Ein Fortis-Manager stürzt
Die Fortis-Aktionäre holten sich das Fell von Votron, titelt Vers l'Avenir. Gestern kündigte der Aufsichtsrat der belgischen Allfinanzgruppe an, dass Jean-Paul Votron nicht länger der Fortis-Manager ist. Das ist die direkte Konsequenz des Aktienkursverlustes, den die Bank vor 2 Wochen hinnehmen musste.
"Fortis trennt sich von seinem Chef", titelt La Libre Belgique. "Votron verlässt Fortis, Lippens überlebt", heißt es in De Morgen.
Votron spielte ein viel zu riskantes Spiel, heißt es im Kommentar von La Libre Belgique. Vor einigen Jahren galt die Fortis-Aktie als absolut sichere Geldanlage. Seit einem Jahr hat sie 70 % ihres Wertes verloren. Jean-Paul Votron muss sich vorwerfen lassen, dass er mit seiner Arroganz und seinem völlig überhöhten Jahresgehalt von 3,9 Millionen Euro den Kursverfall der Aktie noch beschleunigt hat. Allerdings ist nicht begreiflich, warum nicht auch der Aufsichtsrat und allen voran sein Vorsitzender Maurice Lippens die Verantwortung für dieses Debakel übernehmen.
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"Countdown für Leterme läuft", titelt das Grenz-Echo. Zu Flanderns Festtag am 11. Juni haben flämische Politiker mäßige Töne angeschlagen, was von den Frankophonen begrüßt wurde. Derweil läuft Yves Leterme die Zeit davon, die Aussichten auf einen Durchbruch sind gleich Null, schreibt die Zeitung.
"Rien ne va plus pour Leterme", das ist auch in De Standaard die wichtigste Schlagzeile. Der Premier steht unter enormem Druck. Sein Kartell fordert eine umfassende Staatsreform und die Frankophonen wollen als Gegenleistung für die Spaltung Brüssel-Halle-Vilvoorde territoriale Kompensationen. Ein Kompromiss scheint zwischen diesen beiden Position nicht möglich zu sein.
Le Soir lässt Thomas Leysen, den Chef des belgischen Unternehmerverbandes, zu Wort kommen. "Der Boss der Bosse lehnt eine politische Krise ab", so die Schlagzeile. Eine solche Krise könnten sich Belgien und seine Regionen nicht leisten. Deshalb müsse bis zum 15. Juli wenigstens der Entwurf eines Abkommens vorliegen. Das könne dann im kommenden September verfeinert werden, findet Leysen.
Gazet van Antwerpen und Het Belang van Limburg haben eine Meinungsumfrage in Auftrag gegeben. Wenn am kommenden Sonntag gewählt würde, verlöre das Kartell von CD&V/N.VA 275.000 Wähler, schreiben beide Zeitungen. Wahlgewinner wäre die Liste De Decker. Als idealen Premier sehen die Flamen laut diesem Politbarometer inzwischen wieder Guy Verhofstadt.
Ein Blick in die Kommentare. Le Soir meint: die Französischsprachigen haben inzwischen die Notwendigkeit einer Staatsreform eingesehen und auch Konföderalismus ist für sie kein Fremdwort mehr. Am kommenden Dienstag muss die Leterme-Regierung aber erste Ergebnisse vorlegen, sonst droht uns eine Radikalisierung, die nicht mehr zu kontrollieren ist.
Ähnlich sieht das auch L'Echo. Die Französischsprachigen haben begriffen, dass eine Staatsreform unvermeidbar ist. Aber das Problem bleibt Brüssel-Halle-Vilvoorde und da ist eine Einigung noch nicht in Sicht. Auch De Tijd stellt fest, dass sich seit den Wahlen des vergangenen Jahres etwas geändert hat. Inzwischen wird auch in der Wallonie darüber nachgedacht, wie die Regionen im föderalen Belgien an Gewicht gewinnen können. Bei französischsprachigen Politikern wächst das Verständnis für ein konföderales Modell.
Het Laatste Nieuws analysiert: Eigentlich will die CD&V 3 Dinge: neue flämische Kompetenzen, mehr finanzielle Verantwortung für die Regionen und die Spaltung von Brüssel-Halle-Vilvoorde. Die beiden ersten Forderungen sind ohne weiteres umsetzbar, die dritte hat vor allem Symbolwert. Für die Französischsprachigen ist diese Krise die letzte Möglichkeit, ihr geographisches Territorium zu erweitern. Wenn es zwischen diesen beiden Positionen keine Annäherung gibt, droht Leterme am Dienstag der Untergang.
Het Nieuwsblad kommentiert die schwierige Beziehung zwischen Premier Leterme und dem flämischen Ministerpräsidenten Kris Peeters. Leterme will bis zum 15. Juli unbedingt einen Kompromiss auf den Tisch legen, sein Parteifreund Peeters besteht darauf, dass die flämischen Forderungen durchgesetzt werden.
De Standaard geht im Leitartikel noch weiter: Peeters hat Leterme wissen lassen, dass der föderale Staatshaushalt auf 400 Millionen Euro angewiesen ist, die Flandern beisteuern muss. Dieses Geld werde aber nur überwiesen, wenn ein gemeinschaftspolitisches Abkommen erzielt wird. Bei der CD&V stehen jetzt 2 Kapitäne am Ruder. Beide Kapitäne möchten aber einen anderen Kurs fahren, stellt die Zeitung fest.