Het Laatste Nieuws blickt auf eine bewegte Woche zurück. Zwar haben die Umstände der Regierung Di Rupo in die Karten gespielt, nichtsdestotrotz hat sie politisch einiges auf den Weg gebracht. Mir nichts, dir nichts hat das Kabinett die Struktur der Bahn reformiert, die vorzeitigen Haftentlassungen verschärft, es Rentnern ermöglicht zu arbeiten und es hat beschlossen, dass System der Dotationen der königlichen Familie so schnell wie möglich zu reformieren.
Da war selbst die Opposition sprachlos, bemerkt das Blatt. In der Fabiola-Affäre hat Premierminister Elio Di Rupo so schnell gehandelt, dass die N-VA den Eindruck gehabt haben muss, von links und von rechts überholt worden zu sein. Tatendrang hat die Zeitung auch im Parlament beobachtet. Junge Abgeordnete sind nicht mehr bereit, den Stillstand der letzten Jahre zu akzeptieren. Grundlegende Reformen sind notwendig. Nur so kann die Politik das verloren gegangene Vertrauen bei den Bürgern zurückgewinnen.
Ähnlich drückt sich auch De Standaard aus. In dieser Woche sind gleich drei Ungereimtheiten aus dem Weg geräumt worden, auch wenn die Änderungen der Zeitung nicht weit genug gehen. Kleine Prozedurfehler können dank einer Gesetzesänderung nicht mehr dazu führen, dass ein Tatverdächtiger freigelassen werden muss. Wer zu 30 Jahren Gefängnis oder lebenslänglich verurteilt wird, kann nicht mehr schon nach einem Drittel seiner Haftzeit die vorgezogene Entlassung beantragen. Und: Königin Fabiola ist wegen ihrer umstrittenen Privatstiftung ordentlich gerügt worden. Die Folge: Das gesamte Finanzierungssystem des Königshauses soll überdacht werden.
Palast will sich Reform nicht verschließen
Wie Het Nieuwsblad berichtet, wird der Palast der Reform nicht im Wege stehen. Berater des Hofs haben dem Blatt erklärt, dass der königlichen Familie durchaus bewusst ist, dass man mit der Zeit gehen und das System der Dotationen transparenter werden muss. Glücklicherweise, so das Blatt, zeigen die in Laeken damit, dass sie nicht völlig weltfremd sind. Die staatlichen Zulagen sollen gekürzt und die Kontrollen strenger werden. Trotzdem bleiben viele Fragen offen. Warum hat die 84-jährige Fabiola noch 25 Angestellte? Werden Prinz Laurent und Prinzessin Astrid künftig noch staatliche Gelder erhalten oder müssen sie arbeiten gehen wie alle anderen? Laut Gazet van Antwerpen haben Laurent und Astrid derzeit ein staatliches “Win for Life“-Lotterielos von 25.000 Euro monatlich. Das ist europaweit einzigartig. De Morgen fügt hinzu: Am Hungertuch nagen die Königskinder ohnehin nicht. Prinz Lorenz, der Mann von Astrid, beispielsweise besitzt eine Privatbank in der Schweiz.
L’Avenir berichtet über eine wichtige Änderung für die über 65-Jährigen. Wer mindestens 42 Jahre gearbeitet hat, darf jetzt auch als Rentner unbegrenzt hinzuverdienen ohne seine Rentenansprüche zu verlieren. Weil wir immer älter werden, kam die Regierung an dieser Entscheidung nicht vorbei.
Charleroi wird niemals sein wie Brügge oder Namur
La Libre Belgique führt ein Gespräch mit dem scheidenden Föderalminister Paul Magnette. Nachdem er gestern vom Kabinett grünes Licht für seine Bahnreform erhalten hat, verlässt der Sozialist das Regierungsboot. Magnette wird neuer Bürgermeister von Charleroi. Die wallonische Problemstadt, sagt er, werde nie so “nett“ wie Brügge oder Namur sein und auch nicht mit Schönheit protzen. Charleroi ist rau und hart, aber sie hat eine Ästhetik, die immer mehr verführt. Ähnlich wie Städte im Ruhrgebiet oder im Südosten Englands, die ihre Industrievergangenheit durch den Strukturwandel erblühen lassen.
Le Soir veröffentlicht heute ein Interview mit dem flämischen Ministerpräsidenten Kris Peeters. Er sieht Belgiens Zukunft in den Regionen. Flandern, die Wallonie und notgedrungen auch Brüssel. Es ist das erste Mal, schreibt das Blatt, dass Peeters die Existenz der Brüsseler Hauptstadtregion ausdrücklich anerkennt - auch wenn zwei große Regionen ihm lieber wären.
De Morgen präsentiert heute sein neues Wochenendmagazin Reporter, indem Recherche und investigativer Journalismus künftig groß geschrieben werden sollen. Aufmacher heute: Belgiens größte Terror-Akte. Föderale Staatsanwaltschaft und Staatsschutz ermitteln gegen ein islamistisches Netzwerk, das in Brüssel um Kämpfer wirbt und Somalia schickt. Dort sollen sie bei der Terrormiliz Al-Shabaab aktiv sein. Die Zeitung rekonstruiert den Weg, den eine Gruppe Djihadisten aus Molenbeek gegangen ist bis zum Kriegseinsatz am Horn von Afrika. Die Ermittlungen laufen derzeit auf Hochtouren.
Automesse: Dieses Jahr zugeknöpft
Wie Het Laatste Nieuws berichtet, ist es auf der Brüsseler Automesse noch nie so gesittet zugegangen wie bei der gestern eröffneten Ausgabe. Keine Messedamen mehr in sexy Outfits, die sich auf den Neuwagen räkeln. Die für Chancengleichheit zuständige Innenministerin Joelle Milquet hat sich dafür stark gemacht. Keine tiefen Ausschnitte und auch keine Hotpants. Die Zeitung schlussfolgert: Perverse können sich die Eintrittskarte von 13 Euro sparen.
Bild: Laurie Dieffembacq (belga)