Fortis: Goldene Nase nach Abtritt
De Standaard macht mit Informationen über mögliche Abfindungen in der Unternehmensspitze von Fortis auf. Der neue geschäftsführende Generaldirektor des Bankversicherers, Herman Verwilst, könne bei Aufgabe seines Postens mit einer Abfindung rechnen, die um ein vielfaches höher wäre als der Goldene Händedruck, den sein Vorgänger Jean-Paul Votron kürzlich erhielt. Letzterer bekam zum Abschied von seinem Führungsposten 1,3 Millionen Euro. Wenn Herman Verwilst, der neue Mann an der Spitze der Fortis, den Bankversicherer verlassen müsste, könnte er mit einer Abfindung von gut 5 Millionen Euro rechnen.
Schon vor seiner Berufung auf den Chefposten bei Fortis hatte der Banker ein Jahresgrundgehalt von 695.000 Euro. Hierzu addierte sich das Anrecht auf einen Bonus von 1 Million Euro. Derweil, so notiert De Standaard, lasse sich in den internen Berichten der letzten Jahre nicht exakt nachvollziehen, wie viel Geld Herman Verwilst in der jüngsten Vergangenheit jährlich tatsächlich verdiente.
Für viele Anleger der Fortis bliebe es überdies unklar, welche Abfindung ein weiterer Top-Manager der Fortis, nämlich Gilbert Mittler, bei seinem Abgang einstreicht. Er wurde in der vergangenen Woche elegant aus seiner bisherigen Position entfernt, indem man ihm die Rolle eines Beraters zuteilte. Für De Standaard wird man wohl nie erfahren wie viel Geld an Mittler geflossen ist, als dieser seinen Posten jetzt verlor.
Auch Het Laatste Nieuws hat das Thema Fortis auf der Titelseite. Der Bankversicherer tue alles, schreibt das Blatt, um das Vertrauen seiner Anteilseigner zurückzugewinnen. Aufsichtsratschef Maurice Lippens und auch Fortis-Chef Herman Verwilst wollen beide ihren Investoren auf drei Informationsveranstaltungen, die Fortis im Verlauf des Monats organisieren wird, Rede und Antwort stehen. Ein Zurückgewinnen des Vertrauens privater Anteilseigner war nötig geworden, nachdem Ende Juni eine unerwartete Kapitalerhöhung durchgeführt worden war.
Derweil fürchtet die Verbraucherschutzorganisation Test Achats, dass die geplanten Informationsveranstaltungen nur heiße Luft, aber keinen wirklichen Mehrwert für Investoren darstellen. Die gestern vorgelegten Quartalszahlen zum Gewinn des Bankversicherers, die besser ausfielen als erwartet, hätten die Anleger jedenfalls nicht vollständig überzeugen können, so Het Laatste Nieuws.
Ein Finanzthema ist auch in De Morgen heute auf Seite 1 zu finden. Das Blatt titelt „Kreditkrise noch lange nicht vorbei“. Nachdem jetzt die erste Welle der amerikanischen Kreditkrise abgeebbt sei, drohe nach Ansicht von Analysten eine zweite weitaus größere, die sich bereits am Horizont abzeichne. Die Krise im Kreditmarkt der USA, so De Morgen, habe weltweit einen vernichtenden Einfluss auf die Finanzbranche. Jene Amerikaner, die nicht ausreichend kreditwürdig waren, haben inzwischen im großen Stil ihre Immobilien an ihre jeweilige Bank zurück gegeben.
Jetzt aber sind auch Hausbesitzer mit einer mäßigen bis guten Kreditwürdigkeit immer häufiger mit Problemen konfrontiert, um die fälligen Raten für ihre Immobilie zu begleichen. Jüngste Erhebungen aus dem Bereich „sonnige Zahler“, die den Zeitraum zwischen April 2008 und April 2007 miteinander vergleichen, weisen aus, dass Hauseigentümer mit Schwierigkeiten bei Ratenzahlungen um den Faktor 4 zugenommen haben.
De Morgen zitiert einen Banker aus Los Angeles mit den Worten „Subprime war die Spitze des Eisbergs“. Die Auswirkungen von säumigen oder zahlungsunfähigen Kreditnehmern wird noch viel schlimmer sein. Auch der neue Fortis-Chef Herman Verwilst ist überzeugt, dass die Kreditkrise noch nicht vorbei ist. Sie werde sicherlich noch bis 2009 anhalten.
Russischer Literatur-Nobelpreisträger und Regimekritiker Solschenizyn tot
La Libre Belgique macht mit dem Tod des russischen Schriftstellers Alexander Solschenizyn auf. Der im Dezember 1918 geborene und in der Nacht von Sonntag auf Montag verstorbene Literatur-Nobelpreisträger bleibe für immer einer derjenigen, die nicht davor zurückschreckten, die Gräueltaten des kommunistischen Sowjetsystems der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, aufzudecken. Solschenizyn stehe als Sinnbild und Personifizierung eines Mannes, der Traditionen verteidigte und zum christlichen Konservativen wurde. Sein Werk, so schreibt La Libre Belgique, sei deutlich auch durch den christlichen Glauben geprägt.
Sparen angesagt
Le Soir widmet seinen Kommentar heute der Verhaltensänderung zahlreicher Verbraucher. Den Preissteigerungen, der Inflationsspirale und den Rekordpreisen beim Rohöl würden zwei Verhaltensmuster gegenüber stehen, kommentiert die Brüsseler Tageszeitung. Zum einen der inaktive Verbraucher, der gebückten Hauptes das Schicksal hinnehme, und zum anderen der aktive und zum Reagieren bereite Verbraucher, der mit Taschenrechner und Einfallsreichtum zum Aktivverbraucher werde.
Wer bereit sei Preise zu vergleichen und sein Verhalten anzupassen, würde ein gesundes Verhalten an den Tag legen. Warum nicht versuchen, die bislang bestehende Abhängigkeit vom Rohöl auf ein Minimum zu reduzieren und so eine Veränderung der Marktsituation zu erzwingen. Der Verbraucher sei nicht notwendigerweise Schlachtvieh. Er könne durchaus zeigen, dass mit gesundem Menschenverstand etwas auszurichten ist, so Le Soir.
Het Nieuwsblad schließlich informiert heute über steigende Preise für Ferienreisen. Skiurlaub im Frühjahr 2009 könne bis zu 50% und ein Badeurlaub zu Weihnachten bis zu 10% teurer werden. Die Chance auf ein Schnäppchen im Last Minute Angebot vieler Reiseunternehmer steige allerdings.