“Wirbel um Cordon sanitaire“, schreibt De Standaard. “Der Schutzwall gegen die Rechten bröckelt“, meint das GrenzEcho. Het Belang van Limburg wird auf Seite eins konkreter: Im limburgischen Lanaken hat es ein Vlaams Belang-Kandidat in den Sozialhilferat geschafft, dank der Unterstützung von Christdemokraten und Nationalisten.
Die Zeitung fügt hinzu: Auch anderswo in Flandern, nämlich in Liedekerke, Lebbeke, Buggenhout, Steenokkerzeel, Zandhoven, Lint, Westerlo und Kortrijk ist Ähnliches passiert. Völlig aussichtslos erscheint die Lage im ostflämischen Denderleeuw. Alles deutet darauf hin, dass es zu einer Minderheitskoalition aus N-VA und CD&V unter Duldung des rechtsextremen Vlaams Belang kommen wird.
Wie Het Laatste Nieuws bemerkt, ist der Cordon sanitaire damit streng genommen nicht gebrochen, aber das Prinzip wird aufgeweicht, erklärt der Politikwissenschaftler Carl Devos von der Universität Gent.
Löcher im Schutzwall gegen Rechts
Wie De Standaard auf seiner Titelseite berichtet, versuchen die nationalen Parteivorsitzenden die kleinen Löcher im Schutzwall zu dichten. Für den CD&V-Vorsitzenden Wouter Beke bietet die Zusammenarbeit mit dem Vlaams Belang keinerlei Perspektive. Gwendolyn Rutten von der OpenVLD befürchtet Chaos und Unregierbarkeit. Der geistige Vater des Cordon sanitaire, der grüne Jos Geysels, hält ihn noch immer für ein nützliches Prinzip. Anfang der 1990er Jahre nach dem Durchbruch des rechtsextremen Vlaams Blok hatten sich die traditionellen Parteien darauf verständigt, die Rechten unter keinen Umständen an die Macht zu lassen.
Gazet van Antwerpen bedauert, dass es in Denderleeuw zu dieser Patt-Situation gekommen ist. Das Schlimmste ist, dass die vier traditionellen Parteien CD&V, N-VA, S.PA und OpenVLD es nicht geschafft haben, sich auf eine Mehrheit zu einigen. Grund sind Starrköpfigkeit und persönliche Machtansprüche. Jetzt sollen die Rechten eine Minderheitskoalition aus der Opposition heraus unterstützen. Dass das nicht funktioniert, dafür reicht ein Blick in die Niederlande, wo das erste Kabinett von Ministerpräsident Rutte wegen der fehlenden Unterstützung des Populisten Wilders gescheitert war.
La Libre Belgique bedauert die Aufweichung des Cordon Sanitaire ebenfalls. Im Gegensatz zur nationalistischen N-VA ist der Vlaams Belang undemokratisch und weist faschistische Züge auf. Mit den Rechten zusammenarbeiten war, ist und wird auch in Zukunft einer Beschmutzung der Demokratie gleichkommen.
Het Belang van Limburg hat eine Erklärung für die plötzliche Zusammenarbeit mit den Rechten. Der Vlaams Belang war der große Wahlverlierer. Die Partei wird deshalb ganz anders als noch vor ein paar Jahren nicht mehr als große Bedrohung angesehen.
Das GrenzEcho hebt die Doppelmoral am Schutzwall hervor. Der Damm gegen den Vlaams Belang ist den traditionellen Parteien oft genug zu Pass gekommen um die eigenen Machtansprüche durchzusetzen. Jede noch so erfolglose Koalition konnte als Totschlag-Argument gelten machen, immer noch besser zu sein als die Alternative Vlaams Belang.
“Antwerpener Huren“ auf Facebook
Het Laatste Nieuws berichtet über eine Schmutzkampagne gegen junge Mädchen in Antwerpen. Unbekannte Täter haben ohne Erlaubnis Fotos der Schülerinnen ins Sozialnetzwerk Facebook hochgeladen und sie dort aufs Übelste beschimpft. Unter anderem wurden sie als Huren bezeichnet. Mindestens drei Mädchen haben bereits Anzeige erstattet. Wie Het Nieuwsblad schreibt, ist die Polizei derzeit machtlos, weil Facebook die IP-Adresse der Gründer der Seite bislang nicht herausgerückt hat. Die umstrittene Seite wurde aus dem Netz genommen.
Nach Angaben von Le Soir müssen Bahnreisende in Belgien noch bis mindestens Ende 2014 auf die neue Fahrplanstruktur der SNCB warten. Grund sind die schwierigen Verhandlungen mit den Gewerkschaften über die Neugestaltung der SNCB-Gruppe. Die Bahn plant, ihren Fahrplan nach Schweizer Vorbild umzustellen. Demnach sollen künftig mindestens zwei Züge pro Stunde in jedem Bahnhof des Landes Halt machen. Seit das Prinzip in der Schweiz eingeführt wurde, sind die Züge dort so gut wie immer pünktlich. Auch die Produktivität konnte um 20 Prozent erhöht werden. Die aktuelle Fahrplanstruktur bei der belgischen Bahn stammt aus dem Jahr 1998 - inzwischen transportiert die SNCB aber 50 Prozent mehr Reisende.
Depardieu wird Russe, Mathilde ist langweilig
Le Soir berichtet auch über die neue Staatsangehörigkeit des französischen Schauspielers Gérard Depardieu. Seit gestern ist er Russe. Dafür hat der russische Präsident Vladimir Putin höchstpersönlich gesorgt. Die Zeitung bemerkt: Sollte Depardieu tatsächlich seinen französischen Pass zurückgeben, und weiterhin im belgischen Grenzort Néchin wohnen bleiben, bräuchte er neben einer Aufenthaltsgenehmigung auch ein gültiges Schengen-Visum.
Laut einer Umfrage des deutschen Magazins Frau im Spiegel, die Het Nieuwsblad veröffentlicht, gehört die belgische Mathilde zu den langweiligsten Prinzessinnen Europas. Hinter ihr landet nur Prinzessin Stéphanie aus Luxemburg. Die ersten Ränge belegen Viktoria aus Schweden und Kate aus Großbritannien.
Bild: Olivier Hoslet (belga)