"Verwilderter Dutroux erscheint als Penner vor den Richtern", titelt Het Nieuwsblad. "Dutroux hat seine Opfer nicht getroffen", so Le Soir. Und La Libre Belgique schreibt: "Bärtig und erschöpft ist Dutroux der einzige, der an seine Freilassung glaubt".
Ein unscharfes, körniges Bild von Marc Dutroux ist heute auf fast allen Titelseiten abgedruckt. Es zeigt den Kindermörder mit langen Haaren und langem Bart zwischen zwei Polizisten im Brüsseler Justizpalast. Dort hatte gestern ein Strafvollzugsgericht darüber verhandelt, ob Dutroux unter Auflagen vorzeitig aus seiner Haft entlassen werden kann. Der 56-Jährige hatte dazu den Antrag gestellt; die Entscheidung soll am 18. Februar verkündet werden.
Het Belang Van Limburg regt sich über den Trubel auf, der um die Verhandlung gemacht wurde und kommentiert: Stoppt dieses Spektakel. Es wird Zeit, dass wir Dutroux vergessen. Unsere Richter könnten uns dabei helfen; sie sollen alle weitere Verfahren rund um Dutroux diskret behandeln. Alles, was gestern passiert ist, hätte auch im Gefängnis von Nivelles stattfinden können: ohne den Auflauf, ohne all die Journalisten, ohne all die Berichte in den Medien, so Het Belang Van Limburg.
"Schöner Ausflug für Dutroux"
Auch La Dernière Heure findet: Dutroux hat gestern einen schönen Tagesausflug nach Brüssel gemacht. Eine Abwechslung zu seinem grauen Alltag im Gefängnis, wo ihm Frisör und Fritten fehlen. Aber gebracht hat das alles nichts. Es hat die Gesellschaft nur wieder aufgeregt und den Medien Futter gegeben.
Etwas anders sieht das Het Nieuwsblad: Natürlich war das gestern ein Zirkus, aber er hat Sinn gemacht: Zwar war schon vorher klar, dass Dutroux nicht vorzeitig freikommen wird, aber die Beschäftigung mit ihm macht uns immer wieder deutlich: So wie er ist, dürfen wir niemals werden.
Het Laatste Nieuws macht sich Gedanken zur äußeren Erscheinung von Dutroux: 16 Jahre sitzt Dutroux nun im Gefängnis. So wie er heute aussieht mit langen Haaren, langem Bart, sichtlich erschöpft, erkennen wir ihn fast nicht mehr wieder. Was für ein Unterschied zu dem jungen Mann, der 1996 verhaftet wurde. Doch das sollte uns nicht täuschen: Dutroux hat sich nicht geändert. Und wir sollten unseren Richtern vertrauen, dass auch sie das erkennen. Volkszorn und Volksjustiz haben in einem Rechtsstaat nichts verloren, die Richter werden schon wissen, wie sie mit dem gefährlichen und weltfremden Wiederholungstäter umzugehen haben, glaubt Het Laatste Nieuws.
Weiter sparen - Ist das richtig?
"Neuer Streit um Haushalt", titelt La Libre Belgique auf Seite eins. Die Zeitung berichtet, dass die frankophonen Sozialisten und Christdemokraten eine Lockerung der belgischen Sparpolitik fordern. Doch dabei stoßen sie auf den Widerstand der vier anderen Parteien der föderalen Koalitionsregierung.
Kommentierend fragt das Blatt: Ist es richtig, von der strengen Haushaltsdisziplin abzuweichen? Die Antwort ist dreimal "Nein". Erstes Nein: Unser Land ächzt immer noch unter einem riesigen Schuldenberg, der 100 Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts ausmacht. Unser Defizit ist gerade mal unter der magischen Schwelle von drei Prozent. Zweites Nein: Die Zinsen für Staatsanleihen sind in Belgien zurzeit sehr niedrig, und das dank der guten Sparpolitik. Diese jetzt zu lockern, wäre ein falsches Signal an die Finanzmärkte, die Zinsen gingen schnell wieder nach oben. Drittes Nein: Unsere Gesellschaft wird immer älter, wir müssen irgendwie die Renten bezahlen. Jetzt weiter sparen bedeutet, der jungen Generation das Leben etwas einfacher zu machen, glaubt La Libre Belgique.
De Standaard führt die gleichen Gründe auf und meint: Jetzt die Sparpolitik zu lockern, würde ins Chaos führen. Vielmehr muss weiter diskutiert werden, wie man weiter besser spart. Diese Diskussion muss offen zwischen föderaler und regionaler Ebene geführt werden, aber auch unter den Regionen selbst. Es ist verständlich, dass die frankophonen Sozialisten und Christdemokraten diesen schwierigen Diskussionen aber lieber aus dem Weg gehen möchten, schreibt der flämische Standaard.
Was Unternehmen wollen
Einige Zeitungen kommentieren Pläne, die Abgaben für Unternehmen neu zu gestalten. Die Körperschaftssteuern sollen gesenkt, als Ausgleich das System der Fiktivzinsen abgeschafft werden. Dieses System ermöglicht es vor allem Großunternehmen, trotz hoher Gewinne kaum Steuern zu zahlen.
L'Avenir findet: Die Reform mag eine gute Idee sein, aber Vorsicht ist geboten, man muss das ganze Abgabensystem analysieren, denn es ist sehr komplex. Hier etwas wegzunehmen und dort etwas hinzuzufügen, reicht dabei oft nicht, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
Ähnlich sieht das Le Soir: Das belgische Steuersystem ist äußerst kompliziert. Bevor man jetzt vorschnell einfach erscheinende Maßnahmen ergreift, sollte man sich zunächst in Ruhe hinsetzen und überlegen: Was wollen wir eigentlich? Welche Ziele soll unsere Unternehmenspolitik erfüllen?
Das rät auch Gazet Van Antwerpen: Das Wichtige bei den Diskussion ist nicht unbedingt, was letztlich dabei herauskommt - auch wenn natürlich klar ist, was die Vorlieben von Unternehmen sind - aber wichtiger als alle Wünsche im Detail erfüllt zu bekommen, ist für die Wirtschaft, eine langfristige Perspektive zu bekommen. Zuverlässigkeit in der Unternehmenspolitik, das wird Belgien wieder nach vorne bringen, glaubt Gazet Van Antwerpen.
Bild: Bruno Fahy