Het Laatste Nieuws kombiniert im Leitartikel heute die Thematik des Weltfrauentages mit der innenpolitischen Lage. Yves Leterme sei gleichzeitig Vize-Premier und de facto zum dritten Mal Regierungsbildner. Alle guten Dinge sind 3, wenn sich dieser Spruch bewahrheitet, dann müsste es Leterme gelingen den dritten Versuch einer Regierungsbildung erfolgreich abzuschließen. Er sei bis vor die Türe der Nr. 16 in der Rue la Loi gekommen. Die Türe öffnen müsse er aber jetzt selber. Neun Monate nach den Wahlen müsse Leterme zeigen, dass er Versprechen auch verwirklichen kann.
Kurzum, so kommentiert Het Laatste Nieuws, der zweifelnde Leterme müsse Platz für den Entscheidungen treffenden Leterme machen. Am heutigen Weltfrauentag könne der zukünftige Premier dadurch überraschen, dass in seiner Regierungsmannschaft auch Frauen Akzente setzen können. Im Grunde müsse jede an der Regierung beteiligte Partei mindestens eine Frau in ein Ministeramt der zukünftigen Regierung schicken. Während im französischsprachigen Landesteil Frauen wie Joëlle Milquet, Laurette Onkelinx oder Isabelle Durant zu den Parteispitzen ihrer jeweiligen politischen Couleur gehörten, täten sich flämische Parteien schwer, Frauen in hohe Parteiämter zu bringen. Allerdings könne es SP.A-Parteichefin Caroline Gennez jetzt beweisen, dass sie keine Schwierigkeiten als Parteichefin der flämischen Sozialisten und damit einer der großen traditionellen Parteien habe.
De Standaard notiert im heutigen Leitartikel, dass am kommenden Montag genau 9 Monate seit den Parlamentswahlen vom Juni 2007 vergangen sein werden. Im richtigen Leben sei dies eine vollständige Schwangerschaft. Im politischen Leben Belgiens allerdings stünde man nach dieser Zeit nirgends. Es sei eine sehr begrenzte erste Phase einer weiteren Staatsreform abgesprochen. Es sei eine der unglaubwürdigsten Staatsetats der letzten Jahre erstellt worden und man könne auf eine Notregierung verweisen, die aus 14 individuellen Ministern bestehe, deren einziger Verdienst es sei, Guy Verhofstadt rehabilitiert zu haben.
Das sei alles, notiert die Zeitung. Die Liste dessen, was nicht vorhanden sei, wäre umso länger. Zu allererst gebe es immer noch kein Koalitionsabkommen. Hieran würde aber ab nächsten Montag gearbeitet. Was Mitterechts-Orange-Blau nicht bewerkstelligen konnte, will Orange-Blau mit der PS zusammen wohl erreichen können. Die Folge hiervon sei jetzt, dass neun Monate nach den Wahlen das Interesse am politischen Geschehen im Land in eine gefährliche Abscheu für die politische Bühne und der Akteure dort umzuschlagen droht.
La Libre Belgique zitiert derweil den Ecolo-Spitzenpolitiker Jean-Michel Javaux auf der Titelseite mit den Worten „Ich bin nicht sicher, dass Leterme am 20. März Premierminister sein wird“. In einem Interview, das der französischsprachige Grünen-Politiker der Zeitung gewährte, schließt Javaux nicht aus, dass seine Partei sich eines Tages doch noch an einer Regierung beteiligt, die dann noch drei Jahre der derzeitigen Legislaturperiode zu absolvieren hätte. Auf die Frage, ob er auch nur einen Augenblick daran geglaubt habe, dass Ecolo Teil der neuen und endgültigen belgischen Regierung sein könnte, gibt Javaux zu, dies seit dem 10. Juni 2007 niemals vollständig ausgeschlossen zu haben. Auch eine Regierungsbeteiligung im Verlauf des Jahres ist für Javaux nicht ausgeschlossen.
In dem Interview mit La Libre Belgique bringt Javaux auch seinen Glauben an die Einsetzung eines großen Klima- und Umweltministeriums zum Ausdruck. Denn einen wirklichen, für den Klimaschutz zuständigen Minister gebe es nicht. Auf den Abschluss eines Koalitionsabkommens angesprochen erklärt Javaux nicht davon überzeugt zu sein, dass es gelingen kann ein solches bis zum 20. März fertig zu stellen.
Le Soir hat in seine heutige Ausgabe, aus Anlass des Weltfrauentages, mit Fotos und Artikeln zu diesem Thema angereichert. Unter dem Titel „Frauen sind Helden“ geht die Brüsseler Tageszeitung auf den Weltfrauentag ein. So informiert Le Soir heute auch über das zeitweilige Verschwinden von Waris Dirie, einem Ex-Model, das heute als Uno-Botschafterin einen Feldzug gegen Genitalverstümmelungen bei Frauen führt und erst gestern Abend in Brüssel wieder auftauchte. Dirie war am Mittwoch nach Belgien gereist, dann aber am Abend des gleichen Tages in Brüssel verschwunden. Ein Polizeibeamter begegnete ihr schließlich gestern Abend auf der Grand Place, löste damit aber das Rätsel um das Verschwinden der 43-Jährigen in Brüssel noch nicht.