"Die neue Stiftung von Königin Fabiola sorgt für Unmut", so La Libre Belgique auf ihrer Titelseite. "Die Altkönigin will die Erbschaftssteuer umgehen", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Und Het Nieuwsblad meint: "Fabiola gönnt Belgien keinen einzigen Cent".
Um ihre Erbschaft vorzubereiten, hat die Königin im Oktober eine private Stiftung gegründet. Nutznießer sollen ihre Nichten und Neffen in Spanien sein. Statt der üblichen 70-prozentigen Erbschaftssteuer für Verwandte dritten Grades sind dank der Stiftung nur wenige Prozent fällig. Die Kritik im Brüsseler Regierungsviertel fällt heftig aus. "Skandal, Steuerhinterziehung und Enttäuschung: Empörung in allen Parteien", titelt Le Soir.
Fons Pereos
Seit dem Tod von König Baudouin im Jahr 1993 erhält die Witwe vom Staat eine jährliche Dotation von knapp 1,4 Millionen Euro. Damit hat Fabiola seit dem Tod ihres Mannes knapp 27 Millionen von den Belgiern erhalten. De Morgen meint: Das ist nicht Fabiolas Geld, sondern unser aller Geld ihr zur Verfügung gestellt zur Ausübung ihres Amts. Allerdings stellt sich noch eine andere Frage, so die Zeitung. Mit dem Fons Pereos will die Königin ihr Erbe nur katholischen Einrichtungen zugutekommen lassen. Auch ihre Neffen und Nichten müssen römisch-katholisch getraut sein, um für die Erbschaft berücksichtigt zu werden. Die Abgeordneten haben Recht, wenn sie sagen, dass so etwas aus der längst vergangenen Zeit von Leopold II. stammt. Außerdem respektiert die Königin damit nicht die Trennung von Kirche und Staat.
Scharfe Worte findet auch La Libre Belgique: Auch wenn die Gründung einer privaten Stiftung völlig legal ist, wirft die Vorgehensweise in Krisenzeiten wie diesen Fragen auf. Wir Bürger haben ein Recht auf Klarheit und Transparenz. Findet auch La Dernière Heure, die auf ihrer Titelseite die Königin dazu auffordert, endlich Licht ins Dunkel zu bringen.
"Fabiola fällt König Albert in den Rücken"
Le Soir ist ebenfalls kritisch: So schafft sich die Monarchie selber ab, urteilt das Blatt. Dabei wissen wir noch nicht einmal, was uns am meisten entsetzt: die zynische Selbstsucht einer Königin, die Zeit ihres Lebens Barmherzigkeit und Mitgefühl verkörpern wollte, die Verantwortungslosigkeit einiger Mitglieder der Königsfamilie, die noch immer nicht verstanden haben, dass sie in Geldsachen klar und transparent handeln müssen oder doch die völlige Inkompetenz der Berater der Königin, die sie ins offene Messer haben laufen lassen. Der König warnt in seiner Weihnachtsansprache vor Populismus und seine Schwägerin fällt ihm jetzt voll in den Rücken.
De Standaard ist der Meinung: Königin Fabiola kann das Blatt noch wenden, indem sie aus der privaten Stiftung eine öffentliche macht. Mit ihrem Erbe würde dann der Allgemeinheit gedient und nicht irgendwelchen Nichten und Neffen in Spanien. Aber auch die Politik sollte sich Fragen stellen. Entweder ist eine Erbschaftssteuer von 70 Prozent in Ordnung, dann sollten die Schlausten und die Reichsten aber nicht die Möglichkeit haben, die Steuer zu umgehen. Oder aber 70 Prozent sind ungerecht und einfach zu viel. Dann muss der Steuersatz gesenkt werden, und zwar für jeden, auch für die weniger Schlauen und die weniger Reichen.
Cordon sanitaire gebrochen und Bahn reformiert
Fast alle Zeitungen befassen sich mit der geheimen Schöffenwahl im ostflämischen Denderleeuw. "Der Cordon sanitaire ist tot", schreibt La Dernière Heure. "Jetzt hat der Vlaams Belang das Sagen", titelt De Standaard. In der Kleinstadt ist nach einer wochenlangen Patt-Situation eine Minderheitskoalition aus N-VA und CD&V zustande gekommen - dank der Stimmen des rechtsextremen Vlaams Belang. Fast alle Parteien kritisieren den Schritt, weil die Politiker in Denderleeuw nicht in der Lage waren, sich untereinander zu einigen.
Het Belang Van Limburg und Gazet Van Antwerpen melden auf Seite eins: Flandern fordert von Autobauer Ford Fördergelder in Höhe von knapp 43 Millionen Euro zurück. Grund ist die Schließungs-Ankündigung für das Werk im limburgischen Genk.
Het Laatste Nieuws befasst sich mit der neuen Struktur der SNCB-Gruppe. Statt aus drei Sparten soll die Bahn künftig nur noch aus zwei Betrieben bestehen. Auch wenn es Verbesserungen gibt, zum Beispiel dass die Reisenden nur noch einen Ansprechpartner haben, ist das Ganze nur eine halbherzige Lösung, so das Blatt. Denn weder die Bahn noch der Schienennetzbetreiber Infrabel werden eigenes Personal haben. Außerdem bleiben beide Betriebe vom guten Willen des jeweils anderen abhängig. Sind sich die Firmenchefs - wie derzeit - unter einander nicht grün, geht das Chaos wieder von vorn los. Europas Konkurrenzrichtlinien hin oder her, besser wäre ein Einheitsunternehmen. In Deutschland ist das möglich, warum nicht bei uns?, fragt die Zeitung.
L'Echo notiert: Mit der Bahnreform ist Paul Magnettes Arbeit in der Föderalregierung beendet. Spätestens am Montag wird er sein Bürgermeisteramt in Charleroi antreten. Wer für die sozialistische PS in Brüssel nachrückt, darüber wird heftig spekuliert. Genannt werden unter anderem Christian Dupont, Philippe Courard, Jean-Charles Luperto und Karine Lalieux.
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