Fourniret-Prozess: Bühne zur Selbstdarstellung
La Libre Belgique titelt auf Seite 1, "Fourniret, erbärmlicher Hanswurst". Nachdem der Prozess inzwischen in Gang gekommen ist, erlebe man, so notiert die Zeitung im Kommentar, genau das was zu erwarten war. Fourniret, mit der Geisteshaltung eines zurückgebliebenen kleinen Jungen, versuche das Verfahren ausschließlich auf sich zu fokussieren um aus dem Prozess eine Bühne zur Selbstdarstellung zu machen.
Dort würde jetzt ein Fourniret stehen, der voller Egozentrik, aber ohne jegliche Aufmerksamkeit für die Opfer seiner Taten agiere. Was habe er anderes gemacht, als einen erneuten Erpressungsversuch zu starten, fragt La Libre Belgique und verweist damit auf ein vom Hauptangeklagten gestern gefordertes Führen des Prozesses unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ohne dass er zu keiner Aussage bereit ist.
Sein gesamtes Verhalten ziele nur darauf ab, sich selber zu inszenieren und die Aufmerksamkeit mal auf sein Schweigen, mal auf seine kargen Bemerkungen zu lenken. Anstelle des Mitgefühls für die Opfer zeige Fourniret nur kalte Grausamkeit. Doch für La Libre Belgique steht schon jetzt fest: Das vom Hanswurst Fourniret geplantes Szenario ist ein Misserfolg für ihn.
Das Monster der Ardennen schweigt, titelt auch Le Soir. Am ersten Prozesstag habe Michel Fourniret nur geschwiegen. Derweil habe sich seine Lebensgefährtin und Mitangeklagte Monique Olivier, die kaum wiederzuerkennen sei, etwas mehr Mühe zur Mitarbeit im Prozess gegeben. Nachdem die Geschworenen ausgewählt und die Nebenkläger zusammengestellt wurden, kann es jetzt an das Verlesen der Anklage gehen. Derweil beschreibe Fourniret sich selber als jemanden, dem jegliches menschliches Gefühl abhanden gekommen sei. Gestern sei damit begonnen worden, die Anklageschrift zu verlesen. Dies sei eine nicht enden wollende Litanei des Schreckens.
Auch De Morgen hat den Fall Fourniret auf der Titelseite. Auch das flämische Blatt geht auf die handschriftlich formulierte und im Gerichtssaal von Charleville-Mézières von Fourniret vorgezeigte Erklärung ein, in der er einen Ausschluss der Öffentlichkeit fordert und verdeutlicht, dass er anderenfalls schweigen wolle. Dies sei ein groteskes, ja surreales Schauspiel mit dem Michel Fourniret am ersten Prozesstag die Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
Wirklich überrascht habe das Szenario derweil nicht. Schon aus dem Gefängnis habe der Serienmörder wissen lassen, dass er beim Versuch der Wahrheitsfindung über die Vergehen, derer er sich zwischen 1987 und 2003 schuldig machte, nicht mitarbeiten wolle. Gestern habe Fourniret dem vorsitzenden Richter auch ein Schreiben an die Adresse der Hinterbliebenen von Opfern seiner Vergehen ausgehändigt. Hierin scheint Fourniret nach Angaben von De Morgen dann doch seine Schuld teilweise einzugestehen. Er sei nicht zu verteidigen, weil er überschuldig sei, notiert das Blatt zum Inhalt des Briefs.
Het Volk titelt auf Seite 1 zu diesem Thema: Michel Fourniret spielt am ersten Prozesstag Dutroux. Die Ähnlichkeiten mit dem Beginn des Prozesses gegen Marc Dutroux ließen sich nicht leugnen. Fourniret wollte nicht gefilmt werden, verweigerte die Antwort auf Fragen, schlief ein oder gab dies zumindest vor uns wollte eigene Texte vorlesen. Um das eigentliche Verfahren kümmerte er sich nicht. Die drei französischen Rechtsanwälte von Fourniret seien derweil arbeitslos, notiert Het Volk. Fourniret will nämlich durch sie nicht verteidigt werden. Da die Rechtsbeistände aber vom Geschworenengericht berufen wurden, werden sie für die Dauer des Prozesses auch daran teilnehmen.
Unerwarteter "Erfolg"
Neben der Berichterstattung über den Fourniret-Prozess hat Het Belang van Limburg heute noch ein ganz anderes Thema auf der Titelseite. "12.000 Beschwerden gegen Betrug im Internet" lautet die Balkenüberschrift. In den ersten 12 Monaten seines Bestehens habe die Beschwerdestelle für Klagen über Betrugsabsichten und illegales Verhalten in der virtuellen Welt des Internets bereits 12.000 Beschwerden entgegen genommen.
Die Online-Beschwerdestelle, die zusammen vom Wirtschaftsministerium und dem Sonderdezernat für Computerkriminalität der föderalen Polizei unterhalten wird, habe seit Januar 2007 vor allem Klagen über ungewünschte elektronische Reklame, für gefälschte Medikamente oder Markenuhren erhalten, und sich ebenfalls mit betrügerischem Onlinehandel, nie eingegangenen Lieferungen oder unbekannten Internetverkäufern und Klagen zu Online-Auktionen beschäftigt, schreibt Het Belang van Limburg.
Das Thema Internet findet sich heute auch bei De Standaard auf der Titelseite wider. Die flämische Tageszeitung macht mit dem Film des niederländischen Rechts-außen-Politikers Geerd Wilders über den Islam auf. Was viele befürchtet hatten, sei nicht eingetreten. Der Film sei weniger schockierend als erwartet. Er enthalte keine für Muslime gotteslästernde Bilder. Deshalb reagierten niederländische Moslemorganisationen auch erleichtert.