Geständnis: sechs ungeklärte Morde gehen auf das Konto von Abdelkader Belliraj
„Moslemführer gesteht sechs Morde in Belgien“ titelt De Morgen. Ein 51-jähriger Mann, der seit 1992 an der Spitze eines marokkanischen Terrornetzes steht und jetzt in Nordafrika verhaftet wurde, soll zwischen 1986 und 1989 in Belgien sechs Morde verübt haben. Nach Angaben marokkanischer Behörden hat der am Dienstag Verhaftete, der über die belgische und marokkanische Staatsbürgerschaft verfügt, ein Geständnis abgelegt. Auch hiesige Polizeibeamte, die in dem Fall ermitteln, erklärten nach Angaben von De Morgen, dass der Festgenommene geständig ist. Es gehe um Tötungsdelikte, die in Belgien noch nicht aufgeklärt seien, zitiert die flämische Tageszeitung den marokkanischen Innenminister.
In Casablanca waren Anfang der Woche insgesamt 32 Personen wegen des dringenden Tatverdachts der Zugehörigkeit zu einem radikalislamischen Terrornetzwerk verhaftet worden. Allen voran, so De Morgen, der jetzt geständige Abdelkader Belliraj. Unter den 31 anderen Verdächtigen befinden sich derweil noch zwei weitere in Belgien wohnende Marokkaner, ein Polizeikommissar, zwei Professoren und ein Fernsehjournalist.
Auch La Libre Belgique bringt die belgisch-marokkanischen Verwicklungen im Terrorumfeld auf der Titelseite. Eine Rückverfolgung der Vergangenheit des verhafteten Hauptverdächtigen könne unterdessen dazu beitragen, eine Reihe von Morden und anderen Delikten in Belgien aufzuklären. Der Mann habe an der Spitze des Terrornetzwerks Schwerkriminalität und ideologischen Kampf miteinander verquickt. Bei den in Belgien unaufgeklärten Morden, in die der jetzt verhaftete Tatverdächtige verstrickt zu sein scheint, handelt es sich nach Angaben der Zeitung zum Beispiel um den Mord am Rektor der Großen Moschee in Brüssel und an dessen Stellvertreter, eine Tat vom März 1989.
Unterdessen kündigte die föderale Staatsanwaltschaft, so schreibt La Libre Belgique, den Beginn eines Ermittlungsverfahrens im Zusammenhang mit den Verhaftungen in Marokko an. In diesem Maghrebstaat sorge die Affäre inzwischen für eine Welle der Entrüstung, weil unter den Festgenommenen Beamte und leitende Angestellte, kurzum Personen seien, die dem Profil des bislang in Terroranschläge verstrickten Personenkreises nicht entsprächen.
Vetorecht für Belgien
„Belgien erhält Vetorecht bei Suez/Gaz de France“ das ist der Titel des Wirtschaftsblatts L'Echo auf Seite 1. Belgien habe es lange gefordert, nachdem die Fusion des privaten Versorgers Suez mit dem Staatskonzern GDF immer konkreter wurde. Gestern habe das Land vom französischen Staatspräsidenten Sarkozy am Rande des Besuchs von Premierminister Verhofstadt hierzu ein Versprechen erhalten. Belgien soll eine „Goldene Aktie“ beim zukünftigen Energieriesen Suez/GDF erhalten.
Diese Golden Share, die einem Minderheitsaktionär besondere Rechte einräumt, solle dazu dienen, die Interessen Belgiens in dem neuen Energiekonzern zu vertreten. Nach der Fusion der beiden Giganten würde der neue Konzern, der dann zu gut 35% in Händen des französischen Staates wäre, gut 70% des Strombedarfs in Belgien decken, schreibt L'Echo.
„Goldener Händedruck“ titelt auch De Standaard in Anlehnung an die Golden Share. Die flämische Tageszeitung schreibt, dass Premier Verhofstadt es geschafft habe, für Belgien ein Mitspracherecht bei der Führung des neuen Energiekonzerns zu ergattern. Mit der goldenen Aktie, schreibt De Standaard, erhalte Belgien die juristische Garantie, Entscheidungen, die den belgischen Markt betreffen, im Notfall blockieren zu können. Die Konzernspitze von Suez habe sich hiergegen immer gewehrt. Unterdessen sie noch unklar, wie das belgische Veto bei Suez-GDF verankert werde. Es stehe noch nicht fest, ob dies per Gesetz oder über das Statut des neuen Energiegiganten sichergestellt würde.
Und brique dans le ventre
Auch Le Soir hat dieses Thema auf der Titelseite, berichtet auf Seite 1 aber auch über die Hausse am Immobilienmarkt. Steigende Preise würden die Belgier nicht davon abbringen, in den Bau des Eigenheims zu investieren oder eine Immobilie zu kaufen. Nach Angaben der Brüsseler Tageszeitung würden Fachleute trotz sinkender Kaufkraft feststellen, dass Hypothekendarlehen und Investitionen in Immobilien erschwinglich blieben, selbst für junge Eigenheimkäufer, die von niedrigen Zinsen und besonders langen Laufzeiten bei Krediten profitieren würden.
Mysterium um Letermes Krankheit aufgeklärt
Het Laatste Nieuws schließlich berichtet in seiner heutigen Ausgabe über den Gesundheitszustand von Vizepremier Yves Leterme. Dieser sei wegen einer erblichen Krankheit in der Uniklinik. Dabei handele es sich um eine Anomalie beim natürlichen Gerinnungsfaktor des Blutes. Durch Krampfadern an der Speiseröhre, die bei Yves Leterme platzten, kam es zur inneren Blutung, die stationär behandelt bzw. gestoppt werden musste, so Het Laatste Nieuws.