Le Soir sucht nach den Gründen für die Krise. Jahrelang stiegen die Einkünfte der Aktionäre schneller als die der Lohnempfänger. Die Unternehmen wurden von den Aktionären angehalten, immer mehr zu verdienen und die Kosten zu senken. Die Privathaushalte wurden angeregt, sich zu verschulden. Die Verbraucherkredite und Hypothekendarlehen nahmen schnell zu. So ein Modell lässt sich nicht lange aufrecht erhalten. Man kann die Verbraucher nicht zwingen, sich immer mehr zu verschulden, ohne ihre Kaufkraft anzuheben. Diese Kreditkrise ist auch eine tief greifende Finanzkrise. Die Banken haben ihre erste Aufgabe vernachlässigt, die darin bestand, das Risiko einzuschätzen und zu verwalten.
L'Echo fügt hinzu, Wallstreet und die Börsen in der ganzen Welt müssen heute für das Dilettantentum einiger Verantwortlicher der Finanzwelt aufkommen. Die Banken haben massiv in Hypothekendarlehen investiert. Der amerikanische Notenbank-Präsident Bernanke kennt gut die große Wirtschaftskrise der 30-er Jahre. Er glaubt, sie hätte vermieden werden können, wenn die US-Notenbank anders gehandelt hätte. Sie hätte den Banken helfen können, indem sie ihren Leitzins senkte, anstatt ihn anzuheben. Bernanke will diese Fehler nicht wiederholen. Die Banken müssen jetzt zeigen, dass sie Lehren aus der Krise gezogen haben.
De Tijd behauptet, zu Recht haben die Optimisten gestern an den Börsen wieder gesiegt. Nach den zahlreichen Verkäufen sind viele Anteile jetzt spottbillig. Sowohl die Betriebe als auch die Verbraucher und die Anleger können von den sinkenden Energiepreisen und der Zinssenkung profitieren. Schon seit Jahren bestimmt die Wirtschaft nicht mehr die Entwicklung der Börsen, sondern die Börse diktiert die Wirtschaft. Die Börse braucht vor allem Vertrauen, und das muss jetzt wieder hergestellt werden.
Im Leitartikel von La Libre Belgique heißt es: Die Börsenkrise in den Vereinigten Staaten ist eine Warnung. Sie ist nur das sichtbare Zeichen einer wirtschaftlichen Seifenblase. Die Wirtschaft lebt mit Defiziten und Krediten. Die Zinspolitik unter Alan Greenspan war zu aggressiv. Hinzu kommt ein wachsender Graben zwischen der realen Wirtschaft und der Finanzwelt, die von undurchsichtigen, komplexen und unregulierten Instrumenten beherrscht wird. Die herbe Korrektur an den Börsen war vorhersehbar. Die Debatte über die Wirtschaftspolitik wird jetzt zu einem Thema der amerikanischen Präsidentschaftswahlen.
Gazet van Antwerpen denkt an die kleinen Anleger, die der Verzweiflung nahe sind. Sie haben zweifellos schlaflose Nächte hinter sich. Doch Panik war immer ein schlechter Ratgeber. Es hat keinen Sinn, jetzt alle Aktien mit Verlust zu verkaufen. Eine Börsenkrise ist nur eine gesunde Reaktion auf ein Fehlverhalten. Die Amerikaner bezahlen einen hohen Preis für die Schulden, die sie aufgestapelt haben. Wenn erst einmal alle Rechnungen bezahlt sind, kann es wieder weiter gehen.
Het Volk bringt die Schlagzeile: "Der Ausverkauf hat begonnen". Wer noch über Spargeld verfügt, sollte den Augenblick nutzen, um billige Anteile zu kaufen. Allein in Flandern haben 400.000 Sparer in Aktien investiert. Bisher bewahrten sie einen kühlen Kopf. Die Banken wurden nicht massiv gebeten, die Anteile abzustoßen.
Der Arbeitsmarkt im föderalen Belgien
Vers L'Avenir bringt ein Interview mit dem neuen Arbeitsminister Josly Piette. Er erklärt der Zeitung, in Flandern gebe es Arbeitsplätze für Wallonen. Diese müssten auf das Angebot eingehen, sonst werde die Solidarität zusammenbrechen. Er fordert die wallonische Region und das Arbeitsamt auf, dafür zu sorgen, dass die wallonischen Arbeitssuchenden eine elementare Kenntnis der niederländischen Sprache erwerben. Die Sprache dürfe einen Wallonen nicht daran hindern, eine Beschäftigung in Flandern anzunehmen.