"Minister bestellt Didier Bellens ein", titelt Het Nieuwsblad. "Didier Bellens sorgt für Polemik, weil er das ausspricht, was viele denken", schreibt L'Echo auf Seite eins. La Libre Belgique beleuchtet auf seine Titelseite "die Gründe für den Ausraster des Belgacom-Chefs".
Der Hauptgeschäftsführer von Belgacom, Didier Bellens, ist beim Neujahrsempfang des Telekomunternehmens zum Frontalangriff übergegangen. Belgien mache seine Industriebetriebe kaputt, sagte Bellens. Insbesondere kritisierte er die neue föderale Gesetzgebung für die Branche sowie die strengen Mobilfunknormen in der Region Brüssel. Die Richtwerte für die Strahlungsemissionen seien so rigoros, dass die Einführung des neuen Mobilfunkstandards, des sogenannten 4G-Netzes, nahezu unmöglich sei. Und während Diplomaten und Geschäftsleute auf das neue, superschnelle mobile Internet warteten, sage Brüssel ihnen - Zitat Bellens: "Fuck you".
Rüppelwortschatz zeigt Wirkung
Damit sichert sich Bellens einen Ehrenplatz in den Annalen der Firmenkommunikation, bemerkt L'Avenir. Anscheinend muss man heutzutage in die unterste Schublade greifen, um seine Botschaft an den Mann zu bringen. Fakt ist, dass es Bellens mit seinem Rüppelwortschatz tatsächlich geschafft hat, die Debatte anzustoßen. Jetzt wäre es aber an der Zeit, die Form beiseite zu lassen und über den Inhalt zu reden.
L'Echo nimmt seinerseits den Belgacom-Chef in Schutz. Es ist nämlich nicht das erste Mal, dass Bellens die strengen Regelwerke anprangert. Bislang war das von politischer Seite aber geflissentlich ignoriert worden. Bellens blieb also gar nichts anders übrig, als mal richtig Rabatz zu machen. Das ist im Übrigen auch Teil seines Jobs, meint L'Echo. Bellens ist Chef eines börsennotierten Unternehmens, er verteidigt lediglich die Firma und ihre Aktionäre. Wenn der Staat weiterhin als Mehrheitsaktionär von den üppigen Dividenden profitieren will, dann wäre er gut beraten, Bellens die Ohren nicht zu lang zu ziehen und ihn damit zu schwächen.
Des Kaisers Narrenfreiheit
Und doch hat der föderale Minister für Staatsbetriebe, Jean-Pascal Labille, den Belgacom-Chef für ein klärendes Gespräch einbestellt. Er wolle Bellens zur Rede stellen und ihn auch daran erinnern, dass er vom Verantwortlichen eines Staatsbetriebes etwas anderes erwartet hätte. Unterstützung bekommt Bellens derweil aus der Opposition in der Region Brüssel. Die beiden liberalen Parteien OpenVLD und MR zeigen zumindest in der Sache Verständnis für die Kritik.
Mit einer Entlassung muss Bellens wohl nicht rechnen, analysiert La Libre Belgique. Dann wäre nämlich ein goldener Handschlag fällig. Die Abschiedsprämie würde sich auf rund eine Million Euro belaufen. Hinzu kommt: Rein geschäftlich betrachtet hat Bellens eine sehr anständige Bilanz aufzuweisen.
All das weiß Bellens wohl sehr genau, meint Le Soir in seinem Leitartikel. Genau deswegen glaubte er wohl auch, sich einen derartigen Frontalangriff leisten zu dürfen. Und er denkt wohl auch schon an die Zeit nach seinem Ende an der Spitze von Belgacom, das 2015 ansteht. Sein Vorstoß ist eine zusätzliche Referenz für seinen Lebenslauf.
