Inflation: Wie entgehen wir der Spirale?
De Morgen schreibt: Arbeitnehmer mit einem hohen Einkommen sollten sich in Zukunft mit einer geringeren Indexierung ihres Lohnes begnügen. Diese Idee stammt vom Gouverneur der Nationalbank, Guy Quaden, der darin ein Mittel sieht, die Inflation zu bekämpfen. Doch er begeht einen Irrtum. Der Index für hohe Löhne betrifft nicht nur das eigene Netto-Einkommen, sondern auch die Beiträge, die die Person selbst und ihr Arbeitgeber an die soziale Sicherheit zahlen. Wenn man den Index verringert, verkleinert man auch ihre Beiträge.
Es wird zudem dadurch schwieriger, die hohen Einkommensschichten noch zu motivieren, zum Solidaritätsmechanismus beizutragen. Schon jetzt versichern viele sich selbst privat, um der kostspieligen Solidarität zu entkommen. Der Vorschlag der Nationalbank könnte dazu führen, dass diese Praxis sich verallgemeinert. Dadurch würde die Last der Finanzierung der Sozialsicherheit ganz auf den Schultern der kleinen und mittleren Einkommensschichten ruhen.
Auch Het Belang Van Limburg stellt fest: Die Inflation ist in Belgien größer als in den andern EU-Ländern. Selbst die Preise für Nahrungsmittel steigen hier schneller. Die Regierung muss aktiver auftreten. Ein belgischer Durchschnittshaushalt muss in diesem Jahr 600 Euro mehr für Energie ausgeben. 100 Euro davon gehen als Steuern direkt an den Staat. Bei 4,5 Millionen Haushalten sind das schon 450 Millionen Euro zusätzliche Einkünfte für den Staat. Mehr als das Doppelte der 200 Millionen, die die Regierung bereitstellte, um die Kaufkraft der kleinsten Einkommen zu verbessern.
Gazet Van Antwerpen findet: Die in der EU weit verbreitete Idee, es wäre besser, die Indexbindung der Löhne abzuschaffen, taugt nichts. Glücklicherweise hat Premierminister Leterme die Gerüchte schnell dementiert: Diese Regierung wird den Index nicht antasten. Sie kann sich jetzt keinen Sozialkampf leisten. Belgien hat schon eine gelähmte Regierung. Sollten jetzt auch noch die Betriebe durch Streiks still liegen, wäre das eine Katastrophe. Handlungsbedarf besteht jedoch bei den Altersrenten. Ein Viertel der Pensionierten lebt unter der Armutsgrenze.
Das Magazin Le Vif behauptet in seinem Leitartikel: Der Belgier ist nicht ärmer geworden. Man muss ehrlich bleiben und eingestehen, dass die Kaufkraft nur für gewisse Kategorien der Bevölkerung sinkt. Man muss den Reichtum besser verteilen, aber nicht durch allgemeine Maßnahmen, die allen zugute kommen und nur weitere Energieverschwendung zur Folge haben.
Het Laatste Nieuws beklagt, dass Belgien in seine alten Fehler zurückfällt. Die Regierung ist mitten in einer weltweiten Rezession durch gemeinschaftspolitischen Streit gelähmt. Es besteht die Gefahr, dass das Land in wenigen Jahren verliert, was die beiden vorherigen Regierungschefs aufgebaut haben, nämlich den Abbau des Haushaltsdefizits und die Verringerung der Staatsverschuldung. Diese Regierung hat nur Pläne, um noch mehr Geld auszugeben, obschon sie nicht über ausreichende Mittel verfügt. Das bringt einen aus der Fassung.
Keine wilden Streiks mehr?
Het Nieuwsblad notiert: Den vielen wilden Streiks bei der Eisenbahngesellschaft wird vielleicht ein Ende bereitet. Die beiden großen Gewerkschaften haben eine entsprechende Übereinkunft mit der Direktion erzielt. Streiks sind in Zukunft nur noch die letzte Waffe nach einer bestimmten Prozedur. Der Streik muss zehn Tage zuvor angekündigt und durch die nationalen Gewerkschaften genehmigt werden. Doch die unabhängige Gewerkschaft des Eisenbahnpersonals hat sich nicht an den Gesprächen beteiligt. Sie kann immer noch den Zugverkehr lahm legen. Mann muss abwarten, ob sie sich an die neue Regeln halten wird.
Wie belgisch ist InBev noch?
Zum Übernahmeangebot des Bierkonzerns InBev auf den amerikanischen Konkurrenten Anheuser-Busch heißt es in La Libre Belgique: InBev ist nicht mehr sehr belgisch. Es bleibt nur noch die Adresse seines Geschäftssitzes in Löwen. Die Brasilianer haben den Konzern längst in der Hand und haben viele Aktivitäten delokalisiert. Das wird sich in Zukunft nicht ändern. Das Jupiler-Bier hat in einer Produktion von 400 Millionen Hektolitern im Jahr nur wenig Gewicht.
De Tijd meint hingegen: Die belgischen Teilhaber-Familien können noch eine wichtige Rolle spielen. Sie müssen darauf drängen, dass der Hauptsitz des Konzerns in Belgien bleibt.