De Morgen macht mit der Balkenüberschrift "Letzter Aufschub für Leterme vor Exekution" auf. Der König habe seinen drei Vermittlern bis Ende September Zeit gegeben, um die Gespräche über die Staatsreform wieder flott zu machen, notiert die Zeitung. Es handele sich dabei um einen Versuch, Zeit vor allem während der Ferien zu gewinnen. Doch für die N-VA sei jetzt schon deutlich: Die Verhandlungen sind am Ende. Premier Leterme erhalte noch eine Galgenfrist. Im September jedoch stelle sich die Frage zu einer Entscheidung entweder für das Kartell oder die Regierung umso dringlicher. Die Mitglieder der N-VA bekämen bei einem Parteitag am 21. September die Gelegenheit, den Todesstoß zu versetzen.
Kommentierend meint das Blatt, dass die flämischen Christdemokraten es gestern erneut zugelassen hätten, dass der kleine Partner im Parteienbund die Marschrichtung vorgebe. Es sei der Heuchlerei genug. Jeder wisse, dass für die N-VA keine andere Staatsreform akzeptabel sei als jene definitive, die das Ende Belgiens bedeuten würde. Das sei gestern so gewesen, wäre heute gültig und bliebe auch morgen wahr. Und das habe jeder bei der CD&V schon 2004, als das Kartell zustande kam, gewusst. Föderaler werde Belgien nicht, höchstens ein bisschen konföderaler.
De Standaard zitiert den Ministerpräsidenten der Deutschsprachigen Gemeinschaft als einen der vom König berufenen Vermittler mit den Worten: "Wir sind keine Zauberer". Dementsprechend, kommentiert das Blatt, passierte gestern - nichts. In Sachen Fortschrittsbericht hätten die Vermittler gestern erklärt, dass sie auf einen inter-institutionellen Dialog hinarbeiteten. Dies bedeute, dass die Struktur weiterer Verhandlungen über die Staatsreform noch genauso undeutlich sei wie am 14. Juli, als Premier Leterme seinen Rücktritt anbot. Schon als die Vermittler ihre Arbeit aufnahmen, war klar, dass das nächste Verfallsdatum im September liegt. Bis dahin herrsche politische Windstille.
Zwischen den Erklärungen der drei Vermittler und den sieben Forderungen des Parteienbundes CD&V/N-VA, die gestern noch einmal verdeutlicht wurden, bestehe ein himmelweiter Unterschied. Im September werde wohl rasch deutlich werden, welche Überlebenschancen die Regierung von Premier Leterme noch hat, so die Zeitung.
Für Het Laatste Nieuws steht fest: Die N-VA verlässt die Regierungsmehrheit. Jetzt zwar noch nicht, wohl aber am 21. September, nach dem N-VA-Parteitag. Hierüber habe Bart De Wever gestern keine Zweifel aufkommen lassen. Die Vermittler seien gescheitert, zitiert die Zeitung De Wever, der jetzt genug habe und das Ende gekommen sieht.
Kommentierend bemerkt das Blatt, man habe gestern ein neues Wort gelernt: inter-institutioneller Dialog. Ein nichts sagendes Wort, das im Grunde keine Bedeutung habe. Das jedoch sei wohl die Absicht der Herren de Donnéa, Langendries und Lambertz gewesen. Ein Scheitern ihrer königlichen Mission hinter einer Wortschöpfung zu verstecken, die sowohl Komplexität als auch Ernsthaftigkeit in einem Maße suggeriere, dass selbst der König in diese Falle tappe. Müsse man dies tatsächlich ernst nehmen? - fragt der Leitartikler. Das als Konsens beschriebene Ergebnis ihrer Arbeit sei farb-, geruchs- und geschmacksneutral und löse kein einziges Problem.
Für Le Soir ist für September eine Sturmwarnung ausgegeben worden. Die drei königlichen Vermittler hätten nur wenige kleine Schritte in Richtung inter-institutionellen Dialog gemacht. Der Parteienbund CD&V/N-VA sei alles andere als überzeugt. Die nächste Krise sei nur verschoben.
Im Kommentar bemerkt das Blatt, dass beim weiteren Vorgehen für den Dialog zur Staatsreform die Methodik weiterhin ungeklärt sei. Während die Flamen diesen Dialog zwischen den beiden großen Gemeinschaften, also ohne die Region Brüssel sehen, ist dies für die Französischsprachigen, die einen Dialog zu dritt - mit Brüssel - wollen, inakzeptabel. Dieser Unterschied habe Yves Leterme schon dazu veranlasst, am 14. Juli seinen Rücktritt anzubieten. Die drei Vermittler, so kommentiert das Blatt, hätten dieses Problem nicht ausgeräumt. Hieran gemessen sei das Ergebnis ihrer Arbeit gleich Null.
La Libre Belgique kommentiert: Auftrag erfüllt. Das erste Ziel der drei "nicht-niederländischsprachigen" Weisen, über das Datum des letzten Ministerrates hinwegzukommen und dem König einen ersten Bericht vorzulegen, sei erreicht. Die Arbeit von de Donnéa, Langendries und Lambertz verdiene Lob. In der kurzen Zeit, die ihnen gegeben war, sei es ihnen gelungen, den politischen Brand unter Kontrolle zu bringen, der durch das Rücktrittsangebot von Yves Leterme entfacht worden war. Besser noch: Es sei ihnen gelungen, alle Parteien, ja selbst die flämischen Sozialisten, wieder an den Verhandlungstisch zu bringen und dabei ein Ziel zu verfolgen: eine gründliche Staatsreform nämlich.
Die Wochenzeitschrift Le Vif L’Express schließlich veröffentlicht ein Gespräch mit Karl-Heinz Lambertz, dem Ministerpräsidenten der Deutschsprachigen Gemeinschaft, in seiner Funktion als königlicher Vermittler: "Ein Deutschsprachiger, um Belgien zu retten". "Damit Flamen und Französischsprachige mich hören, spreche ich Deutsch", so der Titel.