La Libre Belgique etwa informiert über die Prioritäten von Arbeitsministerin Milquet und Finanzminister Reynders, mit denen die beiden Regierungsmitglieder in den heutigen Ministerrat gehen. Im Gespräch mit der Tageszeitung erläutert Joëlle Milquet z.B., dass sie nicht mit leeren Händen zu dem heutigen Spitzentreffen des Regierungschefs komme. Es gehe bei dem Ministerrat heute darum, eine Liste all jener Themen zu erstellen, zu denen man vor dem 15. Juli konkrete Fortschritte erzielen will. Im Bereich der Beschäftigungspolitik wolle man vor allem die individuelle Begleitung der Arbeitssuchenden verstärken.
Die Fristen zur Aktivierung von Erwerbslosen unter 25 Jahren sollen nach Möglichkeit auf 3 Monate reduziert werden. Gleichzeitig müsse auch über steuerliche Anreize nachgedacht und diskutiert werden, die in der Beschäftigungspolitik für positive Impulse sorgen können. Joëlle Milquet spricht sich auch erneut für eine erhöhte Mobilität der Beschäftigten im Land aus. Hierzu seien im Haushalt 2008 Mittel vorgesehen, die es jugendlichen Arbeitslosen schmackhafter machen sollen, einen Arbeitsplatz außerhalb ihres Wohnumfeldes möglicherweise in einer anderen Region des Landes anzunehmen, notiert La Libre Belgique.
Auch De Standaard macht mit dem Sonderministerrat heute auf und informiert ausführlich über die Vorstellungen von Finanzminister Reynders, mit denen dieser in die heutige Sitzung des Kabinetts von Yves Leterme geht. Der Finanzminister wünsche sich mehr Transparenz bei Spitzenverdiener und den goldenen Handschlägen für Topmanager. Es gehe nicht an, dass es strikte Regeln zur Lohnentwicklung der Beschäftigten gebe, ohne dass auch Richtlinien für die Vergütung von Top-Managern und Direktionsmitgliedern großer Unternehmen existieren.
Der liberale Finanzminister wünsche sich nicht nur eine größere Transparenz bei den Gehältern der Manager, sondern auch bei deren Festlegung. Die an den Börsen notierten Unternehmen seien bislang nicht dazu verpflichtet, Auskunft über die Gehälter ihrer Führungsriege zu erteilen. Dies müsse sich ändern. Vor Ende des Jahres wolle er hier für Maßnahmen sorgen. Und was für privatrechtliche Unternehmen gelte, müsse auch für Staatsbetriebe Anwendung finden.
De Morgen glaubt zu wissen, dass der heutige Sonderministerrat schon ein Flop ist, bevor er überhaupt begonnen hat. Als die Regierung unter Ex-Premier Verhofstadt 2004 mehrere Super-Ministerräte organisierte, hätte die damals in der Opposition befindliche CD&V mit Kritik nicht gespart und erklärt, man wolle nur den Anschein erwecken eine schlagkräftige Politik zu betreiben. Wenn heute die Regierung Leterme ebenfalls einen Sonderministerrat zu sozial-wirtschaftlichen Politikthemen organisiere, dann - so der Kommentar in De Morgen - gehe es dabei um nicht mehr als das Schaffen der Illusion, dass dieses Land regiert wird.
Die Regierung sei völlig blockiert. Der Grund: unüberwindliche Gegensätze bei gemeinschaftspolitischen und sozial-wirtschaftlichen Themen und Minister, die sich gegenseitig fast täglich im Parlament und vor Fernsehkameras zerfleischen. Hierdurch sei diese Regierung flügellahm und bislang noch nicht in der Lage gewesen, auch nur eine nennenswerte Entscheidung zu treffen. Eine konkrete Tagesordnung oder klare Vorschläge für den Ministerrat gebe es nicht, kommentiert De Morgen und schreibt, dass hierzu kein Einverständnis erreicht werden konnte. Man müsse Premier Leterme zugute halten, dass er ein Weltmeister im Vorbereiten von Tagesordnungen für Gespräche sei, die schlussendlich entweder nicht zustande kommen oder keine Ergebnisse liefern.
Le Soir macht mit einem Interview des flämischen Ministerpräsidenten Chris Peeters auf, in dem der Spitzenpolitiker die Französischsprachigen im Land dazu aufruft, aufzuhören, Flanderns Ansehen zu beschmutzen. Im Leitartikel kommentiert die Brüsseler Tageszeitung, dass Flandern Belgien wiederentdeckt habe. Le Soir zitiert Chris Peeters mit den Worten "Wenn man das Image Flanderns beschädigt, leidet auch das Ansehen Belgiens." Es sei also ganz einfach, kommentiert das Blatt, ein Französischsprachiger, der sich über Flandern beklage, sei ein schlechter Belgier.
Belgien? so fragt Le Soir. Es sei für Flandern einfach, dieses Land - wenn es flämische Interessen störe - zu verdammen und dann wieder ins Spiel zu bringen, wenn es nützlich sei. Die einzig wirklich bemerkenswerte Reflexion zu diesem Thema, sei für Flandern ein Blick in den Spiegel und die Frage, weshalb man diesen Landesteil so betrachte. Im Anschluss daran, gelte es die Ursachen auszuräumen. Da Streben nach Perfektion in Flandern sei auch im flämischen Landesteil gefährlich. Oft sei dies nämlich der Anfang vom Ende.