Die Themen im Einzelnen
"Der Papst ist müde", titelt De Standaard. "Vor Ostern ein neuer Papst", so Gazet van Antwerpen. Und La Dernière Heure schreibt auf Seite eins: "Wendepunkt für die Kirche".
Papst Benedikt XVI ist heute auf allen Titelseiten der Zeitungen. Die Blätter arbeiten den angekündigten Rücktritt des katholischen Kirchenoberhaupts in Sonderseiten und zahlreichen Berichten auf. Le Soir nennt die Entscheidung einen Donnerschlag, der am Montag den Vatikan erschüttert habe. "Ex-Papst" titelt die Zeitung und druckt neben einem müden Gesicht des Pontifex, der die Augen geschlossen hat, den Brief in französischer Sprache ab, in dem er seinen Rücktritt ankündigt.
"Die Entscheidung ist schon im März gefallen", berichtet La Libre Belgique in ihrem Kommentar und hat höchsten Respekt vor diesem Schritt: Indem er so zurücktritt, wie er es tut - nämlich aus freien Stücken, zeigt er eine Besonnenheit und eine Demut, die vorbildlich ist für die katholische Kirche, findet La Libre Belgique.
Het Laatste Nieuws findet: "Der Papst ist moderner als wir dachten". Er hat erkannt, dass die Kirche wie ein Unternehmen funktioniert. Mit einem Chef, der wie ein Manager auftreten muss. Ist er seinen Aufgabe nicht mehr gewachsen, muss er zurücktreten. Benedikt hat das verstanden.
Ein belgischer Papst?
Ähnlich sieht das Le Soir: Alle sind sich einig: Diese historische Entscheidung fordert Respekt und wird ein Beispiel nicht nur für die katholische Kirche sein. Die Ausübung, von großer Verantwortung, ist nicht zu vereinbaren mit hohem Alter.
De Standaard denkt einen Schritt weiter. Der Rücktritt war wohl überlegt, denn so ist es Benedikt XVI möglich, noch Einfluss auf seine Nachfolge auszuüben, anders, als das bei Johannes Paul II war. Der hatte bis zum Schluss an seinem Amt festgehalten, war gleichsam als Märtyrer gestorben. Der deutsche Papst wählt einen anderen Weg.
Zur Nachfolge von Benedikt XVI machen sich auch andere Zeitungen Gedanken: Klar scheint dabei für alle, dass der nächste Papst kein Belgier sein wird. Denn: Die möglichen Kandidaten sind einfach zu alt. "Ein belgischer Papst? Es müsste ein Wunder geschehen", schreibt entsprechend Le Soir.
Es muss ein Mann sein, der die Kirche endlich ins dritte Jahrtausend führt, findet L’Avenir. Der Papst hat den Weg frei gemacht für eine Modernisierung der Kirche, so auch La Dernière Heure. "Kommt vielleicht ein Barack Obama in den Vatikan?", fragt sich hoffnungsvoll Het Laatste Nieuws und spielt damit ebenfalls auf den frischen Wind an, den sich viele durch einen Nachfolger Benedikts versprechen.
De Morgen bremst diese Erwartungen. Zu viel Hoffnung auf Erneuerung ist nicht angesagt, denn schauen wir uns mal an, wer den nächsten Papst bestimmt. Benedikt hat alles dafür getan, die höchsten Ämter der Kirche mit Leuten zu besetzen, die genauso denken wie er - nämlich konservativ. Genauso wie er, der "Pitbull Gottes", dafür gesorgt hat, dass viele Gläubige der Kirche den Rücken kehren, weil die Kirche nicht offen war für die Strömungen der Zeit, so wird es auch sein Nachfolger tun, befürchtet De Morgen.
Guten Appetit und Billig-Shirts
Unter anderem L'Avenir dreht den Skandal um das Pferdefleisch weiter. Die Zeitung berichtet über zahlreiche Reaktionen zu der Entdeckung in Großbritannien und Frankreich, dass in Fertiggerichten aus Rumänien Rindfleisch statt Pferdefleisch benutzt worden ist. Die Verbraucherorganisation Test-Achats fordert bessere Kontrollen in Belgien.
Die Wirtschaftszeitung L’Echo äußert sich dazu kritisch: Sind diese immer wieder auffliegenden Lebensmittelskandale nicht ein Zeichen dafür, dass unsere Konsumverhalten an Grenzen stößt? Alles muss billiger werden, und Pferdefleisch ist tatsächlich 30 Prozent billiger als Rindfleisch. Für den Profit wird schnell mal der Verbraucher getäuscht. Wollen wir auf den nächsten Skandal warten um das System zu ändern? fragt L’Echo.
Ähnlich sieht das Le Soir: Auch der Verbraucher hat eine Verantwortung. Wir wollen immer beste Qualität zum niedrigsten Preis. T-Shirts für zwei Euro, sich dann aber aufregen über die schlimmen Arbeitsverhältnisse der Menschen in Bangladesch - diese Mentalität gilt es zu ändern.
Ultraschnelles Internet für Brüssel?
In ihrem Aufmacher berichtet L'Echo darüber, dass man sich in Brüssel jetzt doch ernsthafte Gedanken macht, die so genannten 4G-Frequenzen für ultra-schnelles Internet zuzulassen. Das ist eine Reaktion auf die scharfe Kritik von Belgacom-Chef Didier Bellens. Er hatte bemängelt, dass Brüssel als Standort vieler internationaler Einrichtungen die 4G-Frequenz nicht zulassen wollte. Grund: Gesundheitliche Bedenken. Jetzt, so die Wirtschaftszeitung, liegen fünf Szenarien vor, wie 4G in Brüssel doch eingeführt werden könnte.
Und das GrenzEcho wäre nicht das GrenzEcho, wenn es am Tag nach dem Rosenmontag nicht mit einem Bild vom Karneval aufmachen würde. "Jeck trotz eisiger Kälte. Narren tanzten sich warm", und auf ganzen 16 Seiten wird der Straßenkarneval in Bild und Schrift zusammengefasst.
Bild: Ted Aljibe (afp)