“Die Belgier sparen sich zu Tode“, schreibt De Morgen auf Seite eins. Bei De Standaard heißt es: “Belgier sparen sich arm“. Wie Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite berichtet, sind die Sparbücher hierzulande inzwischen mit rekordverdächtigen 230 Milliarden Euro gefüllt - knapp 20 Milliarden mehr als noch vor einem Jahr.
Hintergrund ist die anhaltende Finanzkrise und die Angst vor noch schlechteren Zeiten. Obwohl die Zinssätze so niedrig sind wie noch nie, und man gemessen an der Inflation sogar Geld verliert, ist das klassische Sparkonto in Belgien weiter hoch im Kurs. Davon profitieren sowohl die Großbanken wie BNP Paribas Fortis, KBC, Belfius und ING, als auch kleinere Anbieter. Immer beliebter werden Onlinekonten, weil die Gebühren dafür niedriger sind und die Zinssätze meist etwas höher.
(Zu viel) Sparen ist ungesund
De Standaard bemerkt: Wer Geld spart, gibt keins aus. Höhere Spareinlagen heißt auch: weniger Konsum und weniger Investitionen. Das ist schlecht für unsere Wirtschaft. Die Belgier wollen kein Risiko eingehen und setzen weiter blind auf das gute, alte Sparbuch: zurzeit ein Verlustgeschäft. Besser wäre es, wenn die Belgier ihr Geld in nachhaltige Produkte stecken würden. Zum Beispiel in alles, was mit Energiesparen zu tun hat. Das sorgt für Wirtschaftswachstum, und das haben wir jetzt nötig.
L’Avenir berichtet über die dramatischen Folgen der Krise auf dem Automarkt. Die Anzahl verkaufter Wagen ist im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gesunken. Einige Autohersteller verzeichnen noch größere Verluste. Nur die Luxusmarken bekommen die Krise kaum zu spüren.
Pyrrhus-Sieg für Obama
De Morgen kommt auf den Kompromiss im US-Haushaltsstreit zurück. In letzter Sekunde haben Demokraten und Republikaner in Washington eine Katastrophe für die amerikanische und die Weltwirtschaft verhindert. Die reichen Amerikaner werden jetzt etwas mehr zur Kasse gebeten. Auch bei uns in Belgien geht die Schere zwischen arm und reich weiter auseinander. In den USA hat man 20 Jahre gebraucht, um so etwas wie eine Vermögenssteuer einzuführen. Wie lange werden wir dafür noch brauchen?, fragt die Zeitung.
Die Einigung in den USA ist nur zwei Monate gültig, deswegen spricht Het Belang van Limburg von einem zu teuer erkämpften Erfolg - einem Pyrrhus-Sieg - für Präsident Obama. Die Republikaner werden ihre weitere Zustimmung den politischen Gegner teuer zu stehen lassen kommen. Krank und gespalten: Das lange Hickhack zwischen Demokraten und Republikanern steht für das Blatt stellvertretend für das politische System in den Vereinigten Staaten.
Het Nieuwsblad befasst sich mit den ein Prozent Superreichen in unserer Gesellschaft. In den USA droht die Blockade, weil Präsident Obama die Vermögenden mehr zahlen lassen möchte. In Frankreich sorgt die Reichensteuer von Präsident Hollande für heillose Verstrickungen. Unser System funktioniert nur, wenn alle solidarisch sind und nach ihren Möglichkeiten beitragen. Wenn die Superreichen mitmachen, wären wir schon einen Schritt weiter, schlussfolgert Het Nieuwsblad.
Cordon sanitaire in Gefahr
Nach Angaben von Le Soir ist der Cordon sanitaire, die Pufferzone gegen die Rechtsextremen, in Gefahr. Im ostflämischen Denderleeuw könnte der politische Schutzwall erstmals in 20 Jahren gebrochen werden. Weil in der Kleinstadt keine Mehrheit zustande kommt, wollen N-VA und CD&V ein Minderheitskabinett bilden und sich durch den rechten Vlaams Belang unterstützen lassen. Das wäre eine bedauerliche Premiere, findet die Zeitung. Bereits in der kommenden Woche soll es im Gemeinderat von Denderleeuw eine geheime Abstimmung darüber geben.
Auf sich aufmerksam gemacht hat in diesem Zusammenhang der christdemokratische Senator Rik Torfs. Er hatte erklärt, ohne den Cordon sanitaire wären Bart De Wever und seine N-VA niemals so erfolgreich geworden. Die flämischen Parteien hatten sich Anfang der 1990er Jahre nach dem Durchbruch des Vlaams Blok darauf verständigt, mit dem Cordon sanitaire die Rechten unter keinen Umständen an die Macht zu lassen.
Het Laatste Nieuws sieht etwas Positives in den Wahlerfolgen der N-VA: Die Demokratie in Flandern hat sich dadurch erweitert. Ganze Wählerschichten haben sich von den Rechtsradikalen abgewendet und sind ins demokratische Lager zurückgekehrt. Allerdings sollten sich die Nationalisten darüber im Klaren sein, dass auch sie in den nächsten Jahren als etablierte traditionelle Partei angesehen werden und dadurch weniger Protestwähler anziehen werden.
Laut La Libre Belgique ist die Asylproblematik in Belgien mittlerweile unter Kontrolle. Im vergangenen Jahr hat es 15 Prozent weniger Anfragen gegeben als im Vorjahr. Auch die Anzahl der Rückkehrer steigt. Im Schnitt verlassen 500 Flüchtlinge jeden Monat unser Land. Staatssekretärin Maggie De Block hatte daraus eine Priorität gemacht.
Auf zur Schnäppchenjagd
Gute Nachrichten für Schnäppchenjäger: Weil die Händler wegen der ungewöhnlich milden Temperaturen auf einem bedeutenden Teil der Winterkleidung sitzen geblieben sind, rechnet L’Avenir mit großen Rabatten. Heute beginnt in Belgien der Winterschlussverkauf.
Bild: malerapaso (istockphoto)