Bellens ist auf Rosen gebettet, stellt auch La Libre Belgique fest. Er weiß genau, dass er nicht zuletzt wegen seiner unumstrittenen Leistungen an der Spitze von Belgacom quasi unantastbar ist. Doch sollte er wissen, dass er sich nun auch nicht alles erlauben darf. Den belgischen Behörden vorzuwerfen, die eigenen Unternehmen zu zerstören, ist eine Unverschämtheit. Wenn er wirklich so brillant ist, dann sollte uns Bellens das auch beweisen.
Bellens verhält sich wie ein unnahbarer Kaiser, der glaubt, über Narrenfreiheit zu verfügen, meint Het Nieuwsblad. Dabei ist er immer noch einer der bestbezahlten Manager eines Staatsbetriebes. Das verpflichtet ihn zu einem Minimum an Loyalität seinem Arbeitgeber gegenüber. Und wenn er meint, im Vergleich zum Privatsektor verdiene er bei Belgacom zu wenig, dann kann man ihm nur anraten, sein Glück doch bitte anderswo zu suchen.
Säbelrasseln für die Galerie?
Einige Zeitungen beschäftigen sich auch heute mit der Zukunft des Lütticher Stahlbeckens. Im wallonischen Regionalparlament haben die politischen Parteien gestern demonstrativ Geschlossenheit an den Tag gelegt. Der wallonische Wirtschaftsminister Marcourt drohte gar den Verantwortlichen von ArcelorMittal, alle Mittel auszuschöpfen, um den Stahlriesen zum Umdenken zu bewegen. Ob das den Herrn Mittal beeindrucken wird, ist allerdings fraglich, meint L'Avenir. Vielmehr steht zu befürchten, dass der große indische Stahlmagnat nicht einmal weiß, wo die Wallonie überhaupt liegt.
Das Grenz-Echo warnt jedenfalls davor, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Vor 30 Jahren wurde schon einmal versucht, Industrien zu retten, die zum Tode verurteilt waren. Wie wir heute wissen, war das der falsche Weg. Die Steuerzahler dürfen erwarten, dass man aus seinen Fehlern lernt. Das beinhaltet aber auch, dass man einmal die Politik der Subventionen und Steuergeschenke infrage stellt. Wenn man schon mit Lockmitteln den Standort Belgien promoten will, dann sollten diese zumindest an strenge Auflagen gebunden sein.
Die ausgestreckte Hand
In Le Soir richtet der CD&V-Vizepremier Steven Vanackere einen Appell an die Frankophonen. Die flämischen Christdemokraten reichten ihnen die Hand. Die CD&V fordere keine siebte Staatsreform, im Gegensatz zur N-VA. Die Frankophonen seien jetzt aber gut beraten, die CD&V nicht im Stich zu lassen. Alle gemeinsam müssten an der Umsetzung der neuen Staatsreform konstruktiv mitarbeiten. Nur so könne man einen Stimmungswechsel in Flandern erreichen.
Krise, Grippe und mutlose Rekruten
"Wie die Krise unsere Ausgaben beeinflusst", titelt derweil Le Soir. Demnach haben sich unsere Konsumgewohnheiten verändert. Die Belgier geben weniger Geld aus. Betroffen sind vor allem die Bereiche Kleidung und Freizeit.
"Der Euro bedroht das belgische Wachstum", bemerkt L'Echo. Diesmal hat man weniger Angst vor einem neuen Aufflammen der Eurokrise, im Gegenteil. Der Euro darf jetzt im Vergleich zum Dollar auch nicht zu stark werden, sonst werden nämlich die Exporte zu teuer.
"Einer von 10 bekommt die Grippe", titelt Het Laatste Nieuws. In diesem Jahr werden am Ende der Grippe-Saison doppelt so viele Belgier erkrankt sein wie im vergangenen Jahr. Ursache ist die Kältewelle der letzten Wochen.
Die Armee hat ein Problem, steht auf der Titelseite von Het Belang Van Limburg zu lesen. Die Hälfte der Rekruten bricht ihre Ausbildung ab. 47 Prozent der niederländischsprachigen Anfänger verlassen die Armee, bevor sie die Grundausbildung beendet haben.
Bild: Johanna Geron (belga)