Ungelöste Morde nun aufgeklärt?
De Morgen schreibt auf Seite 1: Terrorist beging politische Morde. Ein in Marokko verhafteter 51-jähriger Mann mit belgischer und marokkanischer Staatsbürgerschaft, soll gemäßigte religiöse Führer in Belgien ermordet haben. Die Erschießung eines Brüsseler Imams und eines jüdischen Arztes seien 19 Jahre unaufgeklärt geblieben und die Polizei habe fast 2 Jahrzehnte, was den oder die Täter anging, im Dunkeln getappt. Jetzt soll ein in Marokko verhafteter Terrorist gestanden haben, die Morde 1989 begangen zu haben.
Nach Angaben von De Morgen war die belgische Polizei von den Informationen aus Marokko völlig überrascht worden. Der in Casablanca Anfang der Woche festgenommene Mann hatte seit Jahren auch in Flandern gewohnt, ohne auffällig zu werden. Da man aber auch hierzulande die Ermittlungsergebnisse der marokkanischen Behörden ernst nehme, habe die föderale Staatsanwaltschaft in Brüssel inzwischen ebenfalls ein Untersuchungsverfahren eingeleitet. Jetzt gelte es die Informationen aus Rabat gründlich zu prüfen und Akteneinsicht in Marokko zu erreichen. Derweil sei von einem Auslieferungsantrag belgischer Behörden an Marokko bislang keine Rede, so De Morgen.
Auch De Standaard widmet dem Thema heute die gesamte Titelseite. Die Balkenüberschrift hierzu lautet: „Ermordet, weil zu tolerant“. Der Imam Abdullah al Ahdal, der in der großen Moschee von Brüssel arbeitete, war genau wie ein jüdischer Arzt Ende der 80er Jahre getötet worden, weil er für Versöhnung eintrat. Die Tötungsdelikte waren aber nie aufgeklärt worden. Jetzt sei ein möglicher Durchbruch in mindestens vier, vielleicht sogar sechs alten Mordfällen möglich - dank der Ermittlungen marokkanischer Behörden. Vermutlich würden noch heute sechs belgische Polizisten nach Marokko aufbrechen, um detaillierte Informationen über die Person zu erhalten, die gestanden haben soll, mehrere politisch motivierte Morde begangen zu haben.
Nach Angaben von De Standaard wird inoffiziell bei der belgischen Polizei nicht mehr daran gezweifelt, dass der Mann, der zugibt in Belgien gemordet zu haben, die Wahrheit sagt. Die Geständnisse seien zu präzise um erfunden zu sein, zitiert die Zeitung Polizeikreise. Das Eigenartige und Beängstigende an diesem Fall sei der Umstand, dass der mögliche Täter, der die Morde hierzulande beging, seit Jahren völlig unauffällig in Belgien gewohnt hatte und sich dem Zugriff von Justiz oder Geheimdienst hatte entziehen können.
Ölpreise erneut auf Rekordniveau
Benzin und Heizöl waren noch nie so teuer, titelt Het Laatste Nieuws heute auf Seite 1. Wer heute Eurosuper mit 95 Oktan tanke, müsse sich auf einen Rekordpreis von 1,508 Euro pro Liter einstellen. Auch Heizöl sei mit knapp über 74 Cent pro Liter so teuer wie noch nie. Nach Angaben von Het Laatste Nieuws erklären Experten die besonders hohen Mineralölpreise u.a. mit einer Sabotage an einer Pipeline in Kenia. Wer heute an die Zapfsäule fahre, werde beim Bezahlen seiner Benzinrechnung wohl erst einmal schlucken müssen.
Doch es hätte noch schlimmer kommen können. Da der Höchstpreis bei einigen Kraftstoffsorten erstmals über die magische Marke von 1,50 je Liter steigt, habe die belgische Regierung gestern beschlossen, eine Verringerung der Akzisen für Kraftstoffe zu bewilligen. Konkret bedeute dies, so Het Laatste Nieuws, eine Ersparnis von 0,3 Cent je Liter. Derweil treffe die Spritpreiserhöhung auch Fahrzeughalter von Diesel-PKW. Auch dieser Kraftstoff wird heute schon wieder teurer.
Het Volk nimmt die Preiserhöhungen bei Mineralölprodukten heute zum Anlass, erneut über Diebstähle von Heizöl zu berichten. In den ersten zwei Monaten dieses Jahres seien in der Gegend um Gent fast genauso viele Heizöldiebstähle registriert worden wie im ganzen vergangenen Jahr. Heizöltanks seien nur selten gegen Diebstahl geschützt, zitiert Het Volk einen Polizisten.
Die Diebe wurden inzwischen vermutlich mit professionellen Tankwagen anrücken, um das Heizöl abzupumpen. Hierdurch würden sie zur Tarnung gleichzeitig den Anschein erwecken, Brennstoff zu liefern. Im Gerichtsbezirk Gent habe man bereits 34 Heizöldiebstähle zu Protokoll nehmen müssen. Derweil ist zu erwarten, schreibt Het Volk, dass immer mehr Verschlüsse von Heizöltanks gesichert werden, um den Dieben die Arbeit schwerer zu machen.
Elektronische Wahlen noch nicht abgehakt?
Le Soir macht heute mit einem ganz anderen Thema auf. Die Brüsseler Tageszeitung berichtet auf Seite 1 über die Pläne von Innenminister Dewael zur Modernisierung des in Belgien genutzten EDV-Systems zur computergestützten Wahl. Beim heutigen Ministerrat wird das Thema nicht zur Sprache kommen, obwohl es als Tagesordnungspunkt vorgesehen war.
Der Grund seien starke Vorbehalte von Seiten der Französischsprachigen im Land. Bei den letzten Parlamentswahlen im Juni 2007 hatten 44% der Belgier ihre Stimme an einem Wahlcomputer abgegeben. In der Region Brüssel Hauptstadt kamen nur noch Computer zur Stimmabgabe zum Einsatz. Stift und Papier gehören dort bei einem Urnengang zur Vergangenheit.
Wegen anhaltender Kritik, so schreibt Le Soir, wollte Innenminister Dewael ein moderneres System vor dem Hintergrund der Regionalwahlen 2009 einführen. Da man auf französischsprachiger Seite aber sehr skeptisch sei, müsse die Frage erlaubt sein, ob die anstehenden Diskussionen hierzu möglicherweise die landesweite Rückkehr zu Stift und Papier bei Wahlen bedeuten.