräsident Kris Peeters hatte sich gestern schützend vor die gut 200.000 Freiwilligen gestellt, die unter dem Dach der ACW aktiv sind. "Ich bin stolz auf euch", sagte Peters und fügte hinzu: "Wer die Mittelschicht angreift, der hat mich als Gegner". Die Zeitung sieht darin eine direkte Attacke auf N-VA-Chef Bart De Wever. Die N-VA hatte auf die Ungereimtheiten bei den Finanzgeschäften der ACW hingewiesen.
Kommentierend meint das Blatt: Jetzt hat die Affäre ACW eine neue Dimension bekommen. Jetzt wird mit ACW Wahlkampf geführt, um die Stimmen gebuhlt. Kris Peeters, der kein Mitglied der ACW ist, und dem Verband auch nicht nahe steht, hat endlich ein Thema gefunden, um sich von der N-VA abzugrenzen. Alles mit Blick auf 2014, wenn den Christdemokraten von Peeters ein historisches Wahldebakel droht, so sinngemäß Het Nieuwsblad.
Schockierende Aussage von De Gelder
"De Gelder stößt jeden vor den Kopf", schreiben gleichlautend Gazet van Antwerpen und Het Belang van Limburg auf ihren Titelseiten. In langen Berichten gehen die meisten Zeitungen auf die Anhörung von Kim de Gelder gestern bei seinem Prozess in Gent ein. Über sein Tatmotiv hatte der 24-Jährige weiter nichts gesagt, dafür aber viele überraschende, schockierende und sich zum Teil widersprechende Aussagen gemacht. Zwei davon zitieren De Standaard und Het Nieuwsblad auf ihren Titelseiten: "Menschen zu töten tut auch mir weh", und "Auch ich habe viel gelitten".
Le Soir fragt sich auf Seite eins: Spielt De Gelder den Verrückten oder ist er tatsächlich einer? De Gelder muss sich für vier Morde verantworten. 2009 hatte er in einer Krippe in Dendermonde zwei Kinder und eine Betreuerin getötet, wenige Tage zuvor eine ältere Frau.
Pferd für Rind - Der Skandal geht weiter
"Das Hackbällchen zu viel", schreibt La Dernière Heure und greift damit den Pferdefleischskandal auf, der jetzt auch das Essen beim schwedischen Möbelhersteller Ikea erreicht hat. Kommentierend meint dazu die Zeitung: Alles unter Kontrolle, so hatte uns Verbraucherminister Vande Lanotte vor wenigen Tagen noch gesagt. Den Beweis haben wir jetzt: Pferdefleisch bei IKEA und die 2.500 DNA-Tests, die ja im März durchgeführt werden sollen, werden sicher das ihrige tun, um die Kühlregale der Supermärkte weiter zu leeren. Pferd für Rind oder Schwein, wir sind noch nicht am Ende der Skandale. Nicht zu sprechen von den USA, wo ja jetzt vergifteter Fisch entdeckt worden ist. Aber beruhigend zu wissen, dass alles unter Kontrolle ist, so La Dernière Heure ironisch.
Bild: AFP
Solange man ja noch von Fleisch spricht, geht das Alles ja noch.
Darf man das an Karfreitag essen ?
Habe gehört es wurden sogar Hobelspäne in Boulletten gefunden, wahrscheinlich stammen die von einem Schaukelpferd.
Guten Hunger.