La Libre Belgique macht ganzseitig mit der Nachricht von der Befreiung Betancourts auf und notiert, dass neben Betancourt auch drei amerikanische Geiseln sowie elf Angehörige der kolumbianischen Streitkräfte befreit werden konnten. Im Leitartikel bemerkt La Libre Belgique, dass derzeit natürlich die Freude über die wiedergewonnene Freiheit der Geiseln, insbesondere bei der seit sechs Jahren festgehaltenen Ingrid Betancourt, überwiege. Mit etwas Abstand werde man allerdings Fragen stellen müssen, etwa, weshalb es der kolumbianischen Armee erst jetzt gelungen ist, die Geiseln der kolumbianischen Guerillabewegung FARC zu befreien.
Die spektakuläre Aktion, in deren Verlauf auch Ingrid Betancourt wieder auf freien Fuß kam, finde zu einem Zeitpunkt statt, an dem das kolumbianische Regime von Präsident Uribe in Schwierigkeiten steckt. Erst letzte Woche hatte das höchste Gericht des lateinamerikanischen Landes die Rechtmäßigkeit der Wiederwahl Uribes 2006 in Zweifel gezogen. Und auch ein zweiter Skandal, in den 33 gewählte Parlamentsmitglieder verwickelt sind, erschüttert die Machtstrukturen in Kolumbien. Kurzum, Präsident Uribe muss um den Verlust seiner Position fürchten. Und just zu diesem Zeitpunkt gelingt die Befreiung Ingrid Betancourts…
Auch Le Soir macht mit dem Thema heute auf und informiert über die ersten Details zur Befreiung der ehemaligen Präsidentschaftskandidatin in Kolumbien. Dank einer Infiltration der marxistischen Guerillaorganisation FARC gelang es, einen von den Rebellen geplanten Transfer der Geiseln auf dem Luftwege zu manipulieren. Der von den FARC gecharterte Helikopter war in Wirklichkeit ein Armeehubschrauber. Pilot und Besatzung gehörten zum kolumbianischen Geheimdienst. Sie brachten Betancourt und die anderen Geiseln zu einem Luftwaffenstützpunkt und damit in Sicherheit.
„Frei“ lautet auch die Balkenüberschrift in Vers L'Avenir. 2321 Tage sei Ingrid Betancourt Geisel der FARC gewesen, doch seit Februar 2002, dem Augenblick ihrer Entführung, habe sich die Mobilisierung für ihre Freilassung auch in Belgien niemals abgeschwächt. Noch diese Woche habe man ein großformatiges Porträt der Franko-Kolumbianerin auf dem Gipfel des Mont Blanc angebracht. Eines der vielen Zeichen dafür, dass man sie nicht vergessen hat. Wenn die Befreiung Betancourts einen Sinn habe, so kommentiert Vers L'Avenir, dann sei es um zu zeigen, dass weder in Bogota noch in Peking, Rangun oder Beirut der Kampf vergebens ist. Dass man nicht aufgeben dürfe, und dass alle anderen Geiseln, wo auch immer, die Hoffnung auf Befreiung nicht verlieren sollten.
„Ingrid Betancourt frei“, lautet auch der Titel von De Morgen. Das Blatt notiert, dass nach der Befreiung der 46-Jährigen noch mehr als 40 andere prominente Geiseln in der Gewalt der FARC-Rebellen sind, die über die Verschleppten im Austausch die Freilassung von Gesinnungsgenossen sowie die Zahlung von Lösegeld beabsichtigen. Mit der Befreiung von Ingrid Betancourt würden die Geiselnehmer jetzt aber die bekannteste und wichtigste Trumpfkarte für Verhandlungen mit der Regierung Kolumbiens verlieren.
De Standaard titelt „Armee befreit Betancourt“ und berichtet, dass die ehemaligen Geiseln in relativ guter gesundheitlicher Verfassung seien. Auf den letzten Fotos, die während der jetzt beendeten Geiselhaft Betancourts gemacht worden waren, sah die 46-Jährige mager und krank aus. Viele fürchteten um ihr Leben, nicht zuletzt, weil sie sechs Jahre im Dschungel gefangen war. Nach einer Ehe in Frankreich, die 1990 scheiterte, hatte Betancourt beschlossen, in ihr Heimatland Kolumbien zurückzukehren und als Politikerin gegen die Korruption dort vorzugehen. Offen und entschlossen, so schreibt De Standaard habe sie nicht davor zurückgeschreckt, politische Gegner zu kritisieren, die Kontakte zu Drogenringen und Händlern unterhielten. Ihre konfrontierende Art, Politik zu machen, brachte ihr Morddrohungen aber auch die höchste Zahl an Kopfstimmen bei den Senatswahlen 1998.
Air Force One?
Ein anderes Thema, das heute vor allem in flämischen Zeitungen aufgriffen wird, ist die Benutzung von Flugzeugen der Flugbereitschaft bei der belgischen Luftwaffe durch König Albert.
Het Nieuwsblad schreibt, dass die Flüge die Streitkräfte jährlich eine halbe Million Euro kosten würden, und 86% der Reisen des Staatsoberhauptes mit Flugzeugen der Luftwaffe privater Natur seien. Der König habe sich in vier Jahren von der Flugbereitschaft in 43 Länder fliegen lassen.
Auch Het Laatste Nieuws greift dieses Thema auf und notiert, dass zwischen 2004 und 2007 der König nur siebzehn Mal offiziell in seiner Funktion als Staatschef die Armeeflugzeuge genutzt habe. 105 mal sei Albert II. in diesem Zeitraum privat mit ihnen unterwegs gewesen.
Bekannt geworden sind diese Zahlen jetzt, nachdem Verteidigungsminister De Crem sie im Rahmen der Beantwortung einer Parlamentarischen Frage in der Abgeordnetenkammer vorlegte.