Protestaktionen bei der Reise des Olympischen Feuers
Für Het Volk befindet sich der belgische Vorsitzende des Internationalen Olympischen Komitees, Jacques Rogge, zwischen Hammer und Amboss. Die Kritik an der Vergabe der Olympischen Spiele an China schwillt an und gleichzeitig nehmen die Protestaktionen gegen die Niederschlagung der Aufstände in Tibet zu. Zum ersten Mal gibt Rogge zu, sehr besorgt zu sein. Wenn die tödliche Gewalt in Tibet anhalten sollte, ist nicht mehr auszuschließen, dass einige Länder die Spiele boykottieren werden. Dann können die Olympischen Spiele sogar ausgesetzt oder nach Australien verlegt werden. Dort gibt es nach der gelungenen Austragung im Jahr 2000 die Infrastruktur, um die Spiele stehenden Fußes zu übernehmen.
De Morgen fragt sich, ob die belgische Regierung Rogge nun unterstützt, nachdem er den Wunsch formulierte, eine schnelle und friedliche Lösung für Tibet zu finden. Und was versteht er darunter? Will Rogge tatsächlich, dass Tibet schnell und friedlich, am besten noch vor den Olympischen Spielen, unabhängig oder autonom wird? Ist das auch der Wunsch von Premier Leterme und Außenminister De Gucht? Und wenn ja, welche praktischen Folgen verbinden sie damit? Oder laufen sie nur einer polarisierten öffentlichen Meinung nach?
Gazet Van Antwerpen schreibt: Man sollte die Olympischen Spiele den Sportlern überlassen und die Politik den Politikern. Die Vereinten Nationen sind das geeignete Forum für politische Aktionen. Weshalb wird dort nicht mehr über China und Tibet gesprochen? Weshalb reicht man jetzt keine Resolution ein, die eine Verurteilung Chinas beinhaltet? Sportler können Tibet nicht retten. Das ist auch nicht ihre Aufgabe, sondern die der Politiker.
La Libre Belgique fügt hinzu: Man kann sich nicht vorstellen, dass eine Großmacht dem Druck einiger Tausend Aktivisten oder den Forderungen einiger ausländischer Politiker nachgibt. Doch sie kann empfindsam für die internationale öffentliche Meinung sein. Wenn jetzt nicht schnell konkret Schritte folgen, läuft China das große Risiko, die Kontrolle über die Spiel zu verlieren, in die es Milliarden und die Begeisterung seiner Bevölkerung investiert hat, und die es mit seinem ganzen Prestige verbindet
De Standaard behauptet: Das Argument, es sei scheinheilig, die Sportler als Speerspitze der politischen Aktion gegen China einzusetzen, während die Wirtschaftsdelegationen ununterbrochen nach Peking reisen, um Geschäfte zu machen, ist überzeugend. Doch das Olympische Feuer und die Fahne mit den fünf Ringen sind ein Symbol. Das ist auch ihre Achillesferse. Der alte Mythos von der Verbundenheit zwischen den Kontinenten, der Bruderschaft im Sport und die große Ehre des Siegerlandes. Die Olympische Bewegung muss aufhören, sich selbst eine Rolle in der Völkerverständigung anzumaßen.
Zurück nach Belgien
Le Soir veröffentlicht ein weiteres überraschendes Ergebnis in seiner Umfragenreihe im Rahmen der Grünen Woche. 61% der Wallonen und Brüsseler halten die Kernenergie für eine gute Lösung im Kampf gegen den Klimawandel. Das könnte die Föderalregierung beeinflussen, die bald eine Entscheidung über eine Verlängerung der Lebensdauer der Atomkraftwerke treffen muss. Sicherlich spielt dabei auch eine Rolle, dass die belgischen Meiler schon jetzt nicht mehr ausreichen, um das Land mit Strom zu versorgen.
Das Durchschnittseinkommen der Arbeitgeber der an der Brüsseler Börse notierten Unternehmen beläuft sich auf 2,3 Millionen Euro, berichtet L'Echo auf seiner Titelseite. Im ungewollten Vergleich dazu kann man in La Derniere Heure die Bezüge der Sportstars lesen. So verdient der britische Fußballer Beckham 31 Millionen Euro.
De Tijd meint dazu: Der Vergleich mit dem Lohn eines Arbeiters ist absurd. Die Kriterien für eine Bewertung der Leistungen eines Managers sind vor allem finanzieller Art: der Gewinn des Unternehmens und der Wert der Anteile. Hinzu kommen die langfristige Strategie und die Führungskapazitäten. Ein Unternehmer, der auf diesem Gebiet gut abschneidet, hat Recht auf einen Lohn, der im Verhältnis zu seinen Leistungen steht.