Viele Zeitungen berichten über das Erscheinen der Autobiographie von Delphine Boël, der unehelichen Tochter von König Albert.
Belgische Zukunftsperspektiven
Le Soir bringt ein Interview mit dem wallonischen Wirtschaftsminister Jean-Claude Marcourt. Für ihn sind die Regionen die Zukunft. Die Französische Gemeinschaft ist nur ein Bindeglied. Es sei an der Zeit, dass sie einige Segel einhole. Die Brüsseler Tageszeitung kommentiert: Die Befriedung zwischen den Gemeinschaften ist nur in einem Föderalstaat möglich, der sich auf drei starke Regionen stützt. Man muss naiv sein, um noch die Idee zu verteidigen, dass die Wallonie sich in einem großen frankophonen Raum auflösen könnte, in dem Brüssel die einzige Region bildet. Das wäre eine politische, institutionelle und verfassungsrechtliche Dummheit.
Gazet Van Antwerpen stellt fest: Die Wallonie, Brüssel und Flandern sind im Laufe der Zeit so weit auseinander gedriftet, dass man es im Grunde mit drei Staaten zu tun hat. Um sie gut zu verwalten, muss eine tief greifende Staatsreform durchgeführt werden. Die Frankophonen wollen das nicht verstehen. Der flämische Minister Keulen hat Recht, wenn er die frankophonen Bürgermeister in flämischen Randgemeinden nicht ernennt. Er hat dafür prinzipielle Gründe, doch vor allem gibt er damit nicht das letzte flämische Brecheisen für eine Staatsreform aus der Hand.
Wer darf wen kritisieren?
Die flämischen Sozialisten haben gestern in der Kammer den föderalen Haushaltsentwurf kritisiert und behauptet, die Leterme-Regierung habe das Wirtschaftswachstum absichtlich überschätzt. Der Premierminister erwiderte, seine Regierung müsse die Lücken stopfen, die die vorige Regierung hinterlassen habe, schreibt Het Belang Van Limburg. Acht Jahre lang stellten die Sozialisten mit Vande Lanotte und Van den Bossche die Haushaltsminister. Deswegen hat die SP.A nicht das Recht, die neue Regierung zu kritisieren. Doch andererseits hat die Opposition die Pflicht, den Finger auf die Wunde zu legen.
Het Laatste Nieuws behauptet: Die Föderalregierung ist bereits festgefahren. Das Programmgesetz mit den haushaltspolitischen Maßnahmen konnte gestern nicht verabschiedet werden, weil einige Regierungsparteien keine neuen Steuern wollen. Der Finanzminister konnte nur erstaunt feststellen, dass die VLD die Abänderung einer Maßnahme fordert, die sie im März mit verabschiedet hat. Noch größer war sein Erstaunen, als er hörte, dass die CD&V in Flandern Bestimmungen anficht, die die CD&V auf föderaler Ebene erlassen will.
Die Wirtschaftskrise in den USA und Europa
Der Internationale Währungsfonds hat zum ersten Mal ausgerechnet, wie teuer die Finanzkrise tatsächlich ist, die in Amerika zu einer Rezession führen könnte, nämlich nahezu 1.000 Milliarden Dollar, unterstreicht La Libre Belgique. Der Währungsfonds muss in den nächsten Wochen zeigen, dass er nicht nur von taktischen Überlegungen ausgeht, sondern dass er seine Macht nutzen will, um die Fehler des amerikanischen kapitalistischen Systems mit realistischen Vorschlägen umzubiegen. Es ist nämlich strukturell labil geworden.
L'Echo erwartet, dass an diesem Wochenende die Finanzminister des G7, des Währungsfonds und der Weltbank in Washington über die Finanzkrise und ihre Folgen für die Weltwirtschaft diskutieren werden. Die Europäer sind im G7 in der Mehrheit, doch sie haben ihre Stimme seit dem Beginn der Krise nicht hören lassen. Europa und die Vereinigten Staaten machen zwei verschiedene Finanzkrisen durch. Die der USA erfordert ein radikales Eingreifen. Die in Europa ist struktureller Art. Sie ist das Resultat einer zwischen den verschiedenen Staaten aufgeteilten Regelung für ein Bankenwesen, das überstaatlich organisiert ist.
Die Verbraucher reagieren
De Tijd meldet auf ihrer Titelseite, dass die Zahl der Sparbücher im ersten Quartal des Jahres stark zugenommen hat. Die Rückkehr der Sparbücher ist der Finanzkrise und der Werbung einiger Großbanken zu verdanken. Wegen der anhaltenden Unsicherheit auf den Finanzmärkten wird das Sparbuch zur Überbrückung genutzt.
De Morgen meldet, dass der Electrabel-Konzern in Flandern in den letzten Monaten tausende Kunden verloren hat. Das ist eine Folge der Liberalisierung des Energiemarktes. Die Bürger nutzen den Konkurrenzkampf und machen von neuen Angeboten Gebrauch.