L'Echo bringt den Titel: „Die N-VA geht, aber nicht zu weit weg, um die Reformen kontrollieren zu können“. Der Rückzug der N-VA schafft anderen Parteien Platz in der Föderalregierung.
Het Laatste Nieuws schreibt auf seiner Titelseite: „Die N-VA wird zu Ostern nicht der Leterme-Regierung beitreten. Sie hält die Einigung über eine gründliche Staatsreform für zu vage. Die CD&V ist hingegen mit dem Abkommen zufrieden. Dieser Meinungsunterschied zwischen den Kartellpartnern gefällt den Liberalen nicht. MR-Präsident Reynders erhebt jetzt Anspruch auf das Amt des Premierministers. Doch nicht nur die CD&V, sondern auch die PS und die cdH wollen ihm das nicht gönnen. Wenn Reynders nicht Premier wird, wird die MR einen anderen hohen Preis verlangen, sagt ein MR-Mitglied der Zeitung.
Für La Derniere Heure stürzt die Entscheidung der N-VA den künftigen Regierungschef Leterme in Schwierigkeiten. Wenn er die N-VA verliert, ist seine CD&V nicht mehr die größte politische Familie des Landes. Er war auch einer der Urheber des Kartells mit der N-VA und erhält jetzt die Rechnung dafür. Frisch aus dem Krankenhaus entlassen, muss er sich auf gefährliche politische Wochen einstellen.
De Tijd fasst zusammen: In der Übergangsregierung gibt es genügend Vertrauen, um zu Ostern die Hürde zu nehmen, die zu einer Leterme-Regierung führt. Der Augenblick, wo sich herausstellen wird, ob die Mehrheit zerbricht oder es doch noch schafft, kommt in drei Monaten. Ausgerechnet am Nationalfeiertag wird die große Frage für die belgische Zukunft lauten: Ist es ausreichend für die N-VA?
Gazet van Antwerpen behauptet: Die N-VA will keine Katze im Sack kaufen. Das ist verständlich. Doch Yves Leterme steht jetzt vor der Quadratur des Kreises. Bleibt er Premier und verleugnet er seine Wahlversprechen, sprengt er das Kartell mit der N-VA. Die Alternative ist eine Regierungskrise und Neuwahlen im Herbst. Er hat keinen Verhofstadt mehr, der ihm helfen könnte.
Le Soir erklärt: Es ist eine falsche gute Nachricht, dass die N-VA sich nicht an der Leterme-Regierung beteiligen wird. Das Kartell ist noch nicht in Frage gestellt. Die N-VA übt weiterhin großen Einfluss auf ihren Kartellpartner aus. Das institutionelle Problem ist noch intakt.
Het Belang van Limburg stellt fest: Verhofstadt hat Leterme aus der Patsche geholfen, doch das ist kein Geschenk. Verhofstadt zwang die Parteien zu einem Abkommen über die erste Phase der Staatsreform. Doch die zweite Phase ist weitaus schwieriger. Der einzige Lichtblick ist, dass alle sich bereit erklärt haben, über alle Themen zu verhandeln. Doch niemand ist sicher, dass man zu einer Einigung finden wird. Leterme ist nach Ostern zum Erfolg verurteilt. Scheitert er, stürzt seine Regierung und das Kartell seiner Partei mit der N-VA zerbricht.
De Morgen behauptet: Bei der N-VA herrscht Schizophrenie. Mit den vagen Versprechen für eine zweite Phase kann sie sich nicht begnügen. Zugleich fehlt es ihr an Überzeugung, um das Kartell aus diesem Grund zu sprengen. Die großen Versprechen von einer großen Staatsreform und der Spaltung von Brüssel-Halle-Vilvoorde, ohne die man niemals einer Regierung beitreten würde, sind nicht erfüllt. Nach der Machtübergabe von Verhofstadt an Leterme kommt im Sommer eine Krise, die man bis April des nächsten Jahres vor sich herschieben kann, wenn BHV die beste Entschuldigung bietet, um die Regierung fallen zu lassen und neue Wahlen zusammen mit den Regionalwahlen auszuschreiben.
De Standaard fragt: War es wirklich nötig, die Verwaltung des Landes acht Monate lang als Geisel zu nehmen, um ein solches Abkommen über die Staatsreform zu erreichen? Alles ist vage. Es gibt keine Garantien, dass die Reform tatsächlich kommt. Die Kluft im Kartell CD&V/ N-VA wird immer größer. Die Frankophonen haben noch nicht beweisen müssen, dass sie eine echte Staatsreform akzeptieren. Unterdessen haben sie erreicht, dass die Solidarität im Rahmen der Sozialsicherheit auf keinen Fall angetastet wird.
La Libre Belgique meint: Alle sind mit dem erzielten Abkommen zufrieden. Die Struktur des Landes ändert sich in kleinen Schritten von einem Kompromiss zum anderen. Man muss bedauern, dass diese belgische Arbeitsweise die Bürger entmutigt, sich mit der Politik zu befassen.