Daneben widmen sich viele Blätter noch einmal dem Fall der ermordeten Elisabeth Brichet, der in dieser Woche im Fourniret-Prozess aufgerollt wird. Schließlich befassen sich viele Zeitungen auch mit dem Staatshaushalt und dem flämischen "Wooncode".
Ein großer Champion
"Übermächtig": mit diesem Adjektiv umschreibt Het Belang van Limburg auf seiner Titelseite in Blockbuchstaben den zweiten Sieg von Tom Boonen beim Radklassiker Paris/Roubaix. Het Laatste Nieuws nennt den Erfolg "die Antwort eines großen Champions". Tatsächlich stand Boonen unter einem enormen Druck, bemerkt La Dernière Heure. Boonen wartet seit Wochen auf einen Sieg. In diesem Jahr konzentrierte er sich ausschließlich auf die großen Tagesklassiker. Paris/Roubaix war für ihn die letzte Gelegenheit, es noch mal allen zu zeigen. Und dass er in der "Hölle des Nordens" tatsächlich den Sieg errungen hat, zeigt, was für ein großer Champion er ist, meint die Zeitung.
Auch Het Volk widmet dem Ereignis seinen Kommentar. Die letzten beiden Sonntage haben gezeigt, dass der Radsport noch nicht tot ist. Tom Boonen und seine 199 Mitstreiter haben aus der Flandernrundfahrt und aus dem Klassiker Paris/Roubaix Publikumsmagneten gemacht. Vergessen scheint der Dopingsumpf, in dem der Radsport seit einiger Zeit steckt. Jetzt muss der Radsport allerdings beweisen, dass die Dopingära tatsächlich vorbei ist, so die Zeitung.
Der Fourniret-Prozess
Verschiedene Zeitungen berichten heute noch einmal in großer Aufmachung über den Fall Elisabeth Brichet. Die damals 12-Jährige war 1989 in Namur verschwunden. Fast 15 Jahre später gestand der französische Serienmörder Michel Fourniret, das Mädchen entführt und ermordet zu haben. Beim Fourniret-Prozess im nordfranzösischen Charleville-Mezières wird heute ein tragisches belgisches Kapitel geöffnet, bemerkt La Libre Belgique. Die Frage ist, ob Fourniret vor den Geschworenen weitere Einzelheiten über den Fall Brichet preisgeben wird. In diesem Zusammenhang sei nicht auszuschließen, dass das Kapitel Elisabeth beim Prozess in Charleville-Mézière hinter verschlossenen Türen behandelt werde. Fourniret verlangt weiter, dass das Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Und weil Elisabeths Eltern die ganze Wahrheit kennen wollen, könnte es diesmal dazu kommen. Wenn das Gericht auf diese Forderung eingeht, dann muss Fourniret aber auspacken, fordert La Dernière Heure.
Haushaltspolitik
La Libre Belgique bringt heute ein Interview mit dem Fraktionschef der Grünen in der Kammer, Jean-Marc Nollet. Dieser kritisiert mit scharfen Worten den Staatshaushalt der neuen Regierung. Wer behauptet, das Budget sei im Gleichgewicht, der betreibt intellektuellen Betrug. Der Etat steht auf sandigem Boden. Jedes Unternehmen, das einen solchen Haushaltsplan vorlegen würde, bekäme umgehend die rote Karte gezeigt, wird Nollet zitiert.
Auch De Morgen warnt vor einem haushaltspolitischen Gau. Der internationale Währungsfonds und auch die Weltbank warnen mit eindringlichen Worten vor den Folgen der weltweiten Finanzkrise und der Preisexplosionen bei den Lebensmitteln. Es droht eine Hungersnot ungeahnten Ausmaßes. Doch richtet sich diese Botschaft auch an die Industriestaaten. Die bekommen auch die Krise zu spüren. Vor diesem Hintergrund ist es fast schon kriminell, wenn die Regierung Leterme sich einer schnellen Haushaltskontrolle widersetzt. Die Inflation erreicht Spitzenwerte, die Haushaltssituation erscheint mit jedem Tag besorgniserregender. Die Regierung muss handeln, fordert das Blatt.
Steuer wechsel dich
Gazet van Antwerpen widmet sich ihrerseits noch einmal dem Streit um die so genannte Grunderwerbssteuer. Die Föderalregierung will diese Abgabe, die beim Kauf eines Neubaus und des dazu gehörigen Grundstücks anfällt, neu ordnen. Demnach soll die Grunderwerbssteuer durch die Mehrwertsteuer ersetzt werden. Zugleich werden diese Gelder dann nicht mehr von den Regionen, sondern vom Föderalstaat eingetrieben. Flandern verliert damit 29 Millionen Euro, bemerkt die Zeitung. Das sind viel größere Einbußen als die der beiden anderen Regionen. Jetzt fordern die Mehrheitsparteien Open VLD und CD&V Kompensationen für Flandern. Das kommt reichlich spät, meint das Blatt, schließlich hätten beide Parteien bei der Ausarbeitung der Reform mit am Tisch gesessen.
Leterme und der "Wooncode"
La Libre Belgique und Vers L'Avenir nehmen das Interview von Premierminister Leterme im Fernsehsender Euronews unter die Lupe. Darin hatte Leterme die Verteidigung des flämischen "Wooncode" übernommen. Demnach muss ein Kandidat erst Niederländischkenntnisse vorweisen, ehe er Anrecht auf eine Sozialwohnung in Flandern hat. Die UNO und auch die Europäische Union kritisieren das Regelwerk als diskriminierend. Wenn Leterme jetzt einfach so den "Wooncode" verteidigt, dann lässt er Neutralität vermissen, meint La Libre Belgique. Vers L'Avenir fügt hinzu: Leterme hat sich nicht verändert. Er ist immer noch zunächst Flame und dann erst Belgier.