"Spektakulärer Diamantenraub auf dem Flughafen Zaventem", titeln heute fast gleichlautend Gazet Van Antwerpen, Het Laatste Nieuws und De Morgen. "Flugzeug überfallen auf Landebahn", fasst es Het Nieuwsblad zusammen. La Dernière Heure spricht vom "Raub des Jahrhunderts".
Am Montagabend haben Unbekannte auf dem Rollfeld am Landesflughafen Zaventem einen Werttransporter überfallen. Dessen wertvolle Ladung sollte gerade an Bord eines Flugzeugs gebracht werden. Bis zu acht Täter bedrohten das Personal und verlangten die Herausgabe der Ladung. Dabei handelte es sich insbesondere um Diamanten im Millionenwert. "Superbeute in drei Minuten", bringt es Het Nieuwsblad auf den Punkt.
Dutroux bleibt hinter Gittern - wie erwartet!
Fast alle Zeitungen berichten heute über das Urteil des Brüsseler Strafvollstreckungsgerichtes. Demzufolge bleibt Marc Dutroux im Gefängnis. Der Antrag des Serienmörders, der den Rest seiner Haftzeit außerhalb der Gefängnismauern mit einer elektronischen Fußfessel verbringen wollte, wurde abgelehnt. "Dutroux bleibt hinter Gittern", so denn auch die Schlagzeile des Grenz-Echo.
Das allerdings wussten wir schon, bevor Dutroux überhaupt einen Antrag gestellt hatte, notiert Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Es bestand nicht der Hauch eines Zweifels daran, dass Dutroux im Gefängnis bleiben würde und das noch für eine geraume Zeit. So mancher hat dennoch den Teufel an die Wand gemalt, hatte da wohl die Freilassung von Dutroux' Ex-Frau Michelle Martin vor Augen. Allein die Vorstellung, Dutroux könnte jetzt auch entspannt das Gefängnis verlassen, war aber grotesk. Wir sollten der Justiz in diesem Land vertrauen. Selbst wenn es manchmal schwer fällt. Das sollten wir auch in den kommenden Wochen im Hinterkopf behalten, wenn Kim De Gelder vor Gericht steht.
De Gelder vor Gericht
Fast alle Zeitungen berichten in großer Aufmachung über den Prozessauftakt gegen Kim De Gelder. Der junge Mann hat vor rund vier Jahren in einer Kinderkrippe drei Menschen getötet, darunter zwei kleine Kinder. Eine Woche zuvor hatte er bereits eine Rentnerin in ihrer Wohnung erstochen.
Vor dem Schwurgericht von Gent beginnt heute der Prozess gegen den 24-Jährigen und es ist ein Verfahren der Superlative, wie unter anderem Gazet Van Antwerpen feststellt. 29 Opfer, 28 Anwälte, 82 Nebenkläger, 174 Zeugen und im Mittelpunkt: ein Angeklagter. Kernfrage ist, ob De Gelder zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig war.
"Verrückte vor Gericht!"
Und es ist gut, dass darüber ein Gericht befindet, genauer gesagt, eine Geschworenen-Jury, glaubt Gazet Van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Natürlich dürfte De Gelder nicht wirklich normal im Kopf sein, aber das bedeutet nicht automatisch, dass man dafür unzurechnungsfähig ist. Allein auf psychiatrische Gutachten möchte man sich aber nicht verlassen; dafür hat diese Zunft in der Vergangenheit zu viele Fehleinschätzungen abgegeben.
Hier geht es auch um die Aufarbeitung, insbesondere für die Angehörigen der Opfer, bemerkt Le Soir. Wie hätte man wohl reagiert wenn Marc Dutroux seinerzeit auf Geheiß eines Psychiaters weggesperrt worden wäre? Die Angehörigen von Loubna Ben Aïssa etwa hatten nicht das Recht auf eine Erklärung für den Tod der kleinen Loubna aus dem Mund ihres Peinigers. Der war seinerzeit in einer geschlossenen Anstalt interniert worden. Es ist wichtig, dass auch nachweislich verrückte Straftäter vor Gericht gestellt werden. Die Justiz und die Gesellschaft haben dabei nichts zu verlieren.
Keine Medikamente für "illegale Aids-Kranke"
Viele Zeitungen beschäftigen sich mit einer Entscheidung der N-VA geführten Stadtratsmehrheit von Antwerpen. Diesmal wurde beschlossen, illegalen Einwanderern die Kosten für Aids-Medikamente nicht mehr zu erstatten. Es sei denn, sie erklären sich schriftlich dazu bereit, das Land zu verlassen.
Die zuständige föderale Staatssekretärin für Einwanderungspolitik, Maggie de Block, übt unter anderem in Het Laatste Nieuws scharfe Kritik: Wer krank ist, den lässt man nicht sterben, sagt De Block.
De Standaard sieht das ähnlich: AIDS-Hemmer, das ist doch noch etwas anderes als orthopädische Sohlen oder Zahnprothesen. Hier geht es um lebensnotwendige Medikamente. Deshalb muss man sich die Frage stellen, ob man nicht im vorliegenden Fall von so einer Art "kollektivem Eid des Hippokrates" ausgehen muss: Gleich wie es kommt, Menschen in Not muss geholfen werden.
Stattdessen sollen die illegalen HIV-Patienten regelrecht erpresst werden, urteilt Het Laatste Nieuws. Die Gesundheit eines Jeden muss immer Priorität genießen, erst danach kommt das Geld. Die Realität ist komplexer als es Parteien wie die N-VA oder der Vlaams Belang gerne glauben machen. Allerdings muss die Frage erlaubt sein, ob die Gemeinden allein für die Kosten aufkommen müssen.
L'Avenir sieht in der Situation in Antwerpen eine mögliche Zukunftsvision. Wenn Sie wissen wollen, wie ein N-VA-regiertes Flandern aussieht, dann müssen sie nach Antwerpen schauen. De Wever und Co. wollen aus Antwerpen eine Musterstadt machen, ohne Ausländer, ohne Frankophonen, ohne Obdachlose, ohne Homosexuelle, ohne Aids-Kranke. Die N-VA lässt keine Gelegenheit aus, um ihre Ideologie in die Praxis umzusetzen. Roter Faden ist dabei die Ausgrenzung.
Umstrittenes Strom-Geschenk
Die großen frankophonen Zeitungen beschäftigen sich heute mit der Polemik um den jüngsten Vorschlag des Ecolo-Regionalministers Jean-Marc Nollet. Demnach sollen die ersten 500 Kilowattstunden für wallonische Stromkunden gratis sein. "Das Stromgeschenk von Nollet kommt nicht gut an", stellt La Libre Belgique auf ihrer Titelseite fest. "Nollet bringt seine Koalitionspartner zur Verzweiflung", schreibt Le Soir auf Seite eins.
Doch nehmen einige Leitartikler den wallonischen Regionalminister in Schutz: Nollet setzt doch nur das Koalitionsabkommen um, konstatiert L'Avenir. Der belgische Energiemarkt ist doch seit eh und je verkrustet. Mit seinem Vorschlag könnte Nollet frischen Wind in den Sektor bringen.
War Nollet nur ungeschickt? Oder hat er vielleicht die Koalitionspartner vielmehr geschickt ausgekontert?, fragt sich La Libre Belgique. Das Geheule von CDH und PS jedenfalls lenkt nur von Thema ab. Es ist höchste Zeit, dass man sich die Situation am Strommarkt einmal vorknöpft.
Archivbild: Benoit Doppagne (belga)