"Belgien kehrt Fabiola den Rücken", titelt Het Nieuwsblad. "Di Rupo lässt Königin fallen", schreibt De Standaard auf Seite eins. La Libre Belgique bemerkt: "Regierung will die Reform der Dotationen für die königliche Familie schneller umsetzen als geplant."
Wie Het Nieuwsblad berichtet, könnte Fabiola mehr als 500.000 Euro im Jahr an öffentlichen Geldern verlieren. Die Dotationen für die Königskinder Astrid und Laurent könnten sogar ganz wegfallen.
Eigentlich sollten die neuen Regeln erst bei einem Königswechsel diskutiert werden, doch die Affäre um Fabiolas Privatstiftung hat im Brüsseler Regierungsviertel so viel Wind aufgewirbelt, dass Premierminister Elio Di Rupo nicht anders handeln konnte, notiert L’Avenir. Er hat am Donnerstag in der Kammer versprochen, dass die Zuwendungen an die königliche Familie gekürzt, das System transparenter und die Kontrollen verschärft werden sollen.
Fabiola schafft böses Blut
Doch nicht nur Politiker aller Parteien sind entrüstet, auch bei der Mehrheit der Bevölkerung ist die Privatstiftung der 84-Jährigen bitter aufgestoßen. Laut einer Umfrage der Zeitungen der Sud Presse-Gruppe verurteilen 78 Prozent der Belgier das Verhalten der Alt-Königin. Am Mittwoch war bekannt geworden, dass Fabiola, die Witwe von König Baudoujn unter dem Namen Fons Pereos eine Privatstiftung gegründet hatte, um ihre Erbschaftsangelegenheiten zu regeln. Nach Angaben von Fabiolas Anwalt soll darin kein öffentliches Geld gelandet sein, sondern ausschließlich Vermögenswerte aus Erbschaften ihrer Vorfahren - bestimmt für ihre Nichten und Neffen in Spanien. Das Geld soll aus dem Verkauf von privaten Möbeln und Gemälden stammen.
Het Nieuwsblad meint: Das ist nicht der Punkt. Woher das Geld auch immer stammt: Ein Mitglied der königlichen Familie Belgiens, dessen Leben am Hof nur durch belgische Steuergelder finanziert wird, darf bei seiner Erbschaft nicht Geld am Fiskus vorbeischleusen. Dank der Privatstiftung werden statt der 70 Prozent Erbschaftssteuer für Verwandte dritten Grades nur wenige Prozent fällig.
Di Rupo: Reform der Dotationen
De Morgen weiß zu berichten: Wer jemals einen Blick auf die Finanzen des Königshauses geworfen hat, dem wird schnell klar, dass das System weder deutlich noch transparent ist. Der Palast hält seine Bücher weiter unter Verschluss und erteilt keine Auskunft darüber, wofür das Geld der Dotationen verwendet wird. Indem sie an alten Gepflogenheiten festhalten, sind einige in Laeken dabei, sich ihr eigenes Grab zu schaufeln, so die Zeitung. Die gesellschaftlichen Veränderungen scheinen an den Royals spurlos vorbeigegangen zu sein. Auch Gazet van Antwerpen spricht von einer weltfremden Familie.
Le Soir hofft, dass die Regierung es mit ihren Reformplänen auch wirklich ernst meint. Bereits vor 20 Jahren hatte der damalige Premier Wilfried Martens grundlegende Veränderungen angekündigt. Geändert hat sich seitdem aber kaum etwas. Di Rupo muss jetzt handeln, schreibt das Blatt. Denn die Reform der belgischen Monarchie ist längst überfällig.
Auch La Dernière Heure plädiert für baldige Neuerungen. Das Blatt findet: Neben dem König sollte nur noch der Thronfolger Geld vom Staat erhalten. Denn die anderen Königskinder könnten selbstverständlich arbeiten gehen- wie wir alle - um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Het Laatste Nieuws findet die Kritik der Politiker an der königlichen Familie zwar berechtigt, aber zum Teil auch scheinheilig. Dass Fabiola mit 1,4 Millionen Euro im Jahr eine überhöhte Dotation erhält, ist nicht neu. Doch darüber haben sie in der Vergangenheit immer wieder den Mantel des Vergessens gelegt.
Um mit ihrem Land wieder ins Reine zu kommen, kann Königin Fabiola nur eins tun, schreibt Het Nieuwsblad: Ihre neu gegründete Privatstiftung Fons Pereos muss sie so schnell wie möglich auflösen.
Keine Frage für Denderleeuw allein
La Libre Belgique kommt auf den Bruch des Cordon sanitaire zurück. Im ostflämischen Denderleeuw ist die Minderheitskoalition aus NV-A und CD&V nur unter Duldung des rechtsextremen Vlaams Belang zustande gekommen. "Das ist sehr schlimm und sollte nicht heruntergespielt werden", notiert die Zeitung.
Auch De Standaard spricht von einer vertanen Chance. Der schwächelnde Vlaams Belang ist derzeit auf der Suche nach sich selbst. Jetzt ist also nicht der Zeitpunkt, die Zügel beim Umgang mit den Rechten locker zu lassen. Und, so fügt das Blatt hinzu, das ist mit Sicherheit und mit allem Respekt keine Frage allein für den Stadtrat von Denderleeuw.
Belgischer Schatten in Hollywood
Wie Het Laatste Nieuws auf Seite eins berichtet, ist zum zweiten Mal in Folge ein belgischer Film für den Oscar nominiert. Der Kurzfilm "Dood van een Schaduw" (Tod eines Schattens) von Tom Van Avermaet gilt als Favorit in seiner Kategorie. In der Hauptrolle ist erneut Matthias Schoenaerts zu sehen. Belgiens Hollywood-Hoffnung war bereits letztes Jahr auf dem roten Teppich der Oscar-Verleihung zu Gast. Der Film Rundskop war allerdings leer ausgegangen.
Archivbild: belga