Der "Übergangskönig"
Als einzige Zeitung kommt Le Soir ausführlich auf dieses Ereignis zurück. Albert II sollte nur ein Übergangskönig sein. Desto delikater die innenpolitische Situation wird, desto weniger denkt er daran, sein Amt nieder zu legen, auch wenn seine Macht ständig abnimmt. Der König ist heute nur noch der Notar der Mehrheitsparteien, besonders der Partei des Premierministers. Die Politiker wenden sich an ihn, um Zeit zu gewinnen.
Das führt zu unglaublichen Situationen wie der Benennung der drei Weisen für eine kurze Zeit, deren Auftrag jedoch verlängert wurde, um den Politikern zu gestatten Urlaub zu machen. Der König ist bezeichnend für die unvermeidliche Entwicklung der belgischen Demokratie. Sie ist heute eine zeitunabhängige Macht, die es gestattet, Probleme auf die lange Bank zu schieben. Der König hat zumindest das Verdienst, zu verhindern, dass die Politik entgleist.
Die Olympischen Spiele in Peking
Het Laatste Nieuws meint: In seiner schnellen wirtschaftlichen Entwicklung respektierte China lange nicht alle westlichen Normen. Doch ist unsere selbst verkündete moralische Überlegenheit alles, was wir dem entgegen setzen können? Verbirgt sich dahinter nicht Angst und Ohnmacht? Ein Land, dem es gelang, innerhalb einer Generation eine halbe Milliarde Menschen von der Armut zu befreien, verdient mehr Respekt als Verachtung, mehr Unterstützung als Protest.
Gazet van Antwerpen meint hingegen: Die Zeit, als die olympischen Spiele nur ein sportliches Geschehen waren, ist lange vorbei. Spitzensport bedeutet auch Politik auf höchster Ebene. China will wie andere undemokratische Diktaturen zeigen, wie gut es ist. Die Angst vor Terroranschlägen und die Besessenheit, die perfekte Organisation zu gewährleisten, haben diese Paranoia noch verstärkt. Es wäre besser gewesen, China nicht die Olympischen Spiele zu geben.
L'Echo findet, man musste schon arglos sein, um eine politische Öffnung Chinas zu erhoffen. Die Spiele sind ein gewaltiges Geschenk für das Regime. China hat seinen Teil des Vertrags nicht eingelöst. China braucht seinen Einzug in die Runde der Nationen nicht auszuhandeln, es behauptet sich. Man darf nicht zum Komplizen der Verbrechen des Regimes werden. Die ausgestreckte Hand darf nicht daran hindern, unablässig auf die Fehler hinzuweisen.
Frankreich und der Völkermord
Ein ruandischer Untersuchungsausschuss hat in einem Bericht den französischen Staat beschuldigt, in den Völkermord in Ruanda 1994 verwickelt gewesen zu sein. La Libre Belgique kommentiert: Es ist zwar keine neutrale und unabhängige Kommission, doch ihre Untersuchung stützt sich auf erwiesene Vorfälle und ist solide. Es ist unerträglich, dass die beschuldigten französischen Persönlichkeiten keine Erklärungen abgeben wollen. Diese politische Klasse reagiert mit Herablassung und glaubt, dass das das Markenzeichen einer Großmacht ist. Frankreich muss sich die Frage über seine Verantwortung in dieser Tragödie, die mehr als eine Million Menschenleben kostete, gefallen lassen.
Erdöl, Banken und Natur
Die Erdölpreise werden noch weiter sinken, glaubt Het Nieuwsblad. Das ist eine gute Sache für die Bürger und die Wirtschaft. Doch das teure Öl hat seine gute Seiten: Es verhindert Missbrauch und Verschwendung. Es bleibt wichtig, weniger Öl zu verbrauchen. Man muss weiter sparen und nach Alternativen für Öl und Gas suchen.
Der belgische Bankversicherer Dexia lässt seine amerikanische Filiale FSA nicht fallen, lautet die Schlagzeile von De Tijd. Dexia passt hingegen seine Strategie gründlich an. Ohne FSA wäre der Gewinn von Dexia stabil geblieben, durch FSA verbuchte die Großbank zum dritten Mal in Folge einen Rückschlag. Der Verwaltungsrat ist überzeugt, dass seine Entscheidung mittelfristig den Interessen der Gruppe dient. Doch sein Auftrag ist erst gelungen, wenn auch die Teilhaber davon überzeugt sind.
De Standaard warnt auf seiner Titelseite: Es ist schlecht bestellt um die Biodiversität in Belgien. 36% der Säugetiere sind vom Aussterben bedroht. Nur Deutschland schneidet noch schlechter ab: Dort sind es 42%. Wenn Belgien auf europäischem Gebiet im Bereich der geschützten Naturparks einigermaßen gut abschneidet, ist das der Wallonie zu verdanken, die noch verschiedene große Nationalparks und Naturschutzgebiete besitzt. In Flandern sind nicht einmal mehr 10% der Oberfläche als wertvolles Naturgebiet eingestuft.