Die Eisenbahn streikt
Le Soir schreibt zum Streik bei der SNCB, der morgige Tag werde auf den Straßen für einen schwarzen Dienstag sorgen. Gleichzeitig würde die Regierung Leterme ihrem ersten Test im Bereich Soziales unterworfen. Die Bahnmitarbeiter würden, unterstützt von allen Gewerkschaften, einen 24-stündigen Streik beginnen, weil das Tarifabkommen für die Jahre 2008-2012 gescheitert war. Die Arbeitnehmerorganisationen und die Beschäftigten der SNCB seien weder mit den vorgeschlagenen Frührentenregelungen, den neuen Vorgaben zu mehr Flexibilität noch mit den von der Unternehmensseite vorgeschlagenen Kompensationen für den Verlust an Kaufkraft einverstanden.
Verschärft worden sei der Sozialkonflikt nach der Ankündigung einer substantiellen Lohnerhöhung für einen der Bahnchefs. Der Streik bei der Bahn sei, so kommentiert die Zeitung, nicht so harmlos wie er erscheint. Die Gefahr sei groß, dass dieser Arbeitsausstand auch andere Unternehmen im Land anstecken könnte. Der Streik sei nämlich, notiert das Blatt, mit der Infektion zweier Krankheitsherde zu vergleichen: Zum einen die Kaufkraft, zum anderen der Arbeitsmarkt. Und was tue die Regierung, um die Geldbörse der sozial Schwächsten zu entlasten? Wenig oder gar nichts, so das Blatt.
"Generalstreik am 20. Mai bei der SNCB", lautet auch der Titel von La Libre Belgique auf Seite 1. Es sei eine Alarmglocke, die bei der Bahn jetzt geläutet werde. Nachdem eine Streikankündigung für den 30. April zurückgezogen worden war, um neuen Verhandlungen den Weg frei zu machen, würde jetzt der Anfang Mai angedrohte Streik stattfinden. Erneut seien es die Bahnkunden, die für die Uneinigkeit an der Spitze der SNCB die Zeche zahlen müssten. Just zu dem Zeitpunkt, wo die Bahn in der Gunst der Reisenden wieder steigt (höhere Fahrgastzahlen seien der Beweis), und wo das Unternehmen den Anspruch erhebt, seine Kunden wieder in den Mittelpunkt zu stellen, erscheint der morgige Streik unangebracht, notiert die Zeitung.
Man frage sich zu Recht, ob den beiden Seiten tatsächlich daran gelegen war, diesen Generalstreik zu vermeiden und an die Bahnkunden zu denken. Weder die Unternehmensleitung noch die Gewerkschaften hätten ihr Äußerstes zur Abwendung des Streiks getan. Die gescheiterten Verhandlungen würden erneut deutlich machen, dass der Sozialdialog bei der Bahn neu durchdacht werden muss, so das Blatt.
La Dernière Heure titelt hierzu: "Das Land gelähmt" und sagt ein Chaos auf Belgiens Straßen für morgen vorher. Autofahrer müssten sich auf kilometerlange Staus einstellen. Man müsse sich in Geduld üben, wenn man sich morgen ans Steuer setze. Auch im Feierabendverkehr werde es zu erheblichen Störungen kommen, weil auch der Thalys-Hochgeschwindigkeitszug nach Frankreich, in die Niederlande oder nach Deutschland von heute Abend 22 Uhr bis morgen 22 Uhr nicht verkehren werde. Als Trostpflaster für die ausgefallenen Zugverbindungen werde die SNCB einen "Sorry-Pass" ausgeben. Er ist für alle Inhaber einer Bahnkarte bestimmt und wird ab Mittwoch an allen Fahrkartenschaltern belgischer Bahnhöfe bereitgehalten.
De Morgen informiert heute darüber, dass die für Staatsbetriebe zuständige Ministerin Inge Vervotte nicht daran denkt, eine Grundversorgung durch Dienstverpflichtungen bei der Bahn durchzusetzen. Damit fege sie Forderungen der flämischen Liberalen nach einem Einsatz von Pendlerzügen im Streikfall vom Tisch. Sie agiere, so die Zeitung, damit aber auch gegen Vorstellungen einiger ihrer Parteikollegen in den Reihen der Christdemokraten von der CD&V. Man wolle Lösungen für den spontanen Streik finden, bessere Absprachen mit der SNCB treffen, zitiert die Zeitung die Ministerin. Die Bahngewerkschaften zeigten sich derweil zufrieden mit der Entscheidung von Ministerin Vervotte, von Dienstverpflichtungen abzusehen und einen Minimalverkehr im Streikfall abzulehnen.
Lehrer ohne Diplom
De Standaard macht heute mit dem Titel "Teil des Lehrkörpers ohne entsprechendes Diplom" auf und berichtet, dass in den Fächern Mathematik, Wissenschaften und Geographie eine große Anzahl Schüler von einem Lehrer unterrichtet wird, der nicht über das entsprechende Diplom verfügt. Dies zumindest belegten Zahlen aus dem flämischen Bildungsministerium. In den vergangen zwei Jahren wären im flämischen Sekundarschulwesen 60% der vertraglich beschäftigten Lehrer für die Fächer Geographie und Mathematik ohne ein entsprechendes Diplom in den Klassenräumen aktiv gewesen. Von Seiten der Universitäten werde nervös reagiert, die Qualität des Unterrichts leide, notiert die Zeitung.
Het Nieuwsblad schließlich informiert über den Fußballpokalgewinner Anderlecht und die Möglichkeit, Hausüberwachungen durch die Polizei zukünftig per E-Mail anfordern zu können.