De Wever Opfer einer Hetzkampagne?
Gestern wurde bekannt, dass sich Bart De Wever beim Zentrum für Chancengleichheit und Rassismusbekämpfung über die Brüsseler Tageszeitung Le Soir beschwert hat. Das Zentrum solle demnach vier Artikel des Blatts einmal genauer unter die Lupe nehmen. Der Chef der nationalistischen Partei N.VA sieht darin den Beweis dafür, dass er das Opfer einer Hetzkampagne ist.
Und De Wever hat Recht, meint die Zeitung Gazet van Antwerpen, in ihrem Kommentar. So hat Le Soir etwa vorgeschlagen, zur Lösung der gemeinschaftspolitischen Probleme De Wever und seine Anhänger auf ein Schiff zu verfrachten, das man dann nur noch auf Hoher See zum Kentern bringen müsste. Ist das noch Humor? fragt sich Gazet van Antwerpen. Diese Angelegenheit steht stellvertretend für die Haltung der frankophonen Politiker und Medien den Flamen gegenüber. Die frankophonen Medien zeichnen allesamt ein düsteres Bild der Flamen. Und damit stacheln sie nur die öffentliche Meinung im Süden des Landes an.
Het Belang van Limburg sieht den Fehler indes auf beiden Seiten. Dass Bart De Wever in der frankophonen Presse nicht gut wegkommt, hat er sich auch selbst zuzuschreiben. Auch er ist ein Meister der Provokation. Das gibt der frankophonen Presse aber nicht das Recht, Bart De Wever persönlich anzugreifen. Davon abgesehen: die frankophone Presse merkt nicht, dass sie sich ungewollt zum Verbündeten von Bart De Wever macht. Beide sorgen durch Provokation, bzw. böswillige Karikaturen dafür, dass sich die öffentliche Meinung auf beiden Seiten der Sprachgrenze radikalisiert.
Le Soir will das Ganze nicht auf sich sitzen lassen. In einem Kommentar geht Beatrice Delvaux, die Chefredakteurin persönlich, auf die Vorwürfe ein. Sie wisse nicht ob sie lachen oder weinen soll, schreibt Delvaux. Es sei doch ausgerechnet ihre Zeitung gewesen, die in den letzten Monaten immer wieder für den Dialog zwischen Flamen und Frankophonen eingetreten ist. Außerdem versuche Le Soir konstruktiv an einer neuen Staatsreform mitzuarbeiten. Ob ob man das auch von De Wever behaupten dürfe, sei mal dahingestellt. Für die Chefredakteurin von Le Soir gibt es nur eine Erklärung für De Wevers Vorstoß: Er wollte noch einmal sein Foto in den Medien sehen.
Unzufriedenheit mit der bisher geleisteten Arbeit der Regierung Leterme
Leterme hat im Wahlkampf gute Staatsführung versprochen. Stattdessen gibt es im Augenblick keine Staatsführung, beklagt De Standaard. Während wir sehenden Auges in eine schwere Wirtschaftskrise laufen, sitzen die Spitzenpolitiker dieses Landes mal wieder an einem geheimen Ort zusammen, um das Problem Brüssel-Halle-Vilvoorde zu lösen und sich auf Korridore zwischen Brüssel und der Wallonie zu einigen. Diese Probleme müssen zwar schnellstmöglich gelöst werden, doch hat man unweigerlich den Eindruck, dass ein verlorenes Jahr hinter uns liegt. Und blickt man in die Zukunft, dann sieht die nicht unbedingt besser aus.
Auch Het Nieuwsblad ist frustriert. Bislang hat die Regierung dem Parlament ganze acht Gesetzesentwürfe unterbreitet. Und das geschah zum Teil noch während des Verhofstadt-Intermezzos. Langjährige Parlamentarier haben ein so offensichtliches Ausbleiben von Entscheidungen noch nie erlebt. Und das Schlimme ist: Es ist zu einfach, in den gemeinschaftspolitischen Problemen die einzige Ursache dafür zu sehen. Leterme 1 steckt immer noch in den Startblöcken, meint Het Nieuwsblad.
Charleroi hat eine neue Affäre
Die Polizeikommissarin von Charleroi wurde vom Dienst suspendiert, weil sie offenbar über Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit dem Bau eines neuen Polizeikommissariats im Bilde war.
Jetzt ist das Maß voll, meint dazu sinngemäß La Libre Belgique. Mehr denn je ist es angebracht, Charleroi mit dem Chicago der 30er Jahre zu vergleichen. Die neue Stadtratsmehrheit weiß immer noch nicht, wo sie anfangen soll, um das Image von Charleroi wieder aufzupolieren. Man hat Angst eine Schublade zu öffnen und dabei wieder auf einen neuen Skandal zu stoßen. Man kann nur hoffen, dass die Justiz unabhängig und schnell reagiert, damit Charleroi endlich aufatmen kann.
Handy- und Sonnenstrahlen
Le Soir bringt auf seiner Titelseite das Ergebnis einer neuen Studie zum Thema Handy-Strahlung. Demnach ist die Sterblichkeit von Laborratten doppelt so hoch, wenn sie insbesondere der Strahlung von Mobiltelefonen ausgesetzt sind. Dabei sollte man nicht vergessen, Dass 90% der Gene von Ratten identisch sind mit dem menschlichen Erbgut.
De Morgen macht seinerseits mit einer überraschenden Meldung auf: Noch nie sind so viele Belgier in Urlaub gefahren. Die Zahl der Buchungen für die Sommerferien ist in diesem Jahr um 5% gestiegen. Und das ungeachtet der sinkenden Kaufkraft, wundert sich De Morgen.