Außerdem geht es um einen neuen Pannenzug bei der SNCB und einen jungen Snowboarder aus Limburg.
“Europa verbündet sich gegen Mittal“, titelt Le Soir. Bei L’Echo heißt es: “Die EU-Kommission fordert den Stahlkonzern ArcelorMittal auf, seine Umstrukturierungspläne vorerst auf Eis zu legen.“ Zumindest so lange bis die Europäische Union ein Hilfspaket für die Stahlindustrie vorlegt. Nach Angaben von Industrie-Kommissar Antonio Tajani soll das spätestens im Juni der Fall sein.
Wie La Libre Belgique berichtet, hat die Antwort des Stahlriesens nicht lange auf sich warten lassen. Der “unverwüstliche Konzernchef“ Lakshmi Mittal sagt Nein. Aus wirtschaftlicher Sicht halte er an den Umstrukturierungsplänen und am Stellenabbau fest. Grund für das gestrige Treffen auf EU-Ebene war die Ankündigung von ArcelorMittal, weitere 1.300 Stellen im Lütticher Stahlbecken zu streichen. Auch an anderen Standorten in Frankreich und Luxemburg soll gekürzt werden.
EU schnürt Hilfspaket für Stahlindustrie
Le Soir bemerkt: Es ist das erste Mal, dass Europa ein Machtwort spricht und sich von Industriegiganten nicht alles bieten lässt. Jetzt muss die Kommission dafür sorgen, dass es nicht bei den schönen Worten bleibt. Industriekommissar Tajani, dessen Name uns bisher gänzlich unbekannt war, sollte von seinen Kollegen volle Rückendeckung bekommen. In einem Gespräch mit der Zeitung zeigen sich Frankreichs Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg und sein wallonischer Amtskollege Jean-Claude Marcourt hoch erfreut über den Vorstoß der EU. Auch La Libre Belgique begrüßt den Schritt, befürchtet aber, dass mehr nötig sein wird, als ein paar drohende Gebärden, um Herrn Mittal zu beeindrucken.
Ähnlich sieht es L’Avenir. Das europäische Hilfspaket interessiert den indischen Geschäftsmann nicht. Für ihn zählt nur Wirtschaftlichkeit und Profit. L’Echo fügt hinzu: Europa zeigt derzeit seine Krallen. Doch wird erst die Zukunft sagen, ob die EU eine Chance hat oder nur auf verlorenem Posten kämpft.
Belgischer Geheimdienst überflüssig?
Alle flämischen Blätter befassen sich mit den jüngsten Skandalen beim Staatsschutz. Bereits zweimal sind geheime Berichte in der Presse aufgetaucht. Ein V-Mann beim rechtsextremen Vlaams Belang und eine Akte gegen Filip Dewinter, obwohl der Leiter des Geheimdiensts Alain Winants beteuert, nicht gegen Politiker zu ermitteln.
Erstaunliche Schlagzeile bei De Morgen auf Seite eins: “Schafft den Staatsschutz ab!“, fordern sowohl Renaat Landuyt von den flämischen Sozialisten als auch Philippe Moureaux von der französischsprachigen PS. In einer Demokratie sei Transparenz nötig. Geheime Organisationen wie Nachrichtendienste gehörten nicht mehr in unsere Zeit. Beide Politiker fordern mehr Kontrolle. Wenn der Geheimdienst abgeschafft würde, könnte die föderale Staatsanwaltschaft gestärkt werden und die Aufgaben übernehmen - wenn es darum geht, gefährliche Organisationen und Terrorverdächtige zu überwachen. Die Zeitung findet: Über Sinn und Zweck des Staatsschutz‘ zu diskutieren ist angebracht. Schließlich ist der Kalte Krieg längst vorbei. Gegen die neuen Gefahren wie religiösen Extremismus und Betriebsspionage können auch gewöhnliche Polizeidienste ermitteln.
Het Nieuwsblad sieht das anders. Ein Nachrichtendienst braucht Geheimhaltung und Diskretion. Der Staatsschutz kann nicht im Rampenlicht arbeiten. Allerdings braucht er einen deutlichen Auftrag und gründliche Kontrolle. Het Laatste Nieuws hält fest: Der Stuhl von Geheimdienstchef Winants wackelt, doch er will nicht weichen. De Standaard meint: Durch seine Kommunikationspatzer hat Winants seine eigene Position in Gefahr gebracht und den Geheimdienst geschwächt. Justizministerin Annemie Turtelboom sollte sich warm anziehen. Denn auf sie könnte das Problem zurückfallen.
Schon wieder Pannenzug bei der SNCB
“Nach dem Debakel um den Schnellzug Fyra hat die SNCB einen neuen Katastrophenzug“, so Het Nieuwsblad auf seiner Titelseite. Die Bahn hat einen Auftrag über mehr als 200 Züge beim deutschen Hersteller Siemens storniert - erst müssen die Probleme gelöst werden. Inzwischen hat Siemens von der SNCB 1.500 Problemberichte erhalten. Unter anderem spielen die Toilettentüren verrückt, die Motoren der Türen sollen nicht stark genug sein und Stromabnehmer der Desiro-Züge frieren an den Oberleitungen fest.
Het Belang van Limburg berichtet über ein neunjähriges Snowboard-Talent aus dem limburgischen Dilsen-Stokkem. Früh übt sich, wer ein Meister werden will, haben sich die Eltern gedacht und fahren mit ihrem Sohn in die Alpen. Und zwar an jedem Wochenende. Knapp 2.000 Kilometer legen sie jedes Mal zurück. Dafür hat Nachwuchs-Snowboarder Jordy in Österreich, der Schweiz und Italien bereits mehrere Podiumsplätze erobert.
Archivbild: Nicolas Bouvy (epa)