„Irisches Nein ist ein KO-Schlag für Europa“, das ist die Schlagzeile in De Morgen.
„Neue Sturmwarnung für die Europäische Union“, lesen wir in L'Echo.
Drei Jahre nach dem französischen und niederländischen Nein zum europäischen Grundgesetz steckt die Europäische Union wieder in einer tiefen Krise, heißt es auf Seite 1 in La Libre Belgique. Im Kommentar meint die Zeitung: Für Europa ist dies eine bittere Pille. Europapolitik interessiert die Bürger nicht mehr, weil sie nicht begreifen, wie wichtig die EU für ihr alltägliches Leben ist. Jahrzehntelang galt der europäische Integrationsprozess als Verheißung. Heute wird er von vielen als Bedrohung empfunden.
Das sieht der Leitartikler von De Morgen ähnlich: Sogar Irland, das der EU so viel zu verdanken hat, stimmt gegen den neue europäischen Reformvertrag, weil die Iren Angst haben, ihre eigene Identität zu verlieren. Die politische Klasse Europas weiß nicht, wie sie auf diese irrationalen Ängste reagieren soll. Deshalb verflüchtigt sich der europäische Traum langsam aber sicher und hat die EU ein großes Problem.
Laut Het Belang Van Limburg hat Europa ein Glaubwürdigkeitsdefizit. Es fehlt der Union die demokratische Legitimierung. Das ist schade, denn wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Europa. Energie- und Nahrungsmittelpreise, Umwelt oder Sicherheit, das sind alles Probleme, die wir effizient nur auf europäischer Ebene lösen können.
Auch Gazet Van Antwerpen plädiert für mehr Europa. Wir können die Zukunft der Europäischen Union doch nicht von einem so kleinem Mitgliedsstaat wie Irland abhängig machen. Sowieso war bei dem irischen Referendum sehr viel Manipulation im Spiel. Und das ganz besonders im Lager der Nein-Sager.
Le Soir findet, es sei gefährlich, über Europa-Themen mit einem Referendum abzustimmen. Die europäische Politik ist eine sehr ernsthafte Sache, die man nicht einem russischen Roulette mit dem Namen Volksbefragung überlassen sollte. Sowieso gehört das Referendum nicht zur demokratischen Tradition Europas. Lassen wir doch unsere Parlamentarier den Job tun, für den wir sie gewählt haben.
Das sieht auch die Wirtschaftszeitung De Tijd ähnlich: Es bringt nichts, der Bevölkerung so schwierige Verträge zur Abstimmung vorzulegen; dann kommt es wie selbstverständlich zu Debatten, die mit dem eigentlichen Vertrag überhaupt nichts zu tun haben. Jetzt blockieren etwa 860.000 irische Neinsager eine dringend notwendige Reform, die 500 Millionen Menschen betrifft. Das ist doch alles andere als demokratisch. Europa darf sich nicht von einer Handvoll verwöhnter irischer Egoisten bremsen lassen.
Ähnlich sieht das Het Nieuwsblad: Die Iren beißen in die Hand, die sie gemästet hat. Als Irland 1973 Mitglied der EU wurde, war es eines der ärmsten Länder Westeuropas. Mit europäischem Geld schaffte es den Aufstieg in die Oberliga der reichsten Länder. Umso unverständlicher ist deshalb das irische Nein.
Wichtigstes Titelseitenthema im Grenz-Echo ist die Gründung einer neuen politischen Bewegung. Die von Unterrichtsminister Oliver Paasch initiierte neue unabhängige Kraft in Ostbelgien nennt sich „prodg“. „prodg“ ist nicht nur ein Bekenntnis zu unserer Gemeinschaft sondern auch zu Belgien und zum Zusammenhalt des Föderalstaates, zitiert die Eupener Zeitung Paasch.
Auch die EM ist in vielen Zeitungen Titelseitenthema. Die Holländer haben sich qualifiziert, Italien und Frankreich stehen am Rand des Chaos, heißt es in LA DERNIERE HEURE. Vielleicht kommt es soweit, dass beide WM-Finalisten es nicht in das Viertelfinale der Europameisterschaft schaffen.
Wer bremst diese Holländer, titelt Het Laatste Nieuws. Die niederländische Nationalelf schwebt auf einer rosa Wolke, meint das Blatt.
De Standaard startet heute eine neue Serie zum Thema „Holländischer Maatjes“ womit nicht nur diese Heringsdelikatesse gemeint ist, sondern auch die holländischen Freunde. Über mehrere Wochen will die Zeitung ihren Lesern die Eigenarten der niederländischen Nachbarn näher bringen. Zu diesem Zwecke wurde auch eine Umfrage in Auftrag gegeben: Demnach würde jeder fünfte Niederländer gern in Flandern wohnen, aber nur jeder zwanzigste Flame wäre zum Umzug nach Holland bereit.
Vers L'Avenir warnt auf Seite 1 vor den Gefahren des elektronischen Personalausweises. Den soll bis 2009 jeder Belgier besitzen. Wie eine Unistudie belegt, ist der Datenschutz nicht gewährleistet und ist es deshalb ratsam, äußerst vorsichtig mit dem neuen Ausweis umzugehen.