"Dutroux zockt an der Börse", titeln La Dernière Heure und Het Laatste Nieuws. Inzwischen soll der Kindermörder ein echter Profi sein, heißt es aus gut informierter Quelle. Dutroux wird als der reichste Mann der Haftanstalt von Nivelles bezeichnet. Jede Woche lässt er sich zwei volle Einkaufstüten vom Gefängnissupermarkt in seine Zelle liefern - so viel wie kein anderer Gefangener.
Die Gewinne aus Dutroux' Aktienhandel landen nicht auf seinem Konto, sondern höchstwahrscheinlich bei seinem Sohn. Die Zeitungen schreiben: So sorgt der meistgehasste Belgier dafür, dass er keinen einzigen Cent Schadensersatz an die Opferfamilien zahlen muss.
In den beiden Blättern erklärt der Informant wie das Geschäft mit den Wertpapieren im Einzelnen abläuft. Bis zu dreimal am Tag ruft Dutroux seinen Sohn aus dem Gefängnis an und gibt ihm genaue Anweisungen darüber, welche Aktien er kaufen und verkaufen soll. Da der Kindermörder im Gefängnis über keinen Internetzugang verfügt, verfolgt er das Geschehen an den Märkten über den Börsenteil der Zeitungen.
Dutroux' Mutter: "Lasst meinen Sohn nicht frei!"
Heute entscheidet das Strafvollstreckungsgericht in Brüssel, ob Marc Dutroux vorzeitig aus der Haft entlassen wird. 2004 war er wegen Kindesentführung, Vergewaltigung und Mord zu lebenslanger Haft verurteilt worden, hat aber zu Beginn des Jahres einen Antrag auf elektronische Fußfessel gestellt. Wie La Libre Belgique berichtet, hat der verurteilte Straftäter kaum eine Chance freizukommen, denn alle Gutachten sind negativ ausgefallen. Dutroux zeige keine Reue. Außerdem wird er als Wiederholungstäter eingestuft. Dutroux müsste also weiter hinter Gittern bleiben - den Antrag auf vorzeitige Entlassung wird er von nun an aber jedes Jahr stellen. Davon können wir ausgehen, so das Blatt.
In Le Soir Magazine, das ausnahmsweise schon am heutigen Montag erscheint, bittet die Mutter von Marc Dutroux das Gericht eindringlich darum, ihren Sohn nicht freizulassen. Sie sei davon überzeugt, so die 78-Jährige, dass er wieder morden würde.
Het Belang Van Limburg bemerkt auf Seite eins: Dutroux'- Ex-Frau und Komplizin Michelle Martin hat neuen Ärger. Der Bruder der getöteten Eefje Lambrecks hat Klage gegen sie eingereicht. Der Vorwurf: Martin soll bewusst Geld und Besitztümer beiseite geschafft haben, um die Opferfamilien nicht entschädigen zu müssen. Auch hat sie im Gefängnis gearbeitet, jedoch noch keinen einzigen Cent Schadensersatz gezahlt. Bewahrheitet sich der Betrugsvorwurf, droht der inzwischen im Kloster lebenden Martin eine Gefängnisstrafe von zwei Jahren.
"ACW sollte sich auf Kerngeschäft besinnen"
Alle flämischen Zeitungen befassen sich weiter mit der Steueraffäre bei der christlichen Arbeiterbewegung. Die ACW wird beschuldigt, im Zuge der Verstaatlichung der Dexia-Bank getrickst zu haben, um der Steuer zu entgehen. Es geht um mehrere Millionen Euro. Die Organisation weist alle Vorwürfe von sich, kann ihre Unschuld aber nicht beweisen, hält De Morgen fest. Wie das Blatt weiter berichtet, bröckelt die einst so mächtige katholische Säule. Nach Finanzminister Steven Vanackere distanziert sich jetzt auch die christliche Gewerkschaft von ihrem Dachverband. CSC-Vorsitzender Marc Leemans spricht in einer internen Mail von "strafbaren Praktiken".
Gazet Van Antwerpen notiert: Die Arbeiterbewegung, die in der Vergangenheit immer den Zeigefinger erhoben hat, um dem Rest der bösen Kapitalistenwelt die Leviten zu lesen, hüllt sich jetzt in Stillschweigen. Die Politik ruft die Zeitung dazu auf, Schlupflöcher in den Gesetzen zu schließen, damit es keine Hintertürchen mehr für solche Steuertricks gibt. Die christliche Arbeiterbewegung dagegen sollte sich auf ihr Kerngeschäft besinnen und die Finger von Aktiengeschäften lassen. Aufgedeckt wurde die Affäre von der nationalistischen N-VA.
Het Nieuwsblad findet: Statt ihre Empörung lautstark in Fernsehstudios kundzutun, sollte die N-VA lieber einen Schritt weiter gehen, und vor Gericht klagen. Hat sie stichhaltige Beweise, ist es sogar die Pflicht der Partei, die ACW anzuzeigen.
DG-Sitz im EU-Parlament in Gefahr
Le Soir befasst sich mit den Umwälzungen im Europäischen Parlament. Weil Kroatien im Sommer zur EU stößt, müssen die Sitze neuverteilt werden. Zwölf Ländern, darunter Belgien, droht der Verlust von einem Sitz. Statt bisher 22 soll es ab 2014 nur noch 21 belgische Vertreter im EU-Parlament geben. Alle Blicke sind jetzt Richtung Ostbelgien gerichtet, so die Zeitung. Möglicherweise könnte der seit 1994 bestehende Posten für die Deutschsprachigen gestrichen werden. Als Hauptargument führt das Blatt an: Während ein belgischer Europa-Abgeordneter mehr als eine halbe Million Landsleute vertritt, entfallen auf den deutschsprachigen Parlamentarier nur 77.000 Einwohner.
Bild: Bruno Fahy (belga)