Hohes Lösegeld für Ingrid Betancourt
Vor allem in der französischsprachigen Presse ist die Freilassung von Ingrid Betancourt heute ein wichtiges Thema. Die Franko-Kolumbianerin war nach mehrjähriger Geiselhaft vorgestern von der linksextremistischen Guerillaorganisation FARC freigelassen worden. „Ich bin Frankreich sehr viel schuldig“ titelt Le Soir. Das sind die Worte, die Ingrid Betancourt Präsident Sarkozy sagte, als sie gestern in Paris eintraf, erfahren wir in der Brüsseler Zeitung.
La Derniere Heure titelt „20 Millionen Dollar Lösegeld für die Freilassung von Ingrid Betancourt“. La Libre Belgique bringt auf Seite 1 ebenfalls die Meldung, dass die FARC ein hohes Lösegeld erhalten haben soll. Die Armee-Operation sei inszeniert gewesen, heißt es in dieser Zeitung.
Dazu meint Het Belang Van Limburg im Kommentar: Das Heldenmärchen über die Befreiung von Ingrid Betancourt stimmt also nicht. Sie ist ganz einfach von den Amerikanern für 20 Millionen Dollar freigekauft worden. Deshalb sah die Frau nach ihrer Freilassung so gut aus. Es bleibt aber eine ganz tolle Sache, dass sie endlich freigekommen ist. Wir dürfen allerdings nicht vergessen, dass noch immer 700 Geiseln in der Gewalt der FARC sind.
Auch La Libre Belgique findet, die ganze Geschichte sei zu schön gewesen, um wahr zu sein. Positiv ist jedoch, dass Ingrid Betancourt endlich frei ist. Jetzt dürfen wir aber nicht die anderen Geiseln vergessen und müssen wir auch weiterhin dafür kämpfen, dass aus Kolumbien endlich eine Demokratie wird.
Mehr Geld auf dem Sparbuch?
„Totaler Krieg bei den Sparbuchzinsen“ heißt es in Le Soir. Gestern kündigte KBC als erste Großbank an, dass sie für alle Sparguthaben 4% Zinsen zahlt. Nach dieser Offensive sind die anderen Großbanken gefordert, meint die Brüsseler Tageszeitung.
„KBC kriegt nach der Ankündigung der höheren Sparbuchzinsen einen harten Schlag an der Börse“, heißt es in De Morgen. Die Bankaktie verlor gestern 5,5%. Die Anleger machen sich demnach Sorgen wegen der hohen Kosten dieser Zinsinitiative.
Start der Tour de France
„Bekommen wir endlich eine saubere Tour?“ fragt Vers L'Avenir. Le Soir hofft, dass heute ein Belgier die erste Etappe gewinnt und das Gelbe Trikot anziehen darf. Die Brüsseler Zeitung setzt auf Philippe Gilbert.
Het Nieuwsblad kommentiert: Die Liste mit den Namen derjenigen, die nicht zur Tour de France zugelassen wurden weil bei ihnen ein Doping- oder Drogenverdacht besteht, ist lang. Das wirkliche Problem ist aber, dass es viele Sportfans immer weniger ausmacht, ob bei der Tour de France Doping im Spiel ist oder nicht. Wenn Doping aber toleriert wird, hat die Tour nichts mehr mit Sport zu tun, dann ist sie nichts mehr als eine Zirkusattraktion, meint Het Nieuwsblad.
Krisenstimmung im Brüsseler Regierungsviertel
Das Schicksal der Leterme I- Regierung hängt an einem seidenen Faden, schreibt De Tijd. Premier Leterme relativierte gestern zwar seine pessimistischen Aussagen über die Erfolgsaussichten seiner Regierungsmannschaft, es scheint aber festzustehen, das noch immer keine Einigung über eine Staatsreform und die Spaltung des Wahlbezirks Brüssel-Halle-Vilvoorde in Aussicht ist, meint die Zeitung.
De Morgen kommentiert: Donnerstag warnte Leterme noch vor der totalen Ausweglosigkeit der Lage. Gestern war dann wieder alles in bester Ordnung. Das ist völlig unverständlich. Tatsache ist, dass unsere Politiker auch nach mehr als 400 Tagen noch immer nicht kompromissbereit sind. Angesichts der dramatischen Wirtschaftslage ist dies fast schon kriminell, meint De Morgen.
De Standaard glaubt nicht, dass es für die jetzige Koalition eine Alternative gibt. Wenn Belgien jetzt in eine nicht kontrollierbare Krise gestürzt wird, zahlt der Steuerzahler den Preis für dieses Abenteuer. Das Land in eine solche Krise zu stürzen, ist einfach, aber es werden Staatsmänner gebraucht, die das politische Handwerk beherrschen, um dies zu vermeiden.
De Tijd glaubt, dass Leterme mit seinem Pessimismus vor allem den Druck auf die verschiedenen Parteien erhöhen wollte, um sie zu mehr Zugeständnissen bei den Verhandlungen zu bewegen. Es ist traurig, dass Politiker immer erst mit dem Rücken gegen die Wand stehen müssen, bevor sie zu Kompromissen bereit sind. Jetzt steht die Zukunft des Landes auf dem Spiel - und unser Wohlstand. Die politische Krise kostet inzwischen harte Euros, so De Tijd.