Heißer Energiemarkt
La Libre Belgique behauptet: Die Gaspreise werden nicht sinken, nur weil Distrigaz von ENI übernommen wurde. Die Italiener haben einen hohen Preis bezahlt, um in Nordeuropa präsent zu sein. ENI versprach eine gesicherte Versorgung. Hat die Regierung dafür die notwendigen Garantien erhalten? Der Verkauf an den italienischen Konzern verhindert, dass die gesamte belgische Energieversorgung in französische Hände übergeht.
Gazet van Antwerpen meint: Die Entwicklung bei Distrigaz ist ein positives Signal. Die Energie-Konzerne sind in Bewegung. Der belgische Energiemarkt ist ein Minenfeld. Energieminister Magnette wollte sehr naiv mit der Erfolgsmeldung überraschen, dass er Electrabel überredet hatte, 250 Millionen Euro an den belgischen Staatshaushalt zu überweisen. Doch er hat Electrabel schlecht eingeschätzt. Die Energiespezialisten von Electrabel haben außerordentliches Verhandlungstalent und Erfahrung. Magnette hat nichts schriftlich erhalten. Es fällt auf, dass die französischen und italienischen Unterhändler von Distrigaz Finanzminister Reynders aufsuchten und nicht Energieminister Magnette. Für ihn ist das beschämend.
Das Magazin Le Vif erklärt: Electrabel beherrscht immer noch den belgischen Elektrizitätsmarkt. Die Tarife sinken nicht, obschon die Kernkraftwerke seit langem abgeschrieben sind. Die Liberalisierung hatte nicht die erwarteten Folgen, sondern hat die großen Konzerne ermuntert, sich zusammenzuschließen und jede Konkurrenz zu verhindern. Minister Magnette wollte auf spektakuläre Weise vorgehen. Er wurde von seinen Kollegen in der Regierung nicht unterstützt. Sie forderten ihn auf, weniger autoritär und viel diplomatischer zu sein.
De Standaard meldet: Energieminister Magnette will wieder mit Electrabel verhandeln, nachdem er dem Konzern zunächst den Krieg erklärt hatte. Die Opposition, aber auch die Regierungspartei MR hackten gierig auf den gebeutelten Minister ein. Reynders fiel ihn öffentlich an und verglich das Electrabel-Fiasko mit dem Heizöldebakel von Freya Vandenbossche.
De Morgen titelt: „Leterme setzt Magnette auf die Reservebank“. Magnette hatte mit einer einseitigen Besteuerung von Electrabel gedroht, doch die Regierung pfiff ihn zurück. Auf einer solchen Ebene wollen die Betriebsführer mit Politikern von Niveau verhandeln und Verträge mit dem Premierminister abrunden. Leterme verhandelt jetzt direkt mit dem Suez-Geschäftsführer Mestrallet.
Inflation: wiedermal Rekord gebrochen
Le Soir bringt die Schlagzeile: "Die Inflationsrate ist auf dem höchsten Stand seit 23 Jahren: 5,21%". Die Experten erwarten, dass sie bis zum Jahresende auf 2 bis 3 % zurückgeht. Ein neuer Indexsprung könnte jedoch noch vor Ende des Jahres erfolgen. Die automatische Indexbindung der Löhne wird bei den Verhandlungen im Herbst mit Sicherheit wieder zur Sprache kommen.
L'Echo unterstreicht: Die Inflation ist eine Bedrohung für die Betriebe. Sie müssen den Anstieg der Energiepreise, die Lohnerhöhungen und die Indexanpassungen verkraften. Doch die Preiserhöhungen beeinflussen auch ihre Freiheit, ihre eigenen Preise festzulegen.
De Tijd fügt hinzu: Es gibt Möglichkeiten, die Inflation einzudämmen. Der Westen muss seine Wirtschaft unabhängiger vom Öl machen. Dazu sind unpopuläre Maßnahmen erforderlich. Man müsste beispielsweise den Verkauf von Autos verbieten, die zu viel Treibstoff verbrauchen. Die Lohnindexierung in Belgien ist auch ein schlechtes Mittel, um die Kaufkraft zu unterstützen. Dadurch werden die Preise auf die Betriebe abgewälzt, die die höheren Kosten dem Konsumenten durchrechnen, wodurch die Inflation nur weiter steigt.
Het Laatste Nieuws berichtet, dass tausende Pensionierte in diesem Jahr bis zu 200 Euro weniger Rente erhalten. Durch die Indexanpassung ihrer Pension sind sie in eine höhere Steuerklasse gekommen und werden stärker besteuert. Finanzminister Reynders sucht nach einer Lösung.