Außerdem beschäftigen sich viele Blätter mit den Plänen von Arbeitsministerin Milquet zur Aktivierung von Arbeitslosen und der drohenden weltweiten Hungerkatastrophe.
Fourniret-Prozess: Opfer Brichet
Im nordfranzösischen Charleville-Mézières steht derzeit ein tragisches belgisches Kapitel im Mittelpunkt. 1989 verschwand die 12-jährige Elisabeth Brichet spurlos. Entführt und ermordet wurde sie von Michel Fourniret. Vers L'Avenir bringt auf seiner Titelseite ein Zitat von Elisabeth Vater, Francis Brichet: „Elisabeth, Du wirst auf ewig 12 Jahre alt sein.“
Het Laatste Nieuws stellt seinerseits Elisabeths Mutter, Marie-Noël Bouzet, in den Vordergrund. Deren Aussagen vor dem Gericht waren geprägt von Bitterkeit. Bouzet kritisierte mit scharfen Worten die Justiz.
La Derniere Heure stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, ob es nicht tatsächlich besser wäre, wenn das Verfahren zumindest teilweise hinter verschlossenen Türen stattfinden würde. Die Einzelheiten und Photos, die in dem Verfahren behandelt werden, sind an der Grenze des Erträglichen. Zuweilen müssen Angehörige von Opfern des Serienmörders oder auch Kinder im Publikum von der Polizei aus dem Saal gebracht werden, um ihnen Unzumutbares zu ersparen. Da gibt es nur ein Problem: Schließt man das Publikum aus, dann geht man damit auf eben diese Forderung von Michel Fourniret ein.
Berlusconi wieder an vorderster Front
Viele Zeitungen bringen auf ihren Titelseiten heute Fotos eines strahlenden Silvio Berlusconi. „Der Cavaliere nimmt wieder die Zügel in die Hand“ titelt in diesem Zusammenhang La Libre Belgique, De Standaard spricht von der Rückkehr von „Berlus-Kaiser“.
Berlusconi habe bei den italienischen Parlamentswahlen einen doppelten Triumph errungen, bemerkt Het Belang Van Limburg. In beiden Parlamentskammern erringt er offenbar eine komfortable Mehrheit. Das ist für Nichtitaliener schwer nachzuvollziehen. So wie es aussieht, ist Berlusconi für die Italiener gewissermaßen das kleinere Übel: Sie kennen keine Lösung für ihr Land.
De Tijd ist ähnlicher Meinung: Für die Italiener war das wohl eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Ihre Politiker sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Dabei braucht das Land schnelle und tief greifende Reformen. Doch hat sich auch unter der Regierung Prodi nicht viel verbessert. Berlusconi wird wohl der 62. italienische Premierminister in 63 Jahren, und auf ihn wartet viel Arbeit.
La Libre Belgique sieht indes noch einen Hoffnungsschimmer: 80% der Stimmen sind an die beiden großen Parteien gegangen. Italien nähert sich damit einem Zweiparteiensystem. Vielleicht ist das der Anfang vom Ende der politischen Zerstückelung des Landes, die als Hauptgrund für die politische Instabilität in Italien gilt.
Arbeitsministerin Milquet: Reihe von finanziellen Anreizen
Verschiedene Zeitungen gehen heute auf die Pläne der neuen föderalen Arbeitsministerin Joëlle Milquet ein. Die will Arbeitslose mit einer Mobilitätsprämie dazu ermuntern, in einer anderen Region des Landes einen Job zu suchen. Das ist zu durchsichtig, meint die flämische Zeitung De Morgen. Adressaten dieser Maßnahme sind eindeutig die Wallonen und Brüsseler, die 75 Euro monatlich kassieren sollen, wenn sie nach Flandern arbeiten gehen. Diese 75 Euro kämen vom Föderalstaat, würden also größtenteils durch Flandern finanziert. Das könnte Milquet so passen, meint De Morgen.
Het Volk stellt sich die Frage, ob es nicht auch andere Möglichkeiten gibt, Arbeitslose zu einer Rückkehr in die Arbeitswelt zu ermuntern. Statt ihnen eine Prämie zu zahlen, könnte man Arbeitslosen, die eine Stelle ablehnen, nämlich auch eine Strafe androhen. Das kommt in Milquets Plänen allerdings nicht vor, weil eine solche Rhetorik bei ihren Wählern sehr schlecht ankäme, glaubt Het Volk.
De Standaard ist da allerdings anderer Meinung: Milquet zu kritisieren ist zwar einfach, doch sollten die Flamen Milquets Ideen nicht gleich vom Tisch fegen. Auch ein schlechter Vorschlag kann eine durchaus notwendige Diskussion anstoßen, meint De Standaard.
Moureaux spricht Klartext
Le Soir bringt heute unterdessen ein Aufsehen erregendes Interview mit dem PS-Vizepräsidenten Philippe Moureaux. Der kritisiert ungewöhnlich offen seinen Parteipräsidenten Elio Di Rupo. Die PS braucht eine klare Linie. Auf die Gefahr hin, dass das der Partei in einer ersten Phase vielleicht nicht so gut tut. Das ist aber immer noch besser als der derzeitige Wischiwaschi-Kurs, sagt Philippe Moureaux in Le Soir.
Hungerkatastrophe: Jetzt muss reagiert werden
Le Soir und auch Gazet Van Antwerpen gehen heute auch noch einmal auf die drohende Hungerkatastrophe ein. Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds haben unlängst vor den dramatischen Folgen der Finanzkrise und der Preisexplosion bei den Lebensmitteln gewarnt. Die Geschichte lehrt uns, dass unbezahlbare Lebensmittel zu sozialen Unruhen und politischen Umwälzungen führen, warnt Gazet Van Antwerpen. Für die Industriestaaten ist es also auch im eigenen Interesse, schnelle Hilfe zu leisten.