bei vielen Zeitungen im Vordergrund. Außerdem kommentieren sie den anstehenden Prozess von Kinderschänder Marc Dutroux, die Überwachung von Föderalpolitikern durch die Staatssicherheit und die Rolle Europas im Mali-Konflikt.
"Pleiten kosten immer mehr Jobs", titelt Het Laatste Nieuws. Die Zeitung berichtet in ihrem Aufmacher, dass es im Januar genau 1.147 Firmenpleiten in Belgien gegeben hat. Das sind 40 Prozent mehr als im Januar des vergangenen Jahres. Knapp 2.600 Menschen haben dadurch ihren Job verloren.
"1.147 Dramen", schreibt Het Nieuwsblad über ihren Kommentar und führt aus: Zwar sind es meist nur kleine Unternehmen, kleine Geschäfte, die jetzt ihre Türen für immer geschlossen haben, aber trotzdem sind die Zahlen alarmierend. Wir müssen das ernst nehmen. Denn welcher junge Unternehmer wird jetzt noch die Selbständigkeit wagen, wenn er sieht, wie solche Projekte reihenweise den Bach runtergehen, warnt Het Nieuwsblad.
Het Laatste Nieuws sieht in den Zahlen Anlass, wieder etwas für die Kaufkraft der Bürger zu tun: Weitersparen ist das falsche Rezept. Das hat die Föderalregierung lang genug praktiziert. Die Rechnung dafür bekommen wir jetzt. Es ist an der Zeit, das Steuersystem neuzugestalten, Anreize für Unternehmen zu geben, Jobs zu schaffen, durch die die Menschen wieder Geld verdienen, Perspektiven bekommen und dann auch gerne wieder Geld ausgeben. Auch in kleinen Geschäften, schreibt Het Laatste Nieuws.
Erste Ansätze für bessere Zukunft
La Libre Belgique sieht bereits erste Ansätze für eine Reform in der Arbeitswelt. Die Sozialpartner haben sich auf erste gemeinsame Standpunkte geeinigt, die jetzt noch mit der Regierung abgestimmt werden müssen. Eine der Maßnahmen: flexiblere Arbeitszeiten. Das findet La Libre Belgique gut: Denn das wird es den Unternehmen ermöglichen, besser auf konjunkturelle Schwankungen zu reagieren. Natürlich müssen Rahmenbedingungen gefunden werden, damit die Flexibilisierung der Arbeit nicht aus dem Ruder läuft und die Tür öffnet, für unternehmerische Willkür. Es ist zu hoffen, dass diese Idee jetzt auch umgesetzt wird, und wenn die Sozialpartner es selbst nicht schaffen, ist die Regierung gefragt, so La Libre Belgique.
Einen Blick nach Lüttich wirft L'Echo in ihrem Kommentar: Dem Wirtschaftsstandort Lüttich geht es gar nicht so schlecht, findet das Wirtschaftsblatt. Wer jetzt im Zuge der Krise um ArcelorMittal fürchtet, wie das einige tun, dass durch den Verlust der Stahlindustrie die ganze Wirtschaftsregion Lüttich vor dem Nichts stünde, der liegt falsch. Die Stahlindustrie macht dort nur noch 3,6 Prozent der Arbeitsplätze aus. Lüttich hat schon längst damit begonnen, in andere, zukunftsträchtige Industriezweige zu investieren. Forschung, Logistik und Kultur: Lüttich hat sich in diesen Feldern bereits einen Namen gemacht. Diese Dynamik gilt es jetzt fortzusetzen. So kann die derzeitige Krise im Stahlsektor am besten überwunden werden, findet L'Echo.
Belgien - Steuerparadies für große Unternehmen
Im Aufmacher beschreibt die Wirtschaftszeitung hingegen das Steuerparadies Belgien, aber nur Steuerparadies für große und vor allem international tätige Firmen. Von den 100 größten Unternehmen der Welt haben 20 eine Filiale in Belgien. Im Durchschnitt zahlen sie auf ihre Gewinne nur 0,7 Prozent Steuern. Und die 25 größten Holdings- und Finanzgesellschaften in Belgien würden gerade einmal 760 Mitarbeiter beschäftigen.
Dass es so nicht weitergehen kann, das sagt Vize-Premierministerin Jöelle Milquet in einem Interview mit La Libre Belgique. "Wir müssen uns die Unternehmenssteuer vornehmen", zitiert die Zeitung die Ministerin auf Seite eins. Größere Gesellschaften müssten tatsächlich starker zur Kasse gebeten, Vorteile für kleinere und mittlere Unternehmen geschaffen werden. Noch in dieser Legislaturperiode sollen die Weichen dazu gestellt werden, so Milquet in La Libre Belgique.
Alptraum Marc Dutroux
L'Avenir beschäftigt sich in ihrem Kommentar mit dem neuen Trubel, den es um den Kindermörder Marc Dutroux gibt. Ab Montag wird sich ein Gericht mit dem Antrag von Dutroux auf vorzeitige Haftentlassung beschäftigen. Vor allem am Freitag hatte das zu vielen Schlagzeilen in der Presse geführt. Das Blatt schreibt dazu: Das ist wie ein Alptraum: Wir kommen einfach nicht los von Marc Dutroux.
Eigentlich wissen wir alle, dass er diese Aufmerksamkeit nicht verdient. Und trotzdem können wir uns nicht dagegen wehren, jeden Schritt von ihm mit größtem Interesse zu verfolgen. Er ist Belgiens Staatsfeind Nummer eins, die Inkarnation des Bösen, die ständige Angst in unserem Unterbewusstsein, und dagegen kann nur jeder Einzelne etwas tun. Leider gibt es dafür kein Gericht, was uns von dieser ständigen Qual befreien könnte, bedauert L'Avenir.
Politiker unter Beobachtung
De Morgen berichtet in ihrem Aufmacher über ein geheimen Bericht aus den Reihen der Staatssicherheit. Demnach seien einige Föderalpolitiker schon jahrelang darauf hin beobachtet worden, welche Kontakte sie zu verdächtigen gesellschaftlichen Gruppen haben. Genannt werden zum Beispiel die Scientology-Sekte oder die Muslim-Bruderschaft.
Die Zeitung schreibt in ihrem Kommentar: Das Dokument wirft einige Fragen auf, zum Beispiel die, worin eigentlich die Prioritäten der Staatssicherheit liegen sollten. Ist es richtig, Zeit und Personal darauf zu verwenden, Politiker bei ihrer Arbeit zu beobachten? Oder gibt es nicht gefährlichere Gruppen, wie zum Beispiel die radikal-islamistischen Salafisten, die diese Aufsicht mehr verdienen?, fragt De Morgen.
"Europa hat wieder einmal versagt"
Le Soir zieht für Europa eine kritische Bilanz des militärischen Konflikts in Mali. Die Zeitung kommentiert: Europa hat mal wieder eine Chance vertan. Da gibt es nun schon die militärische Schnelleingreiftruppe, bestehend aus deutschen, französischen und polnischen Soldaten. Da hat man sich schon seit einem Jahr mit der immer bedrohlicheren Situation in Mali beschäftigt, und was passiert, wenn es ernst wird? Da reagieren nur die Franzosen schnell, sind alleine vor Ort und haben den Einsatz schon beendet, bevor Europa sie wirklich gemeinsam unterstützt.
Mali war eine Chance zu zeigen, dass es den europäischen Partnern tatsächlich ein Anliegen ist, für stabile Verhältnisse im Umfeld des Kontinents zu sorgen. Die Chance wurde vergeben, urteilt Le Soir.
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