"Übermächtig", titelt heute Het Nieuwsblad in Blockbuchstaben. Das flämische Massenblatt meint damit Dieumerci Mbokani, Stürmer von Fußballlandesmeister Anderlecht. Mbokani wurde am Mittwoch mit dem "Goldenen Schuh" ausgezeichnet; damit wird der beste Fußballprofi des Jahres geehrt. Das Foto von Dieumerci Mbokani prangt denn auch auf fast allen Titelseiten.
Und noch ein Fußballprofi sorgt heute in vielen Zeitungen für Schlagzeilen, nämlich der Nationalspieler Eden Hazard. "Rot und vielleicht eine lange Sperre für Hazard", titelt Het Nieuwsblad. Hazard hat am Mittwoch bei einem Spiel des FC Chelsea, seines Clubs, vor laufenden Kameras einen Balljungen getreten.
Vom Jäger zum Gejagten
In Flandern sorgt derweil weiter der dramatische Vorfall im niederländischen Eindhoven für Diskussionsstoff. Dort haben ja Anfang des Jahres acht Jugendliche einen zufällig vorbeikommenden Passanten ohne Grund krankenhausreif geschlagen. Die Polizei hatte über Internet nach den Tätern gesucht. Und das blieb nicht ohne Folgen: Inzwischen haben sich drei von ihnen gestellt. Sie kommen aus dem belgischen Turnhout. Aber, mehr noch: Für die Täter hat sich anscheinend der Spieß umgedreht: "Die Täter sind nun selbst das gejagte Wild", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins.
Gazet Van Antwerpen spricht von einer "Hetzjagd". Sie wurden offenbar unter anderem auf Facebook massiv angefeindet: "Gestalkt, bedroht und beschimpft, nachdem ihre Namen durchgesickert sind", bringt es Het Nieuwsblad auf den Punkt.
Entwarnung für Belgien - oder doch nicht?
"Fitch sorgt für einen klareren Himmel über Belgien", titelt derweil L'Echo. Die Ratingsagentur Fitch hat ja am Mittwoch die Kreditwürdigkeit von Belgien bestätigt; der Ausblick wurde zudem von "negativ" auf "stabil" gesetzt; damit werden offensichtlich die Anstrengungen zur Haushaltssanierung belohnt.
Kommentierend meint dazu Het Belang Van Limburg: Auf den ersten Blick mag diese Entscheidung beruhigen. Auch die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat in ihrem Jahresbericht über die belgische Wirtschaft der Regierung Di Rupo ein Lob ausgesprochen. Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit. Beide, sowohl Fitch als auch die OECD, heben eine Reihe von Herausforderungen hervor, denen sich Belgien schnellstmöglich stellen muss, angefangen bei der Feststellung, dass die Belgier nach wie vor zu früh in den Ruhestand gehen. Man kann nur hoffen, dass die Regierung Di Rupo und auch ihre Nachfolger diese Warnungen beherzigen, ansonsten droht Belgien eine Schuldenkrise griechischen Ausmaßes.
Wo liegt doch gleich der Atlantik?
In Flandern herrscht ungläubiges Staunen angesichts der Ergebnisse einer Studie über das Allgemeinwissen von angehenden Grundschullehrern. Die katholische Hochschule Limburg hat insbesondere die Kenntnisse in Geschichte und Erdkunde abgefragt. Die Ergebnisse sind mitunter haarsträubend. Viele Studenten konnten auf der Weltkarte die USA, China und nicht einmal den Atlantik finden.
Ein besonders schlauer Student verfrachtete den Fall der Berliner Mauer gar ins Jahr 1789. Und erstaunlicherweise ist der flämische Unterrichtsminister Pascal Smet noch nicht einmal überrascht, notiert Gazet Van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Das allerdings ist problematisch. Soll das also bedeuten, dass die entwaffnende Unwissenheit der flämischen Grundschullehrer längst bekannt ist und auch so hingenommen wird? Ursache ist in jedem Fall wohl weniger die eigentliche Berufsausbildung als vielmehr das allgemeine Unterrichtsniveau insbesondere im Sekundarschulwesen.
Hier handelt es ich wohl um ein Zeichen der Zeit, glaubt Het Nieuwsblad. Muss man eigentlich noch wissen, wo Schweden liegt, wenn man es doch googeln kann?, mag so mancher junger Mensch denken. Also: Hat ein fundiertes Allgemeinwissen heute noch einen Wert? Die Antwort ist: Ja, ja und nochmals ja. Hier geht es nicht darum, aus jungen Menschen wandelnde Enzyklopädien zu machen, sondern einfach kritische Bürger.
Deswegen bedarf es in der Tat einer gründlichen Reform des Unterrichtswesens, mahnt De Standaard. Hier geht es nicht, um die Länge der Ausbildung, sondern um ihre Qualität. Übrigens: Viele Wissenslücken kann man auch stopfen, indem man schlicht und einfach Zeitung liest oder andere Medien konsumiert.
David Cameron - selbstmörderisch oder naiv?
Viele Zeitungen kommentieren heute ausführlich die gestrige Grundsatzrede des britischen Premiers David Cameron über Europa. "Der perfide Mister Cameron", titelt Le Soir: Der britische Premier hat ja am Mittwoch ein Referendum angekündigt, in dem über einen Verbleib Großbritanniens in der EU abgestimmt werden soll. Es sei denn, die EU unterzieht sich einer drastischen Reform. Das, so schreibt Le Soir, das ist reine Erpressung.
Cameron gibt hier den Zirkusartisten, der eine allerdings fast schon selbstmörderische Nummer aufführt, analysiert L'Avenir. Der Applaus hält sich aber derzeit in Grenzen, auch auf der Insel selbst. Mit der Ankündigung eines Referendums für 2017 droht jetzt jedenfalls ein jahrelanger Drahtseilakt. Nicht umsonst heißt es im showbiz: Break a leg Hals- und Beinbruch.
Camerons Vorschlag ist schlicht und einfach unrealistisch, wettert La Libre Belgique. Glaubt Cameron allen Ernstes, dass er mit der EU eine maßgeschneiderte Mitgliedschaft verhandeln kann? Das ist bestenfalls naiv.
Europa würde Nachverhandlungen mit London wohl überleben, meint Le Soir, doch darf dabei die britische Meinung nicht zum Maßstab werden. Eine Mehrheit der Mitglieder darf sich am Ende nicht einem beugen. Das ist eine Frage der Demokratie.
Für De Morgen war es die falsche Rede zum falschen Zeitpunkt. In diesen Krisenzeiten kann Europa auf eine Grundsatzdiskussion getrost verzichten. Zumal Cameron hier im Grunde nur wahltaktische Aspekte vor Augen hat: Um das versprochene Referendum 2017 durchführen zu können, muss er erstmal die Wahl 2015 gewinnen.
Cameron jedenfalls pokert hoch, warnt L'Echo. Sein Vorstoß ist inakzeptabel, wäre eine Einladung an andere EU-Staaten, auch ein Europa à-la-carte zu verlangen. Das Ganze klingt irgendwie nach der Chronik einer angekündigten Scheidung.
Bild: Andrew Yates (afp)