"Die Rupo geht auf Konfrontation mit De Wever", titelt Het Nieuwsblad und sowohl bei Le Soir als auch bei De Standaard sind die Köpfe der beiden wohl wichtigsten Gegenspieler im Streit um die Zukunft Belgiens abgedruckt.
Am Wochenende hatte sich zunächst der Chef der nationalistischen N-VA zu Wort gemeldet. "2013 ist das Jahr, um den Konföderalismus vorzubereiten", zitiert Le Soir Bart De Wever. "Die N-VA ist eine gefährliche Partei für unser Land", druckt die Zeitung das Kernzitat des Premierministers neben seinen Kopf. In seinem Kommentar stellt sich das Blatt die Frage, was Konföderalismus überhaupt bedeutet. Es kommt zu dem Schluss: Konföderalismus ist nur ein anderes Wort für Teilung.
Wörtlich schreibt Le Soir: "Bei den nationalen Wahlen 2014 geht es nur um eins: die Zukunft oder den Tod des Landes. Jede Partei muss sich klar positionieren, ohne sich hinter einem Schlagwort zu verstecken, das die wahren Absichten verschleiert. Bislang hat die N-VA diesen Mut nicht bewiesen. Es ist an ihr, Klartext zu sprechen. Sonst müssen das andere Parteien, müssen das andere Politiker machen, wie zum Beispiel Di Rupo am Wochenende. Die Bürger haben es verdient, die Wahrheit zu hören, es geht um ihre Zukunft, so Le Soir.
N-VA verschleiert wahre Absichten
La Libre Belgique entfernt sich in ihrem Kommentar von De Wever und Di Rupo und nimmt sich die Äußerungen von Flanderns Ministerpräsident Kris Peeters zur Brust. Der Politiker von der christdemokratischen CD&V hatte am Wochenende in einer Fernsehdiskussion geäußert, dass er Bart De Wever bei den Plänen für eine Konföderation nicht unterstützen würde.
Die Zeitung fragt sich, wie glaubwürdig solche Äußerungen sind. Denn bislang sei Peeters meist als williger Handlager von den Ideen Bart De Wevers in Erscheinung getreten. In Flandern regiert die CD&V in einer Koalition mit der N-VA. La Libre Belgique kommentiert deshalb kritisch: Die CD&V macht eine Kehrtwendung um 180 Grad. Wer kann sicher sein, dass es in einem Jahr nicht wieder eine Kehrtwende gibt, wieder um 180 Grad. Die Geschichte der CD&V ist voll von Sinneswandlungen, Änderungen der Parteilinie und Verrat. Und der Konföderalismus bleibt natürlich weiter im Programm… der CD&V", schreibt La Libre Belgique.
"Di Rupo macht die N-VA populärer"
Anders bewerten flämische Zeitungen den neu entfachten Streit. Het Nieuwsblad weist darauf hin, dass Di Rupo mit seinen kritischen Äußerungen zur N-VA den anderen flämischen Parteien nicht hilft. Der Premier mache die N-VA nur noch populärer.
Die Zeitung schreibt dazu in ihrem Kommentar: Das ist das gute Recht von Di Rupo. Ein Premierminister darf den politischen Feind kritisieren - und nichts anderes hat Di Rupo gemacht. Aber viel besser als jetzt schon mit Wahlkampfparolen zu tönen, wäre es, die Bürger mit guter Politik zu überzeugen. Für eine Regierungspartei gibt es keine größere Gefahr als eine ewige Wahlkampfkampagne. Und genau in einer solchen sind wir jetzt wieder gelandet, analysiert Het Nieuwsblad.
Ähnlich sieht das Het Laatste Nieuws. Jetzt sprechen wieder alle über die N-VA, überlegen Medien und Bürger hin und her, was sich hinter der Idee einer Konföderation wohl verbergen könnte, und dabei wird vergessen, dass es so viele Sachen gibt, die uns viel dringender beschäftigen müssten: Wie viel bleibt von unserem Lohn übrig, haben wir morgen noch einen Job, kommt unsere Wirtschaft wieder in Schwung, wie viel müssen wir eigentlich sparen, wie steht es um die öffentliche Sicherheit, müssen wir die Kernkraftwerke wieder hochfahren - zu viele Fragen, um sie alle aufzuzählen. Aber leider scheint das nicht wichtig zu sein, bedauert Het Laatste Nieuws.
Mehr Kontrollen, bitte!
De Standaard und Le Soir machen mit der Meldung auf, dass die Belgier mehr Kontrollen im Straßenverkehr wünschen. Beide Zeitungen veröffentlichen die Ergebnisse einer Umfrage des Instituts für Straßensicherheit. Demnach ist die Mehrzahl der Befragten für deutlich schärfere Kontrollen aller Art, um Unfälle und Opfer auf der Straße zu vermeiden. Mehr Alkoholkontrollen, mehr Blitzer, aber auch die Vorschrift zum Tragen von Leuchtwesten für Fußgänger und Radfahrer finden die deutliche Zustimmung bei der Bevölkerung.
Het Laatste Nieuws widmet seinen Aufmacher dem angeblichen Dopingskandal, der den flämischen Sport seit dem Wochenende in Atem hält. Untersuchungen bei dem Sportarzt Chris Mertens aus Rotselaar hatten den Verdacht geschürt, dass er verbotene Mittel an Profis verabreicht haben könnte. Daraufhin fühlten sich einige Sportler dazu berufen, in der Öffentlichkeit klarzustellen, dass sie zwar von Mertens behandelt würden, aber nie gedopt hätten. Im Verdacht stehen neben Radprofis unter anderem auch Fußballspieler und Leichtathleten.
Spieglein, Spieglein an der Wand…
Schließlich sind die Journalisten von La Dernière Heure und L‘Avenir am Sonntagabend noch so lange aufgeblieben, dass sie in den heutigen Ausgaben ihrer Zeitungen schon den Namen der Miss Belgien 2013 nennen können: Neueste schönste Frau des Landes ist Noémie Happart aus Grâce-Hollogne, westlich von Lüttich. Sie setzte sich am Sonntagabend in Knokke gegen 19 Mitkonkurrentinnen durch. Die 19-jährige Psychologiestudentin war die einzige Blondine unter den vier Kandidatinnen, die schon vor der Veranstaltung als Favoritinnen gehandelt worden waren.
Bild: Kristof Van Accom (belga)