Belgien und die Regionen
Le Soir macht mit der Balkenüberschrift „Demotte und Picqué: Vorrang für die Regionen“ auf. Die beiden Ministerpräsidenten würden gemeinsam und unisono die Französische Gemeinschaft des Landes zugunsten einer Föderation Wallonie-Brüssel zu Grabe tragen. Der Ministerpräsident der wallonischen Region und in Personalunion der Französischen Gemeinschaft des Landes Rudy Demotte und der Ministerpräsident der Region Brüssel-Hauptstadt Charles Picqué lieferten zusammen ein Plädoyer, demzufolge nur ein bundesstaatliches Belgien mit drei starken Regionen, die auf dem Prinzip der Gleichberechtigung aufgebaut wären, es erlauben würde, ein institutionell ausgewogenes und für alle befriedigendes Gleichgewicht herzustellen.
Vorrang also für die Regionen. Die Brüsseler Tageszeitung druckt den Text der Erklärung, den die beiden französischsprachigen Sozialisten gemeinsam unterschrieben, heute integral ab. Daraus geht deutlich hervor, dass für die Communauté Française die Stunde geschlagen hat. An ihrer Stelle würden beide Politiker lieber eine biregionale Föderation Wallonie-Brüssel sehen. Für Le Soir sticht unter anderem das leidenschaftliche Plädoyer für ein Erstarken der Region Brüssel-Hauptstadt in dem Text von Demotte und Picqué hervor. Es sei ein Credo für vollwertige Regionalbefugnisse und eine Refinanzierung von Brüssel.
Auch De Standaard macht heute mit der Regionalpolitik und deren Folgen für die Beschäftigung auf. Der Teilstaat, der seine begrenzte Autonomie im Bereich der Arbeitsmarktpolitik klug nutzte, könne Fortschritte in diesem Bereich vorweisen. Die Gliedstaaten, die sich auf föderale Politik hierbei verließen, verloren Boden, notiert De Standaard und verweist dabei auf eine Studie der belgischen Planbüros. 1980, als die belgischen Teilstaaten in den Genuss einer begrenzten Autonomie in Sachen Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik kamen, waren die Arbeitsmarktprobleme in den drei großen Regionen, Flandern, Brüssel und Wallonie gleich groß, die Arbeitslosenrate und der Beschäftigungsgrad hätten sich kaum unterschieden, so De Standaard. Heute, knapp 30 Jahre später, werde deutlich, dass der Gliedstaat, der von seiner Autonomie aktiv Gebrauch gemacht habe, Flandern nämlich, deutlich besser abschneidet als die beiden anderen, die sich in Sachen Wirtschaft und Beschäftigung auf die föderale Ebene verließen.
Prinzessin Eleonore Fabiola Victoria Anne Marie
Het Laatste Nieuws berichtet heute ganzseitig über den Nachwuchs in der königlichen Familie. Prinzessin Mathilde habe gestern ihr viertes Kind zur Welt gebracht, das auf den Namen Eleonore hören wird. Mit Prinz Philippe habe ein stolzer Vater zusammen mit den drei anderen Kindern des Thronfolgerpaares gestern dem Neugeborenen und seiner Mutter einen ersten Besuch abgestattet. Mit Eleonore sei auch gleichzeitig das zwölfte Enkelkind von König Albert geboren worden. Die kleine Prinzessin sei in der Thronfolge nach ihrem Vater, ihrer Schwester und ihren beiden Brüdern die Nummer fünf.
Expo 58
La Libre Belgique macht heute mit dem fünfzigsten Jubiläum der Eröffnungsfeierlichkeiten zur Brüsseler Weltausstellung von 1958 auf. Die Zeitung widmet dem Jahrestag auch ihren Leitartikel und kommentiert, es seien eigenartige Zeiten gewesen damals, 1958. Die Narben des 2. Weltkrieges seien im Bewusstsein vieler noch gegenwärtig gewesen, und in Bastogne oder Malmedy hätten Kinder noch mit den Relikten der von Rundstedt-Offensive gespielt. Die internationale Politik sei damals ganz einfach gewesen: Im Westen lebten die Guten, im Osten die Bösen. Und in den Brüsseler Kellerbars hätten Jacques Pelzer oder Toots Thielemans bereits Jazzmusik gemacht, was das Zeug hielt.
Die Weltausstellung in Brüssel hätte ein Bild des wieder im Aufbau befindlichen Belgiens gezeichnet. Arbeitslosigkeit gab es nicht. Symbole eines damals vorherrschenden kollektiven Optimismus' seien das Atomium oder Sputnik, der erste künstliche Satellit gewesen. Heute, 50 Jahre später, habe man mit der Erderwärmung zu kämpfen und sei der Planet durch Umweltverschmutzung bedroht. Irgendwie habe man 1958 die Welt verändern wollen, einen Traum gehabt, so La Libre Belgique.
Versteckte Gefahren
De Morgen berichtet heute über den zunehmenden Missbrauch von biometrischen Daten. Schulen und Unternehmen dürften nicht willkürlich biometrische Informationen zur Personenidentifizierung nutzen. Ein Ausschuss für die Wahrung der Privatsphäre habe diesbezüglich jetzt erstmals eine deutliche Warnung ausgesprochen, notiert die Zeitung. Die sozialistische Gewerkschaft im Land schließe sich dieser Warnung ebenfalls an, notiert De Morgen.
Het Volk informiert heute ausführlich über den zunehmenden Konsum von Medikamente in Belgien. 2006 wären landesweit 3,7 Milliarden Tabletten geschluckt worden. Jährlich würde diese Zahl um weitere 5 % ansteigen, entnimmt Het Volk der jüngst vorgelegten Politikerklärung von Gesundheitsministerin Onkelinx.