Die politischen Kommentare gelten heute auch nur einem Thema, nämlich dem Rücktritt des sozialistischen Staatssekretärs für die Armutsbekämpfung, Frédéric Laloux.
Het Volk schreibt: So viele PS-Mitglieder wurden schon der Korruption beschuldigt, dass Parteipräsident Di Rupo keine große Auswahl mehr hat, wenn er einen Staatssekretär ernennen will. In diesem Fall bleibt auch die Frage, weshalb ein Staatssekretär für Armutsbekämpfung notwendig ist. Ein Staatssekretär weniger und das für ihn bestimmte Geld den Armen geben, hätte mehr zur Armutsbekämpfung beigetragen, als die Ernennung eines Nachfolgers für Laloux.
De Standaard fügt hinzu: Wenn die PS einen geeigneten Kandidaten für das Amt des Staatssekretärs für Armutsbekämpfung suchte, war Delizée mit Sicherheit die beste Wahl. Er besitzt das perfekte Profil. Und doch wurde er beim Start der Leterme Regierung nicht Staatssekretär. Politische Führer lassen sich bei der Wahl der Regierungsmitglieder oft durch Motive leiten, die sich im Nachhinein als katastrophale Fehler erweisen.
Het Belang van Limburg unterstreicht: Die PS sitzt in allen Regierungen, hat Abgeordnete in allen Provinzen und Bürgermeister und Schöffen in allen Gemeinden. Es ist schwer, noch geeignete Personen zu finden, um all diese Posten zu bekleiden. Selbst die zweite Garnitur wird eingespannt. Für viele PS-Politiker ist die Ausübung der Macht so selbstverständlich, dass sie sich keine Fragen über die Weise stellen, wie sie die Macht ausüben und vergessen, dass sie vor der Gesellschaft verantwortlich sind.
De Morgen erklärt: Laloux war niemals der Erneuerer, der der PS in Namur neuen Auftrieb gegeben hätte. Er war im Gegenteil ein letzter dürrer Zweig am verfaulenden Ast eines alten sozialistischen Modells übler Geschäftemacher. Darüber müsste Di Rupo sich Sorgen machen. Er konnte sein Versprechen nicht einhalten, die Partei aus dem Griff der Parvenüs zu befreien. Der starke Mann aus Mons ist verwundbar geworden.
La Libre Belgique fügt hinzu: Indem die PS einen Staatssekretär für Armutsbekämpfung bestimmte, der lokalen taktischen Überlegungen entsprach, hat sie die Interessen der Armen in den Hintergrund gestellt. Das war der ausschlaggebende Fehler bei der Besetzung. Laloux war zudem schlecht beraten und hatte schlechte Mitarbeiter. Dadurch war er der Kritik ausgesetzt. Einige Parteimitglieder nutzten das aus, um auf Laloux zu schießen, in der Hoffnung, Di Rupo zu treffen.
Gazet van Antwerpen urteilt: Di Rupo hat seine Versprechen nicht eingelöst. Der wirtschaftliche Aufschwung der Wallonie bleibt aus, und der Graben, der sie von Flandern trennt, wird immer größer. Als Ministerpräsident ist Di Rupo gescheitert. Auch die Erneuerung der eigenen Partei will ihm nicht gelingen. Er hat die falsche Wahl getroffen und zu lange gewartet, um die Parvenüs aus der PS zu jagen. Er hat es auch versäumt, glaubwürdige Ersatzleute heranzuziehen. Das Ergebnis war eine Wahlniederlage. Noch ein Fehler und Di Rupo kann einpacken.
La Derniere Heure unterstreicht: Der PS-Vizepräsident Philippe Moureaux hat Laloux den Todesstoss versetzt. Moureaux wollte damit nicht in der Partei aufräumen, sondern Laloux zum Rücktritt zwingen, um eine Person aus seinem Freundeskreis in die Regierung zu schleusen. Damit hat er die Partei und ihren Präsidenten destabilisiert.
Le Soir spricht von einem vierfachen Schlamassel. Sowohl für den zum Rücktritt gezwungen Staatssekretär als auch für die Regierung Leterme, für die sozialistische Partei, die sich nicht von ihrer Wahlniederlage erholt, und auch für den Präsidenten Di Rupo. Er hat zu oft von seiner Prerogative Gebrauch gemacht, die Minister zu bestimmen und zu entlassen.