"Die Gewerkschaften ziehen auf die Straße", titelt das Wirtschaftsblatt L’Echo. Aus Protest gegen die Sparpolitik der Regierung Di Rupo werden heute mehr als 15.000 Demonstranten in Brüssel erwartet. FGTB, CSC und CGSLB stört die auferlegte Lohnmäßigung.
Wie Het Laatste Nieuws berichtet, ist auch der Ärger gegen Arbeitsministerin Monica De Coninck groß. Sie will den Arbeitsmarkt flexibler gestalten und hatte die Gewerkschaften als "altmodisch" bezeichnet. Die Ministerin gieße Öl ins Feuer, erwidern die Demonstranten. Vor allem in der Hauptstadt werden heute Probleme erwartet. Die Behörden befürchten Ausschreitungen. An der Demo wollen sich Stahlarbeiter von ArcelorMittal in Lüttich beteiligen. Wegen des drohenden Verlusts von über 1.000 Arbeitsplätzen hatten sie bereits in Brüssel und Straßburg randaliert. Bei den öffentlichen Verkehrsbetrieben könnte es landesweit zu Ausfällen und Verspätungen kommen.
Ministerin gießt Öl ins Feuer der Gewerkschaften
Le Soir fragt auf Seite eins: Ist der heutige Protest der Gewerkschaften gerechtfertigt? Die Antwort der Zeitung lautet: Ja. Allerdings müssen die Arbeitnehmervertreter morgen an den Verhandlungstisch zurückkehren und den Sozialdialog wieder aufnehmen. Die ständige Konfrontation ist keine Lösung.
L’Echo spricht sich ebenfalls für die rasche Wiederaufnahme der Gespräche aus. Die Gewerkschaften übertreiben ein wenig, so das Blatt. Ihre Botschaft ist zudem nur schwer vermittelbar. Trotzdem sollte die Regierung den Protest ernst nehmen und den Streikenden zuhören.
La Libre Belgique stellt auf ihrer Titelseite die Frage: Ist Premierminister Elio Di Rupo noch ein Sozialist? Die Reformen seiner Regierung haben mit der linken Ausrichtung seiner Partei nur wenig gemein, so die Kritik der Gewerkschaften.
Le Soir nimmt den Regierungschef allerdings in Schutz: PS und SP.A haben die sozialistischen Ideale nicht verraten. Sie haben lediglich festgestellt, dass wir an schwierigen Entscheidungen nicht vorbeikommen. Wenn wir unser System jetzt nicht umstellen, steuern wir auf eine Katastrophe zu.
Billig-Wahn? Selber schuld!
De Standaard befasst sich mit dem belgischen Pferdefleischskandal. "Das große Rätsel", titelt die Zeitung. Schon seit dem Sommer 2011 ermitteln Justiz und Nahrungsmittelagentur AFSCA gegen einen Pferdehändler aus Neufchâteau in der Provinz Luxemburg. Der soll über einen längeren Zeitraum Tiere in die Nahrungskette gebracht haben, die für den Verzehr nicht geeignet waren. Die Behörden gaben am Mittwoch Entwarnung: Es sei kein krankes Pferd auf unserem Teller gelandet. Es handele sich vielmehr um administrative Missstände. So recht glauben mag die Geschichte jedoch niemand. Das Blatt bemängelt: Wegen laufender Ermittlungen hat die AFSCA weder die zuständigen Minister noch die Verbraucher informiert. Das geht so nicht, die Affäre kommt erst jetzt - fast zwei Jahre später - ans Licht.
Gazet van Antwerpen sieht das ähnlich. Nach dem Dioxin-Skandal 1999 sind die Kontrollen in Belgien besonders scharf. Trotzdem darf die Justiz nicht so weltfremd sein, und während ihrer Ermittlungen überhaupt nicht kommunizieren. Wir Verbraucher haben ein Recht auf korrekte Informationen.
Das GrenzEcho meint zum Thema Pferdefleischskandal: Das ist alles schon mal dagewesen: BSE-Rind, Dioxin-Huhn, mit Antibiotika vollgepumpte Schweine. Ändern tut sich scheinbar nichts. Weder bei den Methoden in der Lebensmittelindustrie, noch beim Kaufverhalten der Verbraucher. Würde vermehrt auf regionales Qualitätsfleisch gesetzt, könnte das Risiko der Betrügereien zumindest stark eingeschränkt werden. Aber der Billigwahn ist einfach schwer zu kurieren. Wir sind so doof und kaufen die Produkte - Fazit der Zeitung: Selber schuld!
Sterbehilfe für Jugendliche legalisieren
De Morgen befasst sich mit dem Thema Sterbehilfe für Minderjährige, das derzeit im Senat behandelt wird. Bekannte Ärzte haben den Politkern erklärt, dass Sterbehilfe bei Kindern trotz Verbots in Belgien durchgeführt wird. Niemand redet darüber, weil die Ärzte Angst vor strafrechtlichen Konsequenzen haben. Die Zeitung fordert eine Gesetzesänderung. Ein Fünfzehnjähriger, der an einem tödlichen Hirntumor leidet, hat die gleichen Schmerzen wie ein Erwachsener und ist durchaus in der Lage zu entscheiden, wann die Grenze des Erträglichen erreicht ist.
Vielerorts helfen die Mediziner den Jugendlichen und handeln somit vollkommen illegal. Ähnlich wie vor zehn Jahren, vor der Einführung des Euthanasiegesetzes, als die Ärzte bei Erwachsenen die verbotene Sterbehilfe leisteten.
Prinzlicher Unfall in Tirol
Het Nieuwsblad berichtet über den Skiunfall von Prinz Laurent in Tirol. Laurent leidet an einem Bluterguss an der Leber und steht in der Uniklinik von Innsbruck unter ärztlicher Aufsicht. Die Zeitung schreibt: Der Skiunfall hat noch einmal deutlich gemacht, wie schlecht die Beziehungen zwischen dem Problem-Prinzen und seinen Eltern. König Albert und Königin Paola haben erst aus der Zeitung von dem Unfall erfahren.
Archivbild: Anthony Dehez (belga)