Auf und ab
Die belgische Börse ist seit einigen Tagen deutlich in der Defensive. Verkaufspanik bricht der Börse das Genick, titelt De Tijd. Der Börsenindex Bel20 verlor vergangene Woche 15 Milliarden Euro Kapital, schreibt L'Echo.
De Morgen spricht von einem Blutbad bei den Anlegern. Während einer Woche verlor der Bel20 7% seines Wertes. Besonders betroffen sind die Kurse der beiden Banken Fortis und Dexia.
De Tijd meint zur aktuellen Börsenkrise im Leitartikel: Weltweit haben die Börsen wieder viele Prozente verloren. Schuld waren die Prognosen eines Analysten der Real Bank of Scotland. Je pessimistischer die Voraussagen sind, um so eher wird ihnen geglaubt, könnte man momentan meinen. Besonnene Börsenexperten schreiben aber mittlerweile schon, dass Anleger, die jetzt Aktien kaufen, langfristig ein sehr gutes Geschäft machen werden.
Mehr oder weniger Belgien
De Standaard und Le Soir haben das selbe Titelseitenthema. Die Wallonen wollen immer mehr Belgien, heißt es in Le Soir - Wallonen für Unitarismus, schreibt De Standaard.
Vor einigen Tagen hatte diese Zeitung noch geschrieben, dass die Flamen langsam den Glauben an Belgien verlieren. Anders sieht das in der Wallonie aus, wie eine Uni-Studie belegt.
78% der Wallonen möchten mehr Belgien oder wenigstens, dass alles so bleibt wie es ist, so fasst Le Soir das Ergebnis der Umfrage zusammen. Sollte es zu einem Auseinanderbrechen Belgiens kommen, befürworten 56% der Wallonen die Gründung einer Föderation Wallonie/Brüssel. 29% wären im Fall der Fälle mit dem Anschluss der Wallonie an Frankreich einverstanden.
Dazu meint De Standaard im Kommentar: Während Flandern immer mehr Autonomie fordert, hält die Wallonie krampfhaft an Belgien fest. Wenn die Verhandlungen über eine Staatsreform erfolgreich sein sollen, darf Flandern deshalb auf keinen Fall die innerbelgische Solidarität in Frage stellen. Die Französischsprachigen müssen aber begreifen, dass sie Belgien in eine Verfassungskrise stürzen, wenn sie sich weigern, die Beschäftigungspolitik zu regionalisieren.
Weniger Geld für die DG?
Das Grenz-Echo befasst sich auf Seite 1 mit einem Vorschlag der CD&V zur Revision der Finanzierung von Regionen und Gemeinschaften. "Lambertz sieht Angriff auf DG", ist hier die Schlagzeile. In energischer Form hat sich der Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft gegen Pläne der CD&V, auch das Finanzierungsgesetz der DG abzuändern, gewandt. Für alle Teilstaaten würde der Vorschlag Mindereinnahmen nach sich ziehen, schreibt die Eupener Zeitung.
Auch in der Wallonie und in Brüssel wurde der Vorschlag abgelehnt und das wird von Het Belang van Limburg kommentiert: Vorschläge zu einem neuen Finanzierungsgesetz, das den Regionen teilweise mehr Verantwortung überträgt, werden von den wallonischen und Brüsseler Ministerpräsidenten Rudi Demotte und Charles Piqué abgeschossen. Das, obschon sie immer wieder behaupten, dass sie loyal zu Belgien stehen. Wenn es aber darum geht, Geld abzugeben, lassen sie Belgien lieber bankrott gehen. Es sieht danach aus, als würden die Masken langsam fallen, meint die Zeitung.
Wer weiß Bescheid?
De Morgen kommentiert die aktuelle politische Lage: ein Großteil der Bevölkerung weiß überhaupt nicht, worum es bei der politischen Krise überhaupt geht, und interessiert sich hierfür auch gar nicht. Es wäre nicht schlecht, wenn die Politiker sich dies endlich zu Herzen nähmen. Gestern wurde bekannt, dass zwei führende Berater von Alt-Premier Dehaene wieder zu den Koalitionsgesprächen eingeladen wurden. Der öffentlichen Meinung kann das ziemlich egal sein, aber es handelt sich hierbei tatsächlich um eines der ersten hoffnungsvollen Signale seit Monaten, glaubt das Blatt.
Rentner und Armut
Vers l'Avenir bringt als wichtigste Schlagzeile folgende Meldung: "1050 Euro Mindestrente". Die zuständige PS-Ministerin Arena hat der Zeitung ihren Rentenplan für die kommenden 5 Jahre vorgelegt. Der sieht vor, dass nach einer vollständigen Berufslaufbahn der Rentner mindestens 1.050 Euro erhalten soll, 6 % mehr als bisher.
Dieser Plan kommt keinen Tag zu früh, meint Het Nieuwsblad im Kommentar. Experten rechnen nämlich damit, dass 2020 40% der Rentner in Armut leben werden. Es muss eine absolute Priorität des Staates sein, für eine angemessene Mindestrente zu sorgen. Es ist nicht akzeptabel, dass Menschen, die ein ganzes Leben lang gearbeitet haben, eine Rente beziehen, die unter der Armutsgrenze liegt, findet die Zeitung.
Terrorismus in den 70ern
Zum Schluss einen Blick in La Libre Belgique, wo die Titelseite der Roten Armee Fraktion gewidmet ist. Die Zeitung berichtet, dass Hans-Martin Schleier, der Präsident des Deutschen Arbeitgeberverbandes, nach seiner Entführung durch die RAF längere Zeit in einer Brüsseler Wohnung festgehalten wurde. Zusammen mit dem ehemaligen Terroristen Peter-Jürgen Boock besuchte die Zeitung die Wohnung im Brüsseler Stadtteil Woluwe, wo die Deutschen RAF-Mitglieder 1977 Schleier versteckt hatten. Brüssel war demnach eine der Drehscheiben im internationalen Terrorismus der 70-er Jahre.