Inflation
"5,91% - Eine Rekordinflation" titelt Le Soir. Die Teuerungsrate im zu Ende gehenden Monat sei so hoch wie seit 24 Jahren nicht mehr. Gleichzeitig, so notiert das Blatt, verlangsame sich die Konjunktur. Jetzt gehe man von einem Wachstum von 2 % für dieses Jahr aus. Schon deshalb, so kommentiert das Blatt, müssten sozialwirtschaftliche Themen in den Vordergrund gerückt und dürften nicht von institutionellen Verhandlungen auf den zweiten Platz in der politischen Agenda verdrängt werden.
Es sei inzwischen zu einem Nationalsport geworden, zur Regelung und Lösung von Problemen Stichtage, wie etwa den 15. oder 31. eines Monats, festzulegen, gleichzeitig aber bei der Annäherung an dieses Datum die Frist nach hinten zu verschieben. Gerade bei gemeinschaftspolitischen Fragen habe man dieses Prinzip angewendet.
Gleichzeitig gebe es ein anderes, weitaus wichtigeres Ultimatum: Dieses sei sozialer Art. Die Inflationsspirale drehe sich weiter. Gestern hätte sie ein neues Rekordhoch erreicht. Und was tut die Regierung, fragt die Brüsseler Tageszeitung. Und antwortet knapp hierauf: Nicht viel. Trotz des derzeitigen Inflationshochs bliebe die Regierung Leterme Antworten auf die entscheidende Frage nach Möglichkeiten zur Kaufkraftsteigerung schuldig.
"Belgische Inflation nähert sich der magischen Sechs-Prozent-Schwelle". Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts setze derweil seine Abschwächung und Verlangsamung fort, schreibt das Börsenblatt L'Echo. In nur einem Monat, zwischen Juni und Juli des laufenden Jahres, sei die Teuerungsrate um 0,6 % gestiegen. Trotzdem sind die Analysten übereinstimmend der Meinung, dass für Belgien das Ende des Tunnels in Sicht ist. Sie glauben, dass der Scheidepunkt erreicht ist und in den kommenden Monaten die Inflation wieder zurückgeht. Hinter der Frage der Preissteigerung zeichne sich jedoch die nach den Löhnen im Land ab. Durch die Bindung der Gehälter an die Lebenshaltungskosten, deren Indexierung also, sei es bereits zu zwei automatischen Anpassungen der Löhne gekommen. Im Juli sei eine solche Anpassung aber nicht zu verzeichnen gewesen, so die Zeitung.
"2009 wird noch schlechter" titelt Het Laatste Nieuws zu diesem Thema. Die Wirtschaft im Land sei weiterhin im Rückwärtsgang. Zwischen April und Juni sei das Wachstum auf 0,3 % zurückgegangen. Nach Angaben der Zeitung erwarten Experten sogar ein Nullwachstum. Das kommende Jahr könnte deshalb ein noch schwierigeres werden als das laufende. Als Indiz für diese Prognose würden die Wirtschaftswissenschaftler das starke Zurückgehen von Unternehmer- und Verbrauchervertrauen anführen. Für die pfeilschnell angestiegene Inflation seien vor allem die starken Preiserhöhungen bei Rohöl und Nahrungsmitteln verantwortlich. Ab Oktober, so notiert auch Flanderns auflagenstärkste Zeitung, erwarte man wieder einen Rückgang der Inflationsrate.
Der Bericht
De Morgen informiert über den heute zur Vorlage bei König Albert kommenden Bericht der drei vom Staatsoberhaupt berufenen Vermittler für den Bereich institutioneller Reformen. De Donnéa, Langendries und Lambertz gingen mit einem Konsensvorschlag zum König. Konkret sei dieser nicht, man versuche höchstens, den inter-institutionellen Dialog flott zu machen. Für die N-VA wird das als Resultat nicht ausreichen. Doch das wisse man, zitiert das Blatt eine französischsprachige Person aus Regierungskreisen.
Trotz der Urlaubszeit würde sich heute schon wieder eine Krisenatmosphäre in der Rue de la Loi breitmachen. Der Grund: Das Vermittlertrio übergebe dem König einen Bericht, dessen Inhalt keine konkreten Verpflichtungen aufweist, die von der N-VA aber gefordert werden. Die Partei von Bart De Wever wird nach Angaben der Zeitung deshalb wohl im September intern über die Zukunft und den Verbleib im Parteienbund mit der CD&V entscheiden.
De Standaard kommentiert dieses Thema mit dem Satz: "Eine Einigung wird es erst dann geben, wenn der Preis für ihr Nichtzustandekommen zu hoch wird." Wenn die Vermittler de Donnéa, Langendries und Lambertz heute bei König Albert II. zum Rapport erscheinen, sei die Chance, dass sie auf wundersame Weise einen Ausweg aus dem gemeinschaftlichen Morast gefunden haben könnten, gleich Null. Wenn man in Flandern Äußerungen aus dem französischsprachigen Landesteil glaube, dann sei ein Prozess der Bewusstseinsbildung im Gang. Es wachse die Überzeugung, dass es einer neuen Basis bedürfe, auf der Belgien beruhen könne. Die Alternative hierzu sei nicht der status quo, also Stillstand, sondern schlichtweg das Ende Belgiens, kommentiert die Zeitung.
Der 15. Todestag
"Mit Baudouin starb ein gewisses Belgien" titelt La Libre Belgique. In den letzten Jahren seiner Regierungszeit habe Baudouin das Projekt eines Umbaus Belgiens zu einem Bundesstaat begleitet, auch wenn er anfänglich eher den Einheitsstaat unterstützte. Für die Zeitung war Baudouin ein später Föderalist, der diesen Wandel aus rein rationalen Gründen vollzog.
Auch Het Nieuwsblad erinnert fast ganzseitig als Aufmacherthema an den 31. Juli vor 15 Jahren, an dem König Baudouin verstarb, und zitiert hierzu den flämischen Sozialisten Willy Claes mit den Worten: "Baudouin wollte einen möglichst stark bindenden Zement zwischen allen Belgiern - und das über Sprachgrenzen hinaus."