Die Krise
330 Tage dauere die Krise nun schon, titelt La Libre Belgique heute auf Seite 1 zu BHV. Der Parteienbund CD&V-N.VA verlange eine Abstimmung über die Spaltung des Wahlbezirks. Dem Premierminister blieben noch 24 Stunden, um einen Frontalzusammenstoß zwischen Flamen und Wallonen zu vermeiden.
Die Zeitbombe ticke, notiert die Zeitung und fragt, wer diese Regierung jetzt noch retten könne. Nach seiner verfrühten Rückkehr aus Berlin habe Yves Leterme gestern Abend noch eine Besprechung mit mehreren Spitzenpolitikern seines Kartells angesetzt. Nur eine halbe Stunde habe sie gedauert und es war klar, dass sich nichts an den Positionen geändert hat. Die CD&V-N.VA will weiterhin eine Abstimmung zur Spaltung des Wahlbezirks BHV am morgigen Donnerstag.
Heute Morgen soll ein Ministerrat sich erneut mit dieser Zeitbombe beschäftigen. Nach Angaben der Zeitung sei man in den Reihen der CD&V-N.VA jetzt zu dem Schluss gekommen, dass die derzeitige Situation, in der der Parteienbund steckt, eine Falle war, die die flämischen Liberalen von der Open VLD gestellt hatten, um den Premierminister und seine Partei, bzw. das Kartell, gegeneinander auszuspielen.
Auch De Standaard berichtet wieder über die BHV-Saga und notiert, dass heute erneut diskutiert werde, um einen Ausweg aus der Krise zu finden. Es bleibe die Frage, ob die flämischen Parteien morgen möglicherweise einseitig eine Spaltung des Wahlbezirks Brüssel-Halle-Vilvoorde bei einer Abstimmung hierzu gutheißen. Die Französischsprachigen seien, so schreibt die Zeitung, jedenfalls pessimistisch. Mit dem heutigen Tag beginne eine neue Runde bei den Überlegungen um BHV. Dies sei in der Rue de la Loi derzeit Tageskost. Gestern habe es eine neue Variante bei den Gesprächen gegeben. Anstelle einer echten Begegnung habe es nur Kontakte gegeben. Das Ergebnis sei aber das gleiche geblieben. Ein Durchbruch konnte nicht erzielt werden.
Auch Le Soir glaubt, dass in Sachen BHV morgen in der Abgeordnetenkammer die Würfel fallen. Sollten die Flamen versuchen, mit der Brechstange ihren Willen durchzusetzen, würden die Französischsprachigen kontern. 3 mögliche Gegenmaßnahmen, so notiert die Brüsseler Tageszeitung, seien denkbar: parlamentarische Abänderungsvorschläge, die Prozedur um einen Interessenkonflikt oder das Läuten der Alarmglocke. Eines müsse man aber wissen: die Französischsprachigen würden es im Konfrontationsfall nicht hierbei belassen, sie würden dann nämlich auch eine Fortsetzung der Staatsreform ganz einfach blockieren. MR, PS, cdH und Ecolo seien bereit, BHV und die Verfassungsreform im Parlament unmöglich zu machen. Die Regierung Leterme I wanke.
Genmanipuliertes Fleisch
Le Soir berichtet auf der Titelseite heute auch über die Verfütterung von genmanipuliertem Soja an Tiere, die schließlich als Steak oder Filet auf unseren Tellern landen. In 95% der Fälle würden jene Tiere, die wir hierzulande verzehren, mit genmanipulierten Futtermitteln ernährt. Die Tageszeitung geht dabei der Frage nach, ob dies besorgniserregend ist. Das Blatt glaubt, dass kein Grund zur Sorge bestehe, weist aber darauf hin, dass laut
Organisationen wie Greenpeace für die Verbraucher eine bessere Etikettierung wünschenswert wäre.
Fußball-Wettskandal
Gleich mehrere Tageszeitungen machen heute mit einem möglichen neuen Wettskandal im belgischen Profifußball auf. Das Spiel zwischen Anderlecht und Sint Truiden am 26. April wurde vermutlich manipuliert. In Asien seien in nur anderthalb Stunden Wetten von gut 1,2 Millionen Dollar für dieses Spiel abgeschlossen worden. Hintergrund sei ein Wunder im Spielverlauf gewesen, dass 10 Minuten vor Ende der Begegnung den Ausgang des Spiels maßgeblich beeinflussen würde. Dieses Wunder sei in Form von zweifelhaften Schiedsrichterentscheidungen dann auch Wirklichkeit geworden.
Auch Het Laatste Nieuws macht mit dem vermeintlichen Wettskandal und dem Titel "Anderlecht - Sint Truiden bestochen?" auf. Auch dieses Blatt verweist auf fast 800.000 Euro, die auf einen Sieg von Anderlecht mit 3 Toren Unterschied in China eingesetzt wurden. Genau dieses Spiel endete mit 4 Toren der Brüsseler Mannschaft, von denen einige auf zweifelhafte Weise zustande kamen. Die Zeitung zitiert einen unabhängigen Experten und notiert, dass beim jüngsten Verdachtsfall der Manipulation eines Fußballspiels die gleichen Strukturen anzutreffen seien, wie vor wenigen Jahren in der Affäre Yé: Geldströme, die von Profis gelenkt werden und kaum nachzuverfolgen sind. Dies lasse den Verdacht zu, dass die Begegnung Anderlecht - Sint Truiden manipuliert wurde.
Zyklon über Birma
Het Belang van Limburg schließlich berichtet heute über die 50.000 Opfer, die der heftige Zyklon Nargis in Birma forderte. Die Militärjunta in Birma sei 2 Tage vor der Unwetterkatastrophe gewarnt worden, dass ein ungewöhnlich heftiger Zyklon auf das Land zurase. Trotzdem hätte die Militärdiktatur in Rangun die Bürger nicht gewarnt.