Gewitterwolken über der belgischen Wirtschaft
So lautet das Aufmacherthema von De Morgen. Das Blatt listet auf der Titelseite fünf Schlüsseldaten aus diesem Bereich auf. Die Inflation für das laufende Jahr werde wohl bei 4,8% liegen. Die Zahl der Konkurse im Juni habe um 25% zugenommen, während der Bel20-Börsenindex seit Januar um 25% gefallen sei. Ebenso heftig treffe es den belgischen Export. Die Ausfuhren seien seit 1995 um 27% zurückgegangen, so schreibt De Morgen.
Ein Ende der Preissteigerungen sei derweil noch lange nicht in Sicht. Auch in den kommenden vier Monaten würden die Haushalte wohl mit steigenden Verbraucherpreisen rechnen müssen. Das größte Problem gehe vom weiter steigenden Rohölpreis an den internationalen Märkten aus. Nach Angaben der Internationalen Energiebehörde IEA wird der Preis pro Barrel in den kommenden fünf Jahren über 100 Dollar bleiben. Durch die Kombination einer hohen Inflation und der automatischen Anhebung von Löhnen und Gehältern durch deren Bindung an die Lebenshaltungskosten sinke die Wettbewerbsfähigkeit belgischer Unternehmen, so De Morgen.
„Ausverkauf an den Börsen“, mit diesem Titel macht La Libre Belgique heute auf. Die Notierungen an den Aktienmärkten seien gestern erneut abgerutscht. Jetzt seien es nicht nur die Banken, die den Druck der Verkäufer zu spüren bekämen, inzwischen seien alle Branche betroffen. Seit Anfang des Jahres seien die europäischen Börsenindices um 10-25% zurückgegangen. Dies spiegele die schlechte Wirtschaftslage wieder.
Für Anleger sei das derzeitige Spektakel deprimierend. Während das erste Halbjahr mittelmäßig verlaufen sei, beginne der Sommer, zumindest an den Börsen, unter noch schlechteren Vorzeichen. Nachdem vor allem Geldinstitute in den zurückliegenden Monaten besonders betroffen waren, müsse man sich jetzt die Frage stellen, so schreibt La Libre Belgique, ob nicht alle börsennotierten Branchen von der Baisse angesteckt und erfasst werden könnten. Die Antwort könne man derzeit aber nicht geben. Einer der Gründe hierfür sei das Verhalten der Wirtschaftsakteure, das nicht immer ausschließlich auf rationalem Vorgehen beruhe.
"Affaire Fortis"
Le Soir macht mit der Kapitalerhöhung des Bankversicherers Fortis auf. Das Finanzinstitut habe letzte Woche für eine Überraschung gesorgt, als es eine Kapitalerhöhung um 1,5 Milliarden Euro ankündigte. Hierbei sind es niederländische, chinesische, oder einigen Quellen zufolge auch russische Investoren, die ihr Geld bei Fortis einbringen. Belgische Geldgeber seien an der Kapitalerhöhung nicht beteiligt. Der Finanzplatz Belgien sei enttäuscht. Hiesige Geldinstitute werfen Fortis vor, die Kapitalerhöhung hinter ihrem Rücken durchgeführt zu haben. Überdies beklagt man die Hektik, mit der man bei Fortis vorgegangen sei. Zahlreiche Investoren erklärten nach Angaben von Le Soir, das Vorgehen bei Fortis nicht mehr zu verstehen.
„Bank in der Krise“, so die Balkenüberschrift von Het Nieuwsblad. Gemeint ist auch hier Fortis, deren Notierung gestern unter 10 Euro je Anteil fiel. Daraufhin mehrten sich die Stimmen jener Anteilseigner, die erwägen würden, Erklärungen von den Managern bei Fortis zu verlangen. Vorstandschef Jean-Paul Votron sei indes die letzten zwei Tage im Urlaub gewesen. In diesen 48 Stunden sei die Notierung von Fortis um 9,3% zurückgegangen.
Streit um de Gordel
De Standaard berichtet heute über den Boykott der französischsprachigen Bürgermeister von Wezembeek-Oppem, Linkebeek und Kraainem, die wegen ihrer ausbleibenden Einsetzung durch Flandern bislang keine Zustimmung für das Passieren ihrer Kommunen durch die Teilnehmer am flämischen Radwandertag „De Gordel“ gegeben haben. Man warte den 15. Juli ab, so verlautete es aus Wezembeek. An diesem Tag will Premier Leterme auch Ergebnisse im gemeinschaftspolitischen Bereich vorlegen. Unterdessen wertete Flanderns Sportminister Bert Anciaux das Verhalten der Stadtväter in den drei Kommunen als Provokation.
"Sklavinnen" in Brüssel befreit
Het Laatste Nieuws greift, wie auch mehrere andere Tageszeitungen heute, die Befreiung von 17 Mädchen aus einem Brüsseler Spitzenklassehotel auf, die dort von einer arabischen Adelsfamilie als moderne Sklaven gehalten wurden. Die belgischen Behörden befreiten die siebzehn jungen Frauen, die allesamt jetzt als Opfer des internationalen Menschenhandels betrachtet werden.
Weniger Geld für Altenheime ... und Zigaretten
Vers L'Avenir berichtet heute ausführlich über die hohen Preise in Alten- und Pflegeheimen. Diese würden für immer mehr Senioren angesichts kleiner Renten unerschwinglich. Durchschnittlich gut 2.000 Euro pro Monat müsse man für einen Heimplatz inklusive Zuschlägen und Pflegeleistungen ausgeben, so die Zeitung.
„765 Millionen weniger verkaufte Zigaretten“ so der Titel in La Derniere Heure. Im ersten Halbjahr 2008 sei der Absatz der Glimmstängel hierzulande deutlich zurückgegangen. Während dies für die Gesundheit der Belgier eine gute Nachricht sei, bedeute es für die Staatskassen einen Rückgang des Mehrwertsteueraufkommens sowie der Akzisen, die auf Rauchwaren erhoben werden. Weshalb viele Belgier dem Tabak entsagen, glauben viele mit der sinkenden Kaufkraft erklären zu können. In Branchenkreisen werde der sinkende Tabakabsatz als katastrophal bezeichnet. Die Absatzverluste in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres würden gut 12,5% betragen